Elisabeth-Sophien-Koog – Flensburg (81 km)

 

Als ich heute Nacht vom Trommeln der Regentropfen auf das Zeltdach geweckt wurde, schwante mir nichts Gutes. Doch zum Glück hatte es sich das Wetter am Morgen wieder anders überlegt. Es gab zwar noch ein paar Wolken, doch den Rest hatte der Wind weggepustet. Leider pustete er nicht in die richtige Richtung, sondern kam aus Nordwesten uns direkt entgegen.

Wir frühstückten erst einmal gemütlich in einer etwas nüchternen leeren Halle, aber wenigstens ohne kalten Wind. Danach bauten wir die Zelte ab, verstauten alles auf den Rädern und fuhren los. Diesmal nahmen wir den Weg hinter dem Deich, der uns etwas windgeschützter zu sein schieb, aber trotzdem noch ziemlich anstrengend war. Wir fuhren am Arlau-Speicherbecken und Lütmoorsee vorbei. Eine Informationstafel wies darauf hin, dass die Deiche erst Ende der 1980er Jahre gebaut wurden, vorher reichte das Watt viel tiefer ins Land hinein.

Während wir so dahinradelten, begann Jürgens Hinterreifen ein zischendes Geräusch abzugeben, so dass wir einen kurzen Reparaturstopp einlegen mussten.

Kurze Zeit später wechselten wir dann auf die Innenseite des Deiches. Nun hatten wir einen schönen Blick auf die Halligen und das Wattenmeer. Neben den üblichen Schafen sahen wir noch Austernfischer, Brandenten, Möwen und sogar mehrere ziemlich große Feldhasen.

Unser erstes Ziel am heutigen Tag war die Hamburger Hallig, die noch direkt am Festland liegt. Rechts und links des Weges lagen die Salzwiesen, und ein Naturlehrpfad wies auf Besonderheiten dieser Vegetationsform hin. Die Hamburger Hallig ist ein beliebtes Ausflugsziel. Das liegt sicher nicht nur an der tollen Lage und dem schönen Strand, sondern auch am Halligkrug, einem sehr guten Restaurant. Trotz des Windes konnten wir draußen sitzen und bei sehr leckerem ortstypischen Essen die wunderbare Aussicht genießen.

Der Rückweg fuhr sich etwas besser, schließlich hatten wir den Wind im Rücken. Wir machten noch einen kurzen Abstecher zum Naturfreundehaus. Dort gab es eine Vogelbeobachtungsstation, die zeigte welche und wieviele Vögel in den Salzwiesen rasteten. Eine junge Frau verwies auf die Ferngläser und zeigte, wo gerade eine Uferstelze im Wasser stand, die wir aus der Ferne beobachten konnten.

Wir warfen noch einen Abschiedsblick auf die Nordsee, und dann ging es weiter ins Land hinein in Richtung Ostsee. Nun wehte uns auch der Wind nicht mehr entgegen, sondern kam meist von hinten bzw. von der Seite. Wir fuhren zuerst einmal nach Bredtstedt. Dort war glücklicherweise schon Flensburg ausgeschildert – noch 49 km. Das würde kein Zuckerschlecken werden, aber wir hatten erstmal ein Ziel vor Augen. In Bredtstedt füllten wir unsere Kuchenvorräte wieder auf – für das Picknick unterwegs. Dann gings weiter. Die Route führte durch Wälder und über Felder, ab und an auch auf der Straße oder auf Radwegen neben der Straße. Wir kamen gut voran und erreichten mit zwei Picknickpausen gegen 18.00 Uhr Flensburg. Nun mussten wir noch eine Unterkunft finden. Unsere erste Anlaufstelle das Acardia-Hotel war leider ausgebucht, doch die freundliche Dame an der Rezeption fand nach mehreren Absagen noch zwei Doppelzimmer für uns in Dittmer's Gasthof zum stolzen Preis von 125 € pro Zimmer. Offensichtlich ist Flensburg an den Wochenende eine bei skandinavischen Touristen sehr gefragte Stadt.

Nachdem wir unsere Räder verstaut, die Zimmer bezogen und uns etwas erfrischt hatten, gingen wir in die Stadt und bummelten durch die Fußgängerzone. Mit seinen zahlreichen Gassen, alten Häusern und hübschen Innenhöfen ist Flensburg wirklich ein lohnendes Ziel. In einem Innenhof hatte Doro das Restaurant Senfmühle entdeckt, wo wir Abendbrot essen wollten, doch leider war alles besetzt, so dass wir weiter ziehen mussten. Im Lokal nebenan war noch Platz in einer ehemaligen berüchtigten Studikneipe, die nun von der Allgemeinheit genutzt wird. Wir wählten mehrere kleine Speisen (indische Kartoffelbällchen, Kartoffelcurry, canarische Kartoffeln). Es war alles sehr lecker und ziemlich sättigend.