Büsum – Oben (79,2 km)
Nach einem guten Hotelfrühstück pünktlich ab 8.00 Uhr rollten wir gegen 09.25 Uhr weiter. Büsum hatten wir ja bereits gestern abend kennen gelernt und so nahmen wir den kürzesten Weg durch die Stadt in Richtung Deich und Nordseeradweg. Einen Guten-Morgen-Blick auf die Nordsee wollten wir uns aberdoch gönnen und so stiegen wir auf den Deich. Was wir sahen war nicht die Nordsee sondern davor noch eine Familienlagune, die von der wilden Nordsee durch einen Damm abgetrennt war.
Ein Blick auf die Wetterdaten am Infopavillon: 12 Grad Celsius und Wind aus Südwest (juchhu – fast Rückenwind)
Weiter verlief der Radweg windgeschützt hinter dem Deich – ohne Blick auf die Nordsee, dafür mit Blick auf die Äcker und Wiesen im Hinterland. Auch da gab es einiges zu entdecken: zwei richtige Feldhasen, eine Entenfamilie mit drei Kleinen auf einem Teich. Und beim einem Blick über den Deich sahen wir etliche Austernfischer mit ihren charakteristischen roten Schnäbeln durch die Pfützen im Watt rennen – das Wasser hatte sich diskret zurückgezogen. Auch hier führte der Weg bald über weite Strecken vor dem Deich durch Schafgebiet; diese hatten auch zum Teil ganz selbstverständlich den Weg in Besitz genommen und es sich darauf, viele zumindest am Rande, bequem gemacht. Und natürlich mussten wir auch hier wieder viele Viehgatter passieren.
Aber eines war anders: strahlend blauer Himmel und Sonnenschein animierten uns sogar kurzbeinig zu fahren. Aber der Wind kühlte doch noch ganz ordentlich, für kurzärmlig reichte es noch nicht so richtig.
In der Ferne regte bereits die Warte des Eidersperrwerks über den Deich hinaus. Von nahem besehen waren die riesigen Metalltore mit den dahinterliegenden Stahlträgerkonstruktionen, die die konkaven Stahlkörper bei Flutgefahr in die Eidermündung absenken würden, schon beindruckend. Die eigentliche Attraktion aber war eine ausgedehnte Brutkolonie von Lachmöven und Seeschwalben direkt am Deich vor dem Sperrwerk, von den Besuchern nur durch ein Geländer und Hinweise zur Rücksichtnahme getrennt. Einge der eleganten rotschnäbligen schwarzköpfigen Lachmöven besserten gerade noch ihr Nest auf, andere kümmerten sich bereits intensiv um ihren Nachwuchs. Die kleinen braunschwarz gefleckten Küken waren kaum zu erkennen. Ab und zu schob sich Mutti schon mal mit ihrem Bauch über die flauschigen kleinen Knäuel.
Hinter dem Eidersperrwerk bogen wir von der Hauptstrecke in Richtung Tönning ab. Den bekannten "Touristenmagnet" St. Peter-Ording befanden wir nicht des großen Bogens an der Nordseeküste für würdig. Tönning war auf der Karte als sehenswert empfohlen – und das sollte sich auch so bestätigen.
Aber vorher radelten wir noch durch eine schöne grüne Landschaft, das Kattinger Watt, das erst in den 70er Jahren der Nordsee abgerungen worden war. An Aussichtstrum und Infotafel hielten wir für ein Picknick mit Blick ins Grüne. Von Tönning lernten wir zunächst den kleinen historischen Hafen kennen. Über enge Straßen mit alten Häusern z.T. noch aus dem 17. Jahrhundert erreichten wir den Marktplatz. Außer schönen alten Häusern gab es auch einen Bäcker wo wir unseren Proviant um Brot und Kuchen ergänzten.
Jetzt ging es im weitestgehend offenen Binnenland weiter, über uns blauer Himmel mit weißen Wölkchen aber manchmal war der Wind leider auch sehr entgegenkommend. Da verließ uns selbst in Witzwort aogar mal der Wortwitz. Bald erreichten wir Husum, das sich nicht von seiner „grauen Seite“ zeigte. Am alten Hafen bei schönstem Sonnenschein gab es Scholle, Knurrhahn oder auch nur Salat und zum Nachtisch noch ein Eis. Jürgen legte sich in einem Treckingladen noch schnell ein paar Sandalen zu, da ihn die Sohle seiner alten Schlappen zu verlassen drohte. Noch ein kleiner Einkauf und eine Runde durch die Stadt mit Abstecher ins Tourismusbüro. Aber leider umsonst, es gibt keine Schifffahrt mehr von Husum, und so mussten wir weiter bei gutem Belag aber auch gutem Wind gen Nordstrand radeln. Wider gab es schöne Deichblicke – aber die Strecke zog sich … bis nach England (jedenfalls war es hier schon ausgeschildert. Wir trafen auf drei eingeborene und vor allem ortskundige „Deern“, die sich sehr auskunftsfreudig zeigten – eine von ihnen kam auch aus England. Irgendwann waren wir dann oben – von dem gleichnamigen Ort ging es nur wenige Meter nach „unten“ (vom Damm herunter) zum Zeltplatz. Es gab dann eine sehr ausführliche Einweisung in den Zeltplatz, einschließlich der Radlermoral abträgliche Lockangebote für Schiffspassagen von Insel zu Insel.
Nach Zeltaufbau und Abendbrot – es gab Picknickbänke ! – unternahmen wir noch einen Abendspaziergang am Watt um unsere Batterien wieder aufzuladen…