{besps}tour/2013_saale/04_18{/besps}

 

18.04.2013

Halle-Calbe (80,07 km)

Nach einem guten, vitaminreichen Frühstück ging's wieder weiter. Wir fuhren noch an einigen Sehenswürdigkeiten wie Händelhaus und Moritzburg vorbei. Die Sonne schien, es war warm, also ein idealer Radeltag. Unsere Route führte durch einen wunderschönen Park immer an der Saale entlang bis zur Burg Giebichenstein. Dort überquerten wir die Saale und fuhren hinauf nach Kröllwitz und weiter nach Lettin. Der Radweg verlief nicht direkt am Saaleufer entlang, bot aber dafür einen tollen Ausblick auf die „Brackwitzer Alpen“, die vor allem für ihren Artenreichtum an Pflanzen und Tieren bekannt sind. In Brackwitz wechselten wir mit der Fähre wieder auf das andere Saaleufer. Obwohl der Weg asphaltiert und relativ eben verlief, mussten wir uns ganz schön anstrengen, denn es blies uns ein ordentlicher Wind entgegen. Dann vielleicht doch lieber Berge? Zum Glück machte der Weg irgendwann einen Bogen, so dass der Wind nun von der Seite und sogar mal von hinten kam. Nach einem kurzen Anstieg bot sich uns ein herrlicher Ausblick auf das Saaletal und das Schloss Wettin. Doch bevor wir dieses erreichten, kamen wir nach Mücheln. Dort befindet sich eine Templerkapelle aus dem 13. Jahrhundert. Über Jahrhunderte war sie zweckentfremdet als Scheune oder Ähnliches genutzt und erst in den letzten Jahren rekonstruiert worden. Jetzt dient sie wieder ihrem ursprünglichen Zweck als Ort der Einkehr und Stille. An der Decke wurden an einigen Stellen alte Wandmalereien wieder sichtbar gemacht. Um die Kapelle herum gibt es noch eine Templergalerie und einen Templergarten. An einer Wand eines restaurierten Gebäudeteils ist eine dem Original nachempfundene Darstellung der Madonna zu sehen.

Wir radelten weiter in Richtung Wettin. Das Schloss wird heute als Gymnasium genutzt und kann daher laut Reiseführer nicht besichtigt werden. Also verzichteten wir auf einen Aufstieg und setzten unseren Weg fort. Es ging über Felder und durch Wälder immer an der Saale entlang. Wir sahen unzählige Raubvögel, brütende Schwäne und sogar einen Pirol. Wir passierten Friedeburg am anderen Ufer und kamen nach Rothenburg. Dort führte uns der Weg an einem riesigen Draht- und Seilwerk vorbei, in dem – der Anzahl der Pkws auf den Parkplätzen nach zu urteilen, eine ganze Menge Leute arbeiten. Daher ist es doch etwas verwunderlich, dass der Ort so einen vernachlässigten Eindruck macht mit verfallenen Häusern, brachliegendem Industriegelände… Laut Radführer sollte der nun folgende Streckenabschnitt wegen eines Gesteinsrutsches gesperrt sein, doch das war nicht der Fall. Ein gut ausgebauter Radweg führte uns zwischen Saale und Hängen aus rotem Porphyr entlang. Wir kamen an Streuobstwiesen mit ausgewiesenen Insektenhotels vorbei und erreichten schließlich das Ausflugslokal Georgsburg. Es sah aus wie eine mittelalterliche Burg, war aber erst in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts gebaut worden. Hier legten wir eine Rast ein, stärkten uns mit einem „Georgsburger“ und genossen den schönen Ausblick auf die Saale. Bei einem Gang zur Toilette erfuhren wir von den ins Treppengeländer eingebauten Keramikwappen, dass die Georgsburg früher eine Betriebsgaststätte des VEB Landmaschinen- und Zementwerks war

Aber das nur nebenbei. Für uns ging es nun weiter Richtung Alsleben, vorbei am Betriebsgelände der Saalemühle und nach Plötzkau. Eigentlich wollten wir das dortige Schloss, das weit über der Landschaft thront, besichtigen, doch das Wetter schien uns etwas bedrohlich und so beschlossen wir, erstmal weiter zu fahren. Wir kamen in den Plötzkauer Wald, eine traumhaft schöne Auenlandschaft vor allem auch weil der Waldboden gerade ein einziger Teppich aus blühenden weißen und gelben Buschwindröschen sowie weißen und violetten Storchschnabel war. Ein herrlicher Duft begleitete uns. Bei Gröna überquerten wir wieder einmal die Saale, diesmal über eine neue Radfahrerbrücke. Nun erreichten wir bald Bernburg. Angezogen von dem mächtigen Schloss, schoben wir unsere Räder den steilen Weg hinauf und entdeckten dabei noch das neugestaltete Bärengehege, in dem sich zwei Braunbären gerade die Sonne auf den Pelz schienen ließen. Wie schon in den vergangenen Tagen war es auch heute schon zu spät für einen Schlossbesuch. Wir schauten uns die Außenanlagen an und setzten dann unseren Weg durch die Schlossstraße Richtung Markt fort. Nach einigen Fotostopps fuhren wir wieder zur Saale hinunter und folgten dem offiziellen Radweg an der Saale entlang. Aufgrund einer Baustelle, mussten wir eine kurze Umleitung nehmen, aber diese war sehr gut ausgeschildert und so erreichten wir schnell wieder die Originalroute. Wir fuhren an Nienburg vorbei und erreichten nach einiger Zeit unser heutiges vorletztes Etappenziel – Calbe. Vor der Brücke in die Stadt trafen wir noch auf einen anderen begeisterten Radler, der frustriert das Desinteresse der Calber am Radfahren beklagte.

Wir verließen wieder einmal die Hauptroute und nahmen eine Alternativroute ins Zentrum. Über Kopfsteinpflaster ging es zum Marktplatz mit dem „Roland“. Nun blieb nur noch die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht. In der Schlossstraße entdeckten wir in einem rekonstruierten Haus die Pension Rehbein – bed and breakfast. Es war zwar schon alles zu, doch ein Hinweisschild mit der Telefonnummer half uns hier weiter und es dauerte nicht lange, da kam eine Mitarbeiterin der Pension und zeigte uns ein sehr nettes Zimmer. Nun brauchten wir nur noch was zu essen. Also zogen wir uns um und begaben uns nochmal ins „Stadtzentrum“. Die Auswahl war nicht groß und schließlich landeten wir bei einem Italiener. Das Essen (Gnocchi mit Pfifferlingen und Gemüse) war sehr lecker. Gesättigt und zufrieden ging's zurück zur Pension.