Castle Rock -Westport/Oregon (64,33 km)
Aller guten Dinge sind drei – sagt man, also hoffentlich nicht vier oder fünf …. Wobei mit gut ist das so eine Sache, denn was ist schon gut an einem Regentag? Heute hat Petrus sich selbst noch übertroffen. Nicht nur, dass es bereits am frühen morgen regnete. Nein, es goss als hätte jemand die Dusche auf maximal gestellt – nur so warm war es nicht. Also würde es auch heute nichts mit Zelten. So entschlossen wir uns bis Cathlamet oder Westport zu fahren – keine allzu lange Strecke, aber dafür hatte sie es in sich. Zuerst einmal brauchten wir ein ordentliches Frühstück, um uns für die Strapazen des Tages zu wappnen. Da wir gestern Abend bei Peper’s 49 erfahren hatten, dass es dort ab 6.00 Uhr Frühstück gibt, wussten wir auch, wo wir essen werden. Da das Restaurant nur ein paar Schritte von unserem Motel entfernt war, gingen wir zu Fuß und ließen unsere Räder und den ganzen Kram noch im Zimmer. Gestärkt von Rührei, Toast und Blaubeerpfannkuchen holten wir unsere Sachen, zogen die Regenklamotten an und schwangen uns auf die Räder.
Erst ging’s durch Castle Rock – ein kleines Städtchen, wie es hier viele gibt. Bei Sonnenschein vielleicht ganz nett anzusehen, im Regen will man einfach nur weg. Unser Weg führte uns dann über den Cowlitz River nach Coal Creek, wobei wir mächtig in die Pedalen treten mussten, um über die Berge zu kommen. Glücklicherweise ging’s auf der anderen Seite wieder runter, so dass wir uns ein paar Kilometer lang einfach nur rollen lassen konnten. Nach ca. 25 km erreichten wir die Ocean Beach Road oder auch Highway No. 4. Vom „Ocean“ war noch nichts zu sehen, dafür näherten wir uns dem Columbia River. Die Straße war ziemlich stark befahren, vor allem von riesigen Holztrucks, die ihre Ladung in eine Sägemühle brachten. Zum Glück gab es oft einen Seitenstreifen, auf dem wir relativ stressfrei fahren konnten. Aber obwohl die Straße fast direkt am Fluss entlang führte, blieben uns mehrere anstrengende Steigungen nicht erspart.
Wir kamen an einem Campingplatz bei Cape Horn im Wahkiakum County vorbei – dem Ort, an dem die Expedition von Lewis and Clark im November 1805 einen Platz für die Nacht gesucht hatte und vermerkte: „Cloudy & rain all wet and disagreeable“ (bewölkt und Regen, alles nass und unangenehm) – dem haben wir nichts hinzuzufügen. Als wir Cathlamet erreichten, waren wir von dem hübschen netten kleinen Örtchen überrascht und obwohl wir eigentlich gleich die Fähre über den Columbia River nach Oregon nehmen wollten, konnten wir – oder vielleicht eher ich – der Versuchung nach einer heißen Schokolade und Gebäck nicht widerstehen. Maple Bar (ein weiches Gebäck mit Ahornsirupcreme) wurde uns von der Verkäuferin mit dem Hinweis schmackhaft gemacht, es sei das Beste dieser Art in ganz Washington, weil sie es selbst gebacken hat – es war auch sehr lecker.
In der Zwischenzeit hat sich sogar mal die Sonne gezeigt, das heißt aber nicht, dass der Regen aufgehört hat. Aber so frisch gestärkt konnten wir nun die Brücke und die letzten 3 Meilen zur Fähre in Angriff nehmen. Wir stellten fest, dass wir bis zur Abfahrt der Fähre noch knappe 20 min Zeit hatten und sonst eine Stunde warten müssten, also hieß es kräftig in die Pedale treten. Steffen fuhr schon vor und tatsächlich erwischten wir die Fähre gerade noch so. Nun lag Washington State hinter uns und wir sind in Oregon angekommen. Kurz hinter der Fähre lag das Westport Motel, eine einfache Herberge, aber bis zur nächsten sind es – laut Karte – noch 30 Meilen, so dass wir uns hier niederließen. Nach einer heißen Dusche spazierten wir zu nahe gelegenen Tankstelle, um etwas zum Abendbrot und für morgen zum Frühstück zu holen, ehe wir es uns in unserem Zimmer so richtig bequem machten.
Wir hoffen auf eine erholsame und ruhige Nacht, ein Zettel in unserem Zimmer an der Wand lässt da doch gewisse Zweifel aufkommen:
IF YOU HEAR A LOUD AIR RAID SIREN DO NOT BE ALARMED. THAT IS THE SIGNAL FOR OUR VOLUNTEER FIREMEN.
(Wenn Sie eine laute Sirene hören – kein Grund zur Panik. Das ist nur das Signal für unsere freiwillige Feuerwehr.)