Philadelphia – Morgantown (83,2 km)

Heute hatten wir eine längere und anspruchsvolle Etappe vor uns, damit es auch weiter mit den Unterkünften unterwegs funktioniert und wir nicht im „Niemandsland“ landen. Die Hotelunterkunft nahe der Strecke – jeder Kilometer Umweg ist zuviel – hatten wir schon vorgebucht.

Birgit hatte die Route in komoot noch einmal umgeplant, so dass wir eine Autobahnbrücke mieden, die Radfahrer nur an bestimmten Tagen und sonst nur mit einem Shuttle überqueren durften. Außerdem wollten wir uns das Gewusel durch die Ballungsgebiete vor Washington (z.B. Baltimore) ersparen.

Wir starteten früher als sonst und mussten erst einmal aus der Stadt heraus. Also eine ganze Weile schnurstracks die Spring Garden Street entlang – eine Hauptstraße aber mit Radspur. Dann mussten wir nur noch ein paar Hauptstraßen queren und wir waren auf dem Schuykill River Trail. Der Radweg führte noch eine Weile neben der Straße entlang wie ein breiterer Fußweg. Aber es gab ein Problem: Offensichtlich war gerade so eine Art organisierter Lauftag und daher kamen uns viele Läufer entgegen oder wir mussten zwischendurch überholen. Da mussten wir ganz schön aufpassen, zumal auch andere Radfahrer und Fußgänger unterwegs waren. Am Rande dann ein Skulpturenpark mit zwei Themen: Besiedlung als Gruppenbild (wobei der indigene Nordamerikaner – unkorrekt „Indianer“ – nicht so glücklich über die Ankunft der Siedler scheint), flankiert von einem Quäker und einem Puritaner; sowie Revolution und Unabhängigkeit, hier mit einem Revolutionary Soldier und einem Statesman.

Dann führte der Trail durchs Grüne und es fuhr sich sehr angenehm. Es waren viele Radfahrer unterwegs, sogar eine Gruppe Radler, die offensichtlich auch für eine längere Tour bepackt waren. Später an einem schönen Rastplatz mit mehreren Picknicktischen und vor allem einer Toilette, trafen wir die Gruppe wieder und erfuhren, dass sie nach Pittsburgh unterwegs waren – also etwa eine Woche.

Immer mal wieder war der breite Fluss zu sehen, wir trafen unterwegs zwei Streifenhörnchen, eine Schildkröte aber nur als Schmuck an einer Brücke und zwei Hirschkühe, eine davon stand direkt neben uns am Radweg und war genauso überrascht wie wir, bevor sie sich wieder ins Gebüsch schlug.

Der Trail führte auch auf dem ehemaligen Treidelweg entlang und eine ganze Zeit direkt neben der Eisenbahn. An einer Bahnstation wartete ein Mann, als er uns sah wünschte er uns einen schönen Tag. Hinter Norristown wurde der Trail zum Valley Forge River Trail, von dem wir uns aber leider bald verabschieden mussten. Vorher kamen wir noch an einer Gebäudereihe vorbei, die recht unscheinbar war, aber eine interessante Geschichte hatte: Hier waren 1912 die Betzwood-Filmstudios gegründet worden, in denen mit der damals modernsten Ausrüstung in Kunstlicht und Tageslicht-Studios von 1917-1922 über 100 Filme der unterschiedlichsten Genres gedreht worden waren. Sie galten damals als eines der größten und modernsten Filmstudios.

Wie verließen den Trail und jetzt ging es nach einer Brücke nur noch auf der Straße weiter; wir folgten der Pennsylvania-Radroute S Richtung Westen.

Die Straße wellte sich über die Hügel und forderte von uns Kletterarbeit (bis hoch auf 209 m) über endlos langgezogenen Anstiege. Zwischendurch gab es zur Abwechslung mal einen Blick auf ein Flüsschen (z.B. den French Creek) oder einen Panoramablick. Wir hatten noch externe Energiereserven dabei, aber ein Café oder so wäre doch schön gewesn. Wenigstens gab es noch einen kleinen Laden unterwegs, genannt „Red Dog“, wo wir uns ein Sandwich-Eis gönnten.

Auf der Zieleraden ging es dann noch durch ein Gewerbegebiet bis wir am Hotel anlangten. Für das Abendessen gab es für uns McDonalds-Ignoranten keine richtige Auswahl. Zum Glück gab es im Hotel einen „Grille“ mit moderaten Preisen, wo wir – quasi als Reminiszenz auf Philadelphia – ein Philly Cheese Steak bestellten.