Westport-Van Damme State Park (52,15 km)
Auch heute zeigte sich bald, dass ein solides ausgiebiges Frühstück eine gute Grundlage ist, um den Anforderungen eines Ozeanküstenradlers gerecht zu werden. Anforderungen heißt in diesem Fall … Serpentinen! Wer glaubt, dass man so schön auf einer geschwungenen Küstenstraße auf einer Höhe dahinsurren kann, der irrt. Auf dem kurzen Stück von Westport nach Fort Bragg ging es immer wieder in steilen Anstiegen bergauf, aber – alte Radler- und Wandererweisheit – wo ein Berg da auch ein Tal. Die Schussfahrten konnte man kaum ausfahren, weil man da selbst als Radler die empfohlene Geschwindigkeit für die eine oder andere Kurve nicht eingehalten hätte. Besonders schön ist so ein Anstieg dann, wenn man mangels Ausweichmöglichkeit von einem Truck den Berg „hinaufgetrieben“ wird (zumindest empfindet man es als Radler so). Dort wo die State Route oder „California 1“ an die Küste heran reicht, sind die Ausblicke natürlich wie immer fantastisch. Aber selbst die „normale“ Strecke hat ihre Reize: riesige Eukalyptusbäume am Straßenrand, sogar wie ein Tunnelgewölbe über der Straße.
Bei aller landschaftlichen Schönheit: wir hatten ja quasi noch eine Verbredung in Fort Bragg – mit dem Fahrradladen „Cyclery“. Denn wir mussten noch unseren Ersatzteilvorrat an Fahrradschläuchen (wir erinnern uns – ich hatte an zwei aufeinander folgenden Tagen beide verbraucht) auffüllen. Kurz zuvor hatten wir ein amerikanisches Pärchen wiedergetroffen, denen wir schon einmal am Cape Lookout State Park begegnet waren. Sie hatten ebenfalls einen Zwischenstopp beim Fahrradladen eingeplant; sie kamen auf die stolze Bilanz von 4 „Platten“.
In Fort Bragg erledigten wir im kleinen aber feinen „Stadtpark“ ein paar wichtige Telefonate, da wir erst hier wieder ein Netz hatten. Dann Zwischenstopp bei der Cyclery. Ich ließ gleich noch den Mantel wechseln, der eh schon ein Loch hatte und schon ganz schön abgewetzt war. Im Laden kamen wir mit einem anderen Kunden ins Gespräch an dessen Rad gerade noch gewerkelt wurde. Er war aus San Franciso, und so bekamen wir nebenbei noch wichtige Tipps für günstige Unterkünfte und den Transfer zum Flughafen. Während mein Rad gerichtet wurde, nutzten Birgit und ich die Zeit für die vorgezogene Mittagspause. Natürlich wurde man immer wieder angesprochen wo es hin ging usw. Das Rad war fertig – wie sagte es der Mann im Fahrradladen zu einem anderen Kunden: „Leute wie diese hier (er meinte uns) halten uns über Wasser.“ Noch ein Eintrag im „Gästebuch“ des Fahrradladens und weiter ging’s. Nächstes Ziel war Mendocino, ein nettes, als Künstlerdorf apostrophiertes Örtchen mit etlichen schmucken alten Häuschen. Es gab ein Art Center und eine Theater Company, sogar einen Buchladen. Und natürlich wieder eine schöne Bucht.
Letzteres trifft auch auf unser Etappenziel zu, kurz vor den Einfahrt in den Van Damme State Park liegt eine ausgedehnte Bucht. Mit dem beginnenden Wochenende ist der Zeltplatz im State Park auch gut besucht, selbst von den schätzungsweise 4 Hiker/Biker-Zeltplätzen sind (uns eingeschlossen) drei belegt. Während Birgit bereits das Zelt aufbaute, radelte ich noch einmal auf den nächsten „Berg“ und kaufte dort noch etwas zum Abendbrot ein, u.a. einen Rotwein aus dem Mendocino County. Da es aber erst nachmittags war, machten wir noch eine kleine „Wanderung“ im State Park und zwar entlang eines kleinen Flusses – der auch so heißt („Little River“) – in der Farnschlucht. Zum Anfang des Wanderweges wurden gleich Tipps für eine etwaige Begegnung mit Berglöwen gegeben. Zum Glück konnten wir ungestört die Landschaft genießen. Nach dem Abendessen verschlossen wir aber unsere Lebensmittel, wie empfohlen, in einer Tasche und in einen der auf dem Zeltplatz aufgestellten Schränke – auch zum Schutz vor frechen Waschbären.