Berlin-Dublin-Limerick-Rigney’s Farm (29,39)
Nach den letzten Packaktivitäten traf gestern abend die 2. Hälfte unser Expeditionsgruppe – Doro und Jürgen – bei uns ein, pünktlich zum Essen.
Nach einem Spargel-Abendmahl – nach unserer Rückkehr wird die Saison beendet sein – ging es heute früh … mit einem guten Frühstück los. Die erste Etappe (Start 07.00 Uhr) führte zum Bahnhof Medienstadt Babelsberg. Zum Glück war es am Sonnabend morgen nicht so schwierig, 4 Fahrräder im Zug unterzubringen. Der Zug endete in Schönefeld und so konnten wir in aller Ruhe aussteigen und zum Flughafen Schönefeld (noch nicht BER – der Rest ist bekannt..) rüberrollen.
Abfertigung war im Terminal A in der 2. Etage – aber es gab einen Fahrstuhl. Dann standen wir doch ein wenig ratlos vor der Schlange zum Check-in, denn der eigentliche Schalter lag hinter der Gepäckkontrolle. Also Tasche in die eine und Fahrrad in die andere Hand … nein, natürlich nicht. Wir verstauten erst einmal unsere Fahrradtaschen in Birgits Spezialanfertigung – 2 großen selbstgenähten Taschen für 4-5 Fahrradtaschen. Doro und Jürgen stopften ihre Taschen in zwei Seesäcke. Dann das übliche Spiel: Lenker quer, Pedale ab, Luft ablassen.
Mit unseren beiden großen „trojanischen“ Taschen bewegten Birgit und ich uns erstmal Richtung Schalter. Ich scheiterte am Scanner, das massive Abus-Schloss wirkte wohl doch zu bedrohlich. Aber so kam ich, nachdem das Geheimnis gelüftet war, noch mit der Frau vom Sicherheitsdienst über die Vorzüge und Nachteile von massiven Fahrradschlössern ins Gespräch, und Radtouren „mit dem Flugzeug“. Beim Check-In erhielt ich einen Zettel, mit dem ich zum Ticketschalter ging, 160 Euro für die 4 Fahrräder bezahlte und nach Rückkehr zum Check-in die Bordkarten erhielt. Nun waren Jürgen und Doro dran, während wir unser Glück an der Sperrgepäckabgabe versuchten. Die Räder mussten durch den Scanner, und zwar passten sie nur schräg durch, in einer Lage in die sie die zwei vom Sicherheitsdienst nur mühsam, unter Zuhilfenahme der bekannten Plastikkisten, zwingen konnten. Und das viermal!
Erleichtert im wahrsten Sinne des Wortes suchten wir uns noch etwas zu beißen bevor wir dann für zwei Stunden ins Flugzeug gesperrt wurden. In Dublin mussten wir anstehen, d.h. es dauerte ein wenig bis wir am Terminal andockten. So konnten wir schon ein wenig den kräftigen Wind bewundern, der über das Flugfeld fegte.
Jürgen hatte auch schon einen Plan: Birgit und Doro sollten die Taschen abfangen während Jürgen und ich uns auf die Suche nach dem Sperrgutschalter machen wollten. Nun, dank guter Ausschilderung mussten wir nicht suchen, aber wir standen vor einem anderen Problem: Sind Fahrräder „super oversize baggage“ oder nur „oversize baggage“? Alles eine Frage der Perspektive; auch ein Flughafenangestellter erklärte, er habe schon Fahrräder an beiden Ecken gesehen. Oh wunderbares Irland… Alles ist möglich.
Wir waren beruhigt – unsere Räder waren nicht „superriesig“.
Die „Mädels“ schoben die Gepäckkarren schon Richtung Bus, während Jürgen und ich unsere Erwärmungsübung absolvierten – Luft aufpumpen.
Dann schoben wir jeder zwei Räder mit quer gestelltem Lenker durch den Flughafen und weiter zum Bus. Doro und Birgit hatten auch schon alles geklärt: ja wir konnten alle vier mit Rädern im Bus mitfahren. Allerdings mussten wir die Räder im Gepäckraum alle vier übereinander stapeln – gut dass wir Lenker und Pedale noch nicht wieder umgebaut hatten…
Übrigens sind bisher alle Iren mit denen wir zu tun hatten, furchtbar nett, Sie antworten gern auf Fragen und sind sehr hilfsbereit – noch trauen wir dem Frieden nicht …
Im Bus sitzen wir richtig bequem, dort gibt es kostenloses Internet (WiFi) und natürlich sieht man etwas von der Gegend. Nach einem langen Tunnel fuhren wir sogar durch Dublin und konnten schon einmal schauen, wo wir am Ende der Tour unbedingt hin wollen.
Wir haben sogar eine Ecke mit richtig dichtem Wald passiert, offiziell eine Seltenheit in Irland. Jetzt geht es durch die Midlands, wie uns ein anderer Fahrgast erklärte.
3 Stunden Busfahrt nach Limerick, wenn wir das alles hätten radeln müssen!
Die andere Alternative, sich in Zweiergruppen auf zwei unterschiedliche Züge (und Strecken !) aufzuteilen, war da nicht so verlockend.
Die Busfahrt war sehr abwechslungsreich; wir sahen nicht nur Autobahn sondern auch Landstraße und passierten einige nette kleine Orte. Gegen 17.45 Uhr kamen wir in Limerick an der Bus Station an. Während Jürgen und ich wieder unserem „Bastelhobby“ nachgingen und bei allen vier Rädern Lenker und Pedale wieder in den Normalzustand zurück versetzten, kaufen Birgit und Doro im Laden „schräg gegenüber“ ein wenig Proviant ein. Schließlich hatten wir noch ein paar Kilometer vor uns und ob auf dem angesteuerten Zeltplatz dann noch etwas zu bekommen war, wussten wir ja nicht. Oh ja, und wir wussten so einiges nicht über diesen Zeltplatz…
Jetzt ging also die Fahrradtour so offiziell und richtig und wirklich in Echt los! Nach einer kleinen Runde durch die Stadt, bei der wir die mächtige Festung King John’s Castle am Übergang über den Shannon passierten und den Fluss zweimal kreuzten verließen wir Limerick. Wir mussten allerdings mächtig aufpassen, auf den richtigen Weg und auf die vorbei rasenden Autos auf der Fernverkehrsstraße N69. Wie froh waren wir da, als wir endlich auf Nebenstraßen abbiegen konnten. Wenigstens strahlte die Sonne durch die Wolken und machte das satte Grün noch satter – auch die (allerdings schwarz-weißen) Kühe wirkten satt und zufrieden.
Wir mussten jedoch mehrmals Karte und GPS zu Rate ziehen, damit wir den Weg zum Eingang des Curraghchase Forest Park fanden. Es ging auf schmalen Straßen immer wieder bergauf und bergab.
Am Eingang zum Park stand ein großes Schild und es gab eine Schrankenanlage für Autofahrer sowie ein, allerdings verrammeltes, Eingangshäuschen. Außer uns keine Menschenseele weit und breit; fast pünklich zur Schließzeit 21.00 Uhr schloss sich wie von Geisterhand das Schiebetor an der Parkzufahrt, der Fußweg blieb zum Glück offen. Inzwischen war Jürgen von einer Erkundung zurück gekehrt. Er hatte den Park mit dem Fahrrad durchmessen und berichtete Betrübliches: Der in allen aktuellen Reiseführern bis ins Jahr 2012 verzeichnete Zeltplatz war zwar noch in einwandfreiem Zustand vorhanden, aber nicht mehr in Betrieb. Da es schon spät war, entschieden wir uns, dem Hinweisschild „Rigney’s Farm B+B – 900 Yards“ zu folgen.
Auf unser Klopfen, stilecht mit dem Türklopfer am Herrenhaus kamen erst drei Hunde um die Ecke – zum Glück ruhig und sehr lieb – und dann öffnete sich doch die Tür und es erschien die „Chefin“, eindeutig erkennbar an der grellgelben Warnweste – in Irland offensichtlich ein wichtiges Bekleidungsattribut für Menschen, die etwas zu sagen haben.
Nachdem die Zimmerfrage geklärt war, die Räder im Stall untergebracht und das Fahrradgepäck in der Vorhalle abgelegt war, wurden wir gestrandeten Zelttouristen in das Kaminzimmer gebeten, wo wir in Gesellschaft der bereits bekannten Hunde unseren Tee bzw. Kaffee mit frisch gebackenem Brot und selbst gemachte Marmelade nahmen und Bildbände wie „Beautiful Pigs“ oder „Irish Trees – Myth, Folklore …“ studierten, während die Zimmer noch vorbereitet wurden…