Philadelphia

Philadelphia – die Stadt der brüderlichen Liebe, wie der Name sagt, ist untrennbar mit der Gründung der Vereinigten Staaten verbunden. Man bezeichnet die Stadt als „Birthplace of America“. Damit meint man natürlich die Vereinigten Staaten. Die zweitgrößte Stadt an der Ostküste wurde 1682 von Quäkerführer William Penn gegründet, auf den auch der Name des Bundesstaats Pennsylvania zurückgeht. Nachdem wir gestern abend nur einen kurzen Spaziergang durch die Stadt gemacht hatten, wollten wir heute tiefer eintauchen, vor allem in die Geschichte.

Nach einem zwar kostenlosen (sicherlich in die Hotelrechnung engepreisten), aber enttäuschenden Frühstück gingen wir zum Visitor Center des Independence National Historical Parks. Wir holten uns Tickets für einen ca. zweistündigen Stadtrundgang zum Thema „Revolution und Gründerväter“.

Die Tour war interessant und abwechslungsreich. Es ging um den Unabhängigkeitskrieg und die Unabhängigkeitserklärung, ihre Verfasser und Unterzeichner. Thomas Jefferson, der als Hauptautor der Declaration of Indepence gilt, war zu diesem Zeitpunkt ein junger Jurist aus Virginia von gerade mal 32 Jahren. Ihm zur Seite stand John Adams aus Boston – zwei sehr unterschiedliche Charaktere. George Washington befand sich in Boston, wo er gegen die Engländer kämpfte. Seine Unterschrift steht daher nicht auf der Unabhängigkeitserklärung. Diese wurde am 8. Juli 1776 auf den Indepence Square öffentlich verlesen. Unsere Tour führte uns zur Liberty Bell, der Freiheitsglocke, die ürsprünglich nur dafür gedacht war, Verlautbarungen der englischen Kolonialherren anzukündige. Sie ertönte bei der Verlesung der Unabhängigkeitserklärung und weiteren wichtigen Ereignissen. Wegen eines Sprungs wurde sie zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit durch eine neue Glocke ersetzt. Jetzt hat sie ihr eigenes Museum. Wir sahen die Carpenter’s Hall, wo der erste Kontinentalkongress (noch heimlich) getagt hat und die Independence Hall, wo Thomas Jefferson am 4. Juli 1776 auf dem Zweiten Kontinentalkongress die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika vom Mutterland Großbritannien verkündete. Neben der Independence Hall liegt das Gebäude des Obersten Gerichts. Für zehn Jahre (von 1790 – 1800) war Philadelphia die Hauptstadt der Vereinigten Staaten. George Washington verbrachte hier seine beiden Amtszeiten und während John Adam’s Amtszeit erfolgte der Umzug in das neu angelegte Washington. Vom urspünglichen Amtssitz der Präsidenten sind nur Fundamente geblieben.

Unsere Führung wurde immer wieder mit interessanten Details und Zitaten gespickt und sogar einem Spiel. Dabei durfte aus jeder Gruppe (Familie oder Paar) jeweils eine Person eine Karte aus einem Kartenspiel mit dem Konterfei einer Person aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges ziehen. Darauf stand neben dem Namen immer ein Zitat oder eine andere Erläuterung, die unser Tourguide noch etwas ausschmückte und dann sollten wir entscheiden, ob man diese Person zu Recht den Gründervätern oder Gründermüttern zuordnen konnte.

Erwähnenswert ist noch das Denkmal von Robert Morris, der als Patriot und Staatsmann den Unabhängigkeitskrieg zum großen Teil finanzierte. Er war der erste Finanzminister der Vereinigten Staaten. Aufgrund von Fehlspekulationen hat er sich später tief verschuldet, so dass er sogar drei Jahre im Schuldgefängnis verbrachte.

Der wahrscheinlich berühmteste Bürger der Stadt ist wohl der Universalgelehrte und Diplomat (und Erfinder des Blitzableiters) Benjamin Franklin. Er kam im Alter von 14 Jahren in die Stadt und prägte sie stark, indem er die erste amerikanische Leihbücherei einrichtete, die „Pennsylvania Gazette“ herausgab und die Gründung eines Krankenhauses, der daran angeschlossenen Medical School und der daraus hervorgegangenen Universität mitinitiierte. Man begegnet ihm allerorten, Abbildungen von ihm finden sich auf verschiedenen Denkmälern und Gebäuden. Auf einem Grundstück, Franklin Court, sind Fragmente und die nachgebildeten Umrisse seines Hauses zu sehen. Nebenan kann man sich im Museum näher mit „Ben“ beschäftigen. Außerdem tragen Parks, Straßen, die wichtigste Brücke etc. seinen Namen. Er war als Diplomat lange Zeit in Europa, vor allem in Frankreich, wo er mit der Regierung über deren Unterstützung für die amerikanische Revolution verhandelte. Er war Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung und Präsident der ersten Gesellschaft zur Abschaffung der Skalverei. Sein Grab befindet sich ebenfalls hier, aber wir haben es nicht besucht.

Nach soviel Input brauchten wir erstmal eine Stärkung. Wir fanden ein kleines Café im Historic District und ließen uns Pancakes bzw. French Toast mit Beeren und Tee gut schmecken.

Steffen wollte gern noch zum Haus von Edgar Allan Poe. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch den Franklin-Park, in dem gerade riesige Kunstblumen und -tiere zu sehen sind. Es gibt einen Spielplatz, Minigolf und ein Karussell. Auf einem Schild davor erfuhren wir, dass Philadelphia als Karusselhauptstadt galt, da hier die meisten Karussells gebaut wurden. Das E. A. Poe Haus ist leider zur Zeit wegen Bauarbeiten geschlossen, so dass wir nur ein Foto von außen machen konnten. Vor dem Gebäude erinnert eine Skulptur an den berühmten Raben.

Eigentlich wollten wir noch zum Whole Foods Market, um uns für unsere morgige Tour mit Proviant einzudecken, aber der Weg war uns dann doch zu weit, außerdem gefiel uns dieser Teil der Stadt nicht. So gingen wir erstmal ins Hotel und ruhten und ein wenig aus und planten unsere letzten Etappen bis Washington bzw. Reston.

Wir stellten fest, dass sich unweit unseres Hotels die Markthalle befindet. Es war zwar nicht mehr viel Zeit bis sie schloss, aber wir konnten noch ein wenig an den Ständen entlang bummeln. Zum Abendessen gingen wir diesmal in die Iron Hill Brewery, wo wir sehr lecker Spareribs und Pommes bzw. Salat mit gegrilltem Hühnchen aßen. Ein sehr guter Supermarkt fand sich auch noch, so dass wir nun für unsere morgige Etappe gut gerüstet sind.