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16.04.2013
Kahla-Naumburg (70,28 km)
Tja, wer zuerst kommt, muss auch manchmal warten, zum Beispiel auf die Fahrräder. Unsere waren nämlich von der gestern erwähnten Radlergruppe völlig zugeparkt.
Doch das war natürlich kein Problem und wir konnten dennoch schon halb neun unsere neue Etappe beginnen. Zuerst einmal ging es auf Wald- und Feldwegen fast ohne größere Steigungen Richtung Jena. Dabei fühlte ich eine gewisse Nostalgie, denn vor vielen Jahren war ich zweimal in Rothenstein im Ferienlager gewesen. Die Schule, in der wir damals untergebracht waren, ist inzwischen renoviert, ansonsten sind die Erinnerungen eher schemenhaft, ein Besuch auf der Leuchtenburg, Nachtwanderung durch den Wald und mein bisher einziger Sprung von einem drei-Meter-Brett im Freibad Kahla….
Die Route nach Jena wurde inzwischen etwas umgestaltet, sie führte über den neu gebauten Autobahntunnel der BAB 4. Am Neubaugebiet Lobeda vorbei radelten wir gemütlich Richtung Stadtzentrum, wobei wir immer wieder von rasenden Studenten überholt wurden. Wir machten einen Abstecher durch die Innenstadt, wo wir auf dem Markt von einem älteren Ehepaar auf unsere Ausrüstung und vor allem das GPS angesprochen wurden. Nach diesem kurzen Erfahrungsaustausch genehmigten wir uns im Literaten-Café noch jeder eine heiße Schokolade. Und dann ging's in Richtung Dornburg, vorbei am Erlkönigdenkmal. Eigentlich wollten wir ja gern die Dornburger Schlösser besichtigen und dafür sogar einen mordsmäßigen Anstieg in Kauf nehmen. Doch leider war die einzige Zufahrtsstraße weit und breit gesperrt und der Umweg über Apolda schien doch etwas zuviel des Guten. Auch die Treppen-Variante wurde verworfen, da wir unsere bepackten Räder nicht einfach so völlig unbeobachtet in die Pampa stellen wollten. Also ging's weiter nach Camburg. Inzwischen war es auch Mittag geworden und das viele Strampeln machte sich bemerkbar – kurzum, unsere Mägen verlangten nach Nahrung. Wir hatten uns schon fast auf ein Sandwich aus dem Rewe eingestellt, als wir hinter dem Supermarkt einen gut besuchten Biergarten entdeckten. Das war wirklich ein Glücksgriff! Gestärkt von Gemüseeintopf bzw. Eierkuchen mit Apfelmus und Rhabarberschorle ging's nun weiter, zunächst erst einmal zur Burg Saaleck und Rudelsburg – also bergauf. Wir fuhren von hinten um die Burgen herum und erreichten dann einen schönen Aussichtspunkt mit herrlichem Blick auf die beiden Burgen und das ganze Saaletal. Nicht weit davon entfernt sahen wir eine riesige Löwenplastik in Stein gehauen. Bei näherem Hinsehen erkannten wir ein Denkmal des Stundentenkorps Bad Kösen, ursprünglich seinen Gefallenen von 1871 gewidmet, später auch den Toten der beiden Weltkriege.
Der Weg nach unten war sehr abenteuerlich, an einer Stelle blieb uns nichts anderes übrig als das Rad zu schieben. Im Tal fuhren wir durch einen herrlichen Auenwald nach Bad Kösen. Imposant war wie sich die ruhige spiegelglatte Saale am Wehr in einen tosenden quirligen Strom verwandelte. Wir warfen einen Blick auf das Romanische Haus und den dazugehörigen Garten. Dann wichen wir von der offiziellen Route ab, da wir uns das Kloster Pforta noch ansehen wollten. Ein schöner Radweg führte uns am Köppelberg, einem der ältesten Weinbaugebiete der Region und Deutschlands vorbei. Bald erreichten wir das Kloster von Schulpforte. Wir folgten dem ausgewiesenen Rundweg und sahen uns die Klosteranlage, die Basilika, die Schulgebäude, den Friedhof und das Torhaus von außen an. Schulpforte ist seit dem 16. Jahrhundert eine Schule – hier lernten Fichte, Klopstock, Lepsius und Nietzsche – und auch heute befindet sich dort eine Internatsschule des Landes Sachsen-Anhalts zur Begabtenförderung. Uns begegneten einige der Schüler, die uns alle sehr freundlich begrüßten.
Von Schulpforte ging es dann weiter nach Naumburg. Zufällig führte uns der Weg an der alten Kadettenanstalt vorbei, wo sich heute eine Zweigstelle des Bundessprachenamtes befindet – die Arbeit verfolgt uns also auch hier.
Bald darauf kamen wir zur Pension Onkel Ernst, die zwar etwas versteckt lag, aber dafür sehr schön ist – ein altes Stadthaus, wunderbar restauriert und sehr geschmackvoll eingerichtet.
Nach der obligatorischen Dusche ging's erstmal auf Erkundungstour durch die Altstadt. Auf dem Markplatz fanden wir ein nettes Restaurant, wo wir zu Abend aßen. Das Wetter war so schön, dass wir sogar draußen sitzen konnten. Bei frischer Luft, gutem Wein und leckerem Essen ließen wir es uns gut gehen.