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17.04.2013

Naumburg-Halle (70,15 km)

 

Nach einem sehr schönen Frühstück bei „Onkel Ernst“ – dem besten bisher – machten wir uns mit unseren Rädern wieder auf den Weg, allerdings nicht den kürzesten Weg aus der Stadt zum Saale-Radweg. Wir nahmen einen Umweg über die Romanik, naja und ein bisschen Gotik. Der Naumburger Dom hatte bereits seit 09.00 Uhr geöffnet, die erste Führung fand aber um 10.00 Uhr statt. Also liehen wir uns jeder einen Audioguide aus, damit wir nicht nur starr vor Erstaunen aber ohne Wissensgewinn durch den Dom und den Domschatz stolperten. Wer jetzt auf die Schutzpatronin aller Kreuzworträtsellöser (mit drei Buchstaben!) wartet – gemach!

So ein paar kleine romanische Fenster in einer riesigen massiven Wand (Ostchor des Domes) sind irgendwie genauso beindruckend, wie hohe lichtdurchflutete, gotische Glasfenster (Westchor). Und wenn dann noch ein Bischof ganz menschlich hingebettet vor einem liegt (also die Skulptur als Grasbdeckel), dann packen einen schon Bewunderung und Ehrfurcht. Schließlich stammen die Bildhauerwerke aus der Zeit vor dem Fahrrad – mindestens 700/800 Jahre zuvor.

Unter den Stifterfiguren im Namburger Dom fallen besonders zwei Frauen auf: Uta wegen ihrer zeitlosen Schönheit und Reglindis wegen dem ersten in Stein gemeißelten natürlichen Lächeln. Im Domschatzgewölbe sind unter anderem Gemälde und Altäre von Lukas Cranach der Ältere im Original zu sehen.

So verließen wir Naumburg erst gegen 12.00 Uhr mittags.

Wir passierten Weißenfels, schenkten aber dem Schloss und den anderen Bauwerken außer einem anerkennenden Blick keine weitere Beachtung. Viel profaner: wir deckten uns bei Bäcker und Fleischer mit Essbarem fürs Picknick ein. Erst nach einer längeren „Hungerstrecke“ tauchte vor uns in Höhe Großkorbetha der lang ersehnte Rastplatz mit Schutzhütte auf. Letztere hatten wir ja wegen strahlenden Sonnenscheins zum Glück nicht nötig.

In Bad Dürrenberg, war August von Sachsen auf andere Schätze aus: Sole. War erst einmal das mächtige Solevorkommen angezapft, wurde sie konzentriert indem man sie über Schwarzdornreisig leitet, so dass überschüssiges Wasser dabei verdunstet und sich die unerwünschten mineralischen Verunreinigungen am Reisig ablagern (als „Dornenstein“). Davon zeugt ein historisches und rekonstruiertes Gradierwerk. Erst im 19. Jahrhundert verfiel man auf den heilenden oder wohltuenden Effekt der Soledämpfe, was den Kurbetrieb begründete.

Ein Tafel im Kurpark erinnert an ein anderes Ereignis: die Ungarnschlacht 933, in der Heinrich der I. die Hunnen besiegte.

Nach soviel Informationen und Geschichte taten einige ruhige Radkilometer entlang der Saale gut, auf wenn man nicht lange warten musste, bis sich in der Ferne wieder eine Burg, Ruine oder Kirchturmspitze zeigte.

Wir radelten durch die beschauliche Gartenstadt Leuna, das riesige Chemiewerk war weit hinten am Horizont zu sehen.

Und da war auch schon Merseburg – eine Stadt die ich auch nur als Industriestadt im Kopf hatte. Die tolle Anlage von Schloss und romanisch begründetem Dom waren schon ein beeindruckender Beweis für Merseburgs wichtige Rolle als Königs- und ottonische Kaiserpfalz.

Am Schloss steht ein Vogelgehege mit einem Raben, zur Erinnerung an die Rabensage: Ein Diener des Bischofs Thilo von Trodte musste für einen verloren gegangenen Goldring mit seinem Leben bezahlen, erst später fand man diesen Ring in einem Rabennest auf einem Baum wieder.

 

Inzwischen war es spät geworden, wir mussten uns sputen, um nach Halle zu kommen. Auch wenn wir schon längst die Stadtgrenze erreicht hatten, bis zum Zentrum war es noch weit. Wir passierten ein mächtiges Wehr mit einer tosenden, schäumenden und sich aufbäumenden Saale. Aber es gab dort eine „Fischttreppe“, so dass die Wanderung der Fische nicht unterbrochen wurde.

Unsere Wanderung endete in Halle im Schweizer Hof, am Ende der Fußgängerzone Leipziger Straße. Nach Wiedergeburt in der Dusche spazierten wir noch zum Markt und ließen uns dort beim Italiener Pizza und Wein schmecken.