Rotterdam – Amsterdam <101,6 km>

Heute früh wurden wir von einem Klingklong und einer freundlichen mehrsprachigen Ansage geweckt, mit der aktuellen Uhrzeit und dem Hinweis auf das Frühstück. Mit frisch aufgefülltem „Brennstoff“ konnten wir uns nach dem Frühstück nun die Einfahrt in den Europoort von Rotterdam ansehen. Vor uns lag noch eine letzte lange Etappe bis Amsterdam. Zum Glück wurden wir von einem Besatzungsmitglied zeitig herausgewunken, so dass nicht erst alle Autos vorgelassen wurden und wir die Abgase genießen mussten.

Auf einem schönen breiten separaten Radweg fuhren wir Richtung Stadt, mit mehreren Brücken, eine davon eine Hebebrücke, bei der Signallampen schon rot blinkten. Vielleicht hätten wir noch rüberhuschen können, da die Schranke beim Fuß- und Radweg noch nicht unten war, aber so konnten wir das Schauspiel miterleben als ein größeres Schiff direkt vor unserer Nase durch die Brücke fuhr.

Eine Fähre mussten wir noch nehmen, wie auch weitere Radler vor und neben uns. Mit einem Paar aus dem Saarland (eigentlich aus Thüringen) tauschten wir uns aus – sie waren an der französischen Atlantikküste und weiter bis hierher geradelt und hatten noch etwas Zeit um bis Amsterdam entlang der Küste weiterzufahren. Wir fuhren aber quasi ab durch die Mitte. Die Route hatten wir digital nach Karte geplant und wir waren gespannt auf die Strecke. Und wirklich, es war eine schöne Strecke: fast immer auf breiten separaten Radwegen, nur ab und zu auf einer Nebenstraße. Die meiste Zeit ging es an Kanälen und Grachten entlang, durch lauschige Örtchen und Felder. Ab und zu folgten wir auch abweichend von unserer geplanten Route einfach der Ausschilderung. Wir „kratzten“ das Stadtgebiet von Den Haag an, aber hier am Wasser wirkte es überhaupt nicht großstädtisch. In der schönen aber gut besuchten Altstadt von Delft, hinter dem Markt, machten wir Mittagspause und genossen einen leckeren Salat mit Ziegenkäse und ein alkoholfreies erfrischendes Sommer-Grolsch. Von Leiden bekamen wir nicht viel mit; wir fuhren durchs Grüne, abseits des Stadtzentrums durch Leiderdorp. Jetzt ging es ein Stück weg von den Kanälen durchs Polderland. Und dann weiter entlang der Wasserstraßen, wo wir sogar das eine oder andere Boot überholten. Flugzeuge weit oben am Himmel waren ein weiteres Anzeichen, dass wir in der richtigen Richtung nach Amsterdam unterwegs waren, hier musste bald der Flughafen Amsterdam-Schiphol weit vor den Toren der Stadt kommen.

Es war eine schöne nahezu verkehrsfreie Strecke und sie führte bis nach Amsterdam hinein durch den Stadtwald. Erst langsam wurde der gut asphaltierte Weg belebter: Fahrradfahrer, Jogger, Fußgänger. Weiter ging es dan auf einem separaten Radweg, der unter etlichen Schnell- und Hauptstraßen durchführte. Auf den Wegen waren immer mehr Leute unterwegs, zu allem Überfluss auch noch Mopeds (lautmalerisch „bromfietsen“, also Brummrad genannt), die in der Regel auf Radwegen fahren dürfen, wenn nichts anderes ausgeschildert ist. Zweispurig in beiden Richtungen und dann „schnippelt“ noch jemamd mittendurch, der es besonders eilig hat. Auch als wir abweichend von unserer Planung durch den Stadtpark fuhren, wurde es nicht besser; hier kamen auch noch Jogger dazu. So „rasten“ wir im Tempo mitschwimmend durch das schöne Amsterdam und waren froh als wir endlich am Hauptbahnhof ankamen. Wir hatten noch einmal auf ein günstigeres Hotel inklusive Frühstück umgebucht und mussten dafür aber auf die andere Flussseite. So hielten wir hinter dem Bahnhof nach dem richtigen Fähranleger Ausschau, als mir ein freundlicher Bahnmitarbeiter den Weg zur richtigen Fähre wies. Alle Fähren in Amsterdam sind kostenlos, so muss man sich nur mit dem Strom der Fahrgäste an Bord treiben lassen. Auf dem Radweg erreichten wir unser Hotel sehr einfach. Trotz der schönen Strecke waren wir nun aber froh, dass wir nach 101,5 km endlich da waren. Nach dem Abendessen im Hotel erkundeten noch den nahegelegenen Food Market, vor allem was wir uns morgen für die lange Zugfahrt als Verflegung mitnehmen wollten. Wir kauften auch noch zwei Fläschchen dieses leckeren alkoholfreien Sommerbiers und etwas zum Knabbern. Birgit schrieb noch den Beitrag von gestern zu Ende und ich tauchte schon mal ein in die Geschichte der englischen Könige und Königinnen, wie sie David Mitchell – Historiker aber auch bekannt aus den BBC-Sendung „Would I Lie to You“ – historisch korrekt aber humorvoll verarbeitet hat.