Ruhetag in Doolin
Spontan hatten wir beschlossen, einen Ruhetag einzulegen, wobei dies natürlich nicht hieß, es sich auf dem gut gepflegten grünen Rasen des gepflegten Campingplatzes bequem zu machen. Ok, das taten wir zumindest zum Frühstück, diesmal mit Kaffee und Tee. Während der Frühstücksvorbereitung tauschten wir noch „Geheimtipps“ mit unseren Zeltnachbarn aus Potsdam aus, die nur frühstückten und dann noch weiter in die Richtung wollten wo wir gerade herkamen.
Nun sollte es per Boot auf die Aran Islands gehen; wir entschieden uns für die kleinste der drei Inseln – Inishere – mit anschließendem Abstecher um die Klippen von Moher auch noch von der Seeseite zu bewundern.
Die Seefahrt begann sehr abenteuerlich: Da gegen 10.00 Uhr noch Niedrigwasser herrschte, mussten alle Passagiere an Bord eines Speedboots gehen, eine Schwimmweste anziehen und wurden im Affenzahn in mehreren Schiffsladungen zu den in tieferem Wasser vor Anker liegenden Schiffen gebracht.
Während wir so warteten bis unser Schiff voll und auslaufbereit war tauchten immer wieder an wechselnden Stellen Delfine auf – sie „umspielten“ sozusagen die Schiffe.
Bei bestem Sonnenschein aber frischem Wind nahm die kleine Flotte der drei Ausflugsschiffe Kurs auf Inishere. Nach 30 Minuten legten wir an der noch sehr hohen Pier an, aber das Aussteigen verlief trotz steiler Gangway auch für Kleinkind, Hund und etliche ältere amerikanische Herrschaften unfallfrei. Im Hafen warteten etliche Pferdewagen und Kutschen sowie ein Kleinbus um Touristen die Insel auf bequem Weise nahe zu bringen. Wir entschieden uns zur Abwechslugn mal für Wandern.
Wir konnten unsere Jacken getrost im Rucksack verstauen – die irische Sonne meinte es gut mit uns. Unsere Inselwanderung führte uns an St. Kevin’s Church vorbei, von weitem waren eigentlich nur die charakteristischen Steinkreuze zu sehen. Die Kirchenruine selbst war „tiefer gelegt“, d.h. um sie herum hatte angewehter Sand eine große Düne aufgetürmt, so dass die Bewohner immer wieder die Kirche freilegen mussten. Die Grabmale reichten von einer sehr alten Steinplatte bis zu schwarz glänzenden Grabsteinen jüngeren Datums, einer erinnerte war sogar einer in San Francisco Verstorbenen gewidmet – Zeugnis der irischen Auswanderung.
Oben auf dem Berg grüßten die Reste einer Burg aus dem 15. Jahrhundert und ein baufälliger Turm aus dem 18. Jahrhundert. Wir passierten ein kleines Café mit einem wohl klingenden Angebot an selbst gebackenen Kuchen, Seafood Chowder (eine cremige Meeresfrüchte- und Fischsuppe), Krabbenscheren mit Salat usw. Wir dachten so bei uns: „Das wird man sich merken müssen…“
Die gesamte Insel war von Mauern durchzogen, die von Hand aus flachen, vertikal und horizontal Steinen aufgeschichtet waren. Ein Labyrinth von kleinen Parzellen, in denen ab und zu ein Schaf, ein Pferd oder ein paar Kühe versteckt waren. Auf verwinkelten Wegen kamen wir dem Leuchtturm näher, aber in unserem Teil des Labyrinths gab es keinen direkten Weg dorthin. Zwei Wanderer, die uns entgegen kamen, beruhigten uns, es gäbe einen Pfad zum Leuchtturm über die Felsen. Auf steinigen Pfaden gelangten wir zum Hauptweg, der uns wieder zum Dorf führte. Da wir noch Zeit bis zur Abfahrt unseres Schiffs hatten, machten wir doch noch den Umweg und kehrten bei dem Café ein. Eine Seafood Chowder Soup, zwei Soup of the Day und zweimal Irish Cheesecake, und zur Verkürzung der Wartezeit wurden Bildbände über Irland, Geschichte und das „Irish Seaweed Cookbook“ gereicht. Ich wusste gar nicht, dass man Algen und Seetang knusprig braten oder auf vielerlei schmackhafte Art zubereiten oder in anderen Gerichten verwenden kann.
Als die Wirtin den Nachbartisch abräumte und außer uns keine Gäste mehr da waren, kamen wir ins Gespräch. Wir erfuhren, dass sich trotz der nur 250 Einwohner der Insel die Schule, die wir auf dem Hinweg bemerkt hatten, durchaus lohnt: mit jeweils 25 Kindern in der Primar- und der Sekundarstufe. Und es gibt auch wieder Zuwachs auf der Insel. Vielleicht auch weil es gegenüber dem Festland so eine kleine heile Welt ist. Hier kann man die Türen unverschlossen lassen, die Kinder können beruhigt spielen und müssen nicht vor dem Supermarkt herumhängen. Und alles was man als normaler Inselbewohner so braucht (das Café bestellt beim Großhändler), ordert man beim Supermarkt, die liefern es zum Boot und man holt es im Hafen ab. Eigentlich muss man nicht aufs Festland, sie selbst stammt aus Dublin, aber sie vermisst es nicht. Bisher nurzweimal hat sie in diesem Jahr die Insel verlassen. Aber wenn die Inselbewohner Besorgungen machen, z.B. in der Stadt in Galway, dann macht man das meist gemeinsam. Erst wird alles erledigt, Behördengänge und Einkäufe und dann treffen sich die Männer im Pub auf eine Pint – so eine Art Ritual ist das.
Außerdem ist die Insel vom Wetter verwöhnt, man sieht die Wolken ‚rüber zum Festland oder in Richtung Galway ziehen, aber diesen kleinen Flecken Insel hat das Unwetter übersehen.
Die Leute lieben es, die Saison geht von März bis Oktober, und die da viele für den Tourismus arbeiten, freuen sie sich auf die Ruhe danach und davor.
Ja, unterhalten tun sie sich auf der Insel hier auf Gälisch, das ist wie Deutsch viel einfacher, die Engländer haben für ein und dasselbe so viele unterschiedliche Wörter, extra um uns durcheinander zu bringen…
Bei all der Plauderei hatten wir glatt Doros Stück Käsekuchen vergessen, unter wortreichen Entschuldigungen packte uns die nette Wirtin das Stück noch ein und wir konnten zur Pier eilen.
Mittlerweile war der Wasserstand gestiegen, so dass unser Schiff nicht mehr so tief lag. Auch hier im Hafenbecken spielte ein Delfin, er begleitete uns noch eine Weile und tauchte immer mal wieder zum Greifen nah neben dem Boot auf.
Wir näherten uns den Klippen von Mohar, das Boot fuhr sogar ziemlich dicht bis an eine einzeln stehende Felsnadel vor den Klippen heran, die über und über von Trottellummen bevölkert war.
Ganz oben auf der imposanten Felswand der Steilküste sah man einzelne Wanderer als ganz kleine Männchen.
Abschied von den Klippen und zurück zum „Heimathafen“.
Auf dem Zeltplatz war es inzwischen übersichtlich geworden, einsam standen unsere zwei Zelte an der Mauer. Der junge Zeltplatzwart unterbrach kurz seine Rasenmäherrallye um unsere Einkäufe abzukassieren.
Dann erwartete uns noch das letzte große Abenteuer des heutigen Tages: Wäschewaschen mit einer Münzwaschmaschine mit drei Termperaturstufen und einem Einschalter. Erst passierte lange nichts, weshalb wir noch einmal der vorbeifahrenden Platzwart von seinem Rasenmäher „herunterholten“. Bei der Gelegenheit ließen wir uns gleich noch den Trockner erklären.
Ich nutzte die Wartezeit, um im bequemen Sessel in der „Waschküche“ mit Blick auf den grünen Rasen diese Zeilen zu schreiben und das Laden der diversen Akkus und Geräte zu beaufsichtigen.
Schließlich brauchte das Netbook auch mal wieder Strom…
Die anderen Drei sind noch mal kurz zum Strand, während ich hier noch „das Netz einholen muss um die letzten Beiträge einzustellen.