Die Antwort ist … Martin Walker!
Man könnte versucht sein, Martin Walker als Krimiautor zu begreifen, der liebenswerte Charaktere in einem idyllischen Örtchen (St. Denis) im Périgord durch Verbrechen aus dem Gleichgewicht zu bringen sucht.
Wer aber diesen Schriftsteller, der eigentlich Journalist, Historiker und Politikwissenschaftler ist, live erlebt, wie er von der schönen Auszeit im Perigord schwärmt, die er zwischen zwei Flugreisen in seinem Job als Berater in einem "Think Tank" in Washington braucht, der verzeiht den Odor von Snobismus und Harmoniesucht bis hin zur Romanze, der sich seinen Büchern findet. Schließlich ist da immer auch mehr zu berichten; in die Idylle bricht die Realität der Globalisierung ein – ein erwünschter Effekt, so Walker. Auch St. Denis bleiben die weltpolitischen Themen nicht erspart. Was bemüht erscheinen mag ist dem anderen Leben des Martin Walker geschuldet: vor allem der journalistischen Karriere, die ihn auch an weniger idyllische Orte geführt hat, wie den Kriegsschauplatz Libanon in den 70er Jahren oder als Korrespondent in Moskau. 25 Jahre für "The Guardian" hinterlassen eben seine Spuren.
Und so gehört für ihn, wie er gesteht, die Rechereche, das Graben in Archiven dazu – ebenso wie die "journalistisch exakte" Beschreibung der Idylle. Selbst Kochen gehört zur Authentizität dazu, wiewohl unter den strengen Augen seiner Frau und von Pierrot, der genauso gut kocht wie sein literarisches Ebenbild Bruno.
PS: Bis auf die gelesenen Passagen aus dem englischen Buch sprach Martin Walker ein "niedliches", angenehmes Deutsch und brachte mit diebischer Freude neu gelernte deutsche Wörter in seinen Antworten unter: Lampenfieber, Rampensau, Schlaraffenland.
(13.05.2013 – Lesung und Buchvorstellung "Femme Fatale" – The Devil's Cave – bei Dussmann)