Seentour (Rundtour) [55 km]
Auch heute begannen wir den Tag mit einem erfrischenden Bad im See. Die Sonne schien und der Himmel leuchtete in strahlendem Blau, doch es wehte ein kühler Wind und so erforderte der Gang ins Wasser schon etwas Mut. Doch wenn man erstmal drinnen war, konnte man in glasklarem Wasser herrlich schwimmen. Schließlich war das Wasser wärmer als die Luft.
Unser Frühstück nahmen wir wieder im Schlossrestaurant ein. Uns erwartete ein reichlich gedeckter Tisch mit allerlei Köstlichkeiten (u.a. Wildpastete, Kartoffelsalat, frisch angemachter Quark), so dass wir auf das angebotene Rührei und die Würstchen verzichteten.
Sehr gut gesättigt starteten wir unsere Rundtour durch den Drawski-Landschaftspark. Wir fuhren zunächst auf wenig befahrenen Straßen durch kleine Orte, wie zum Beispiel Warniłeg mit seiner hübschen Kirche, an der vor allem der Türgriff erwähnenswert ist. Es ging immer wieder etwas auf und ab, was uns herrliche Ausblicke auf Seen, Wälder und Felder bot. Wir entdeckten drei Eiskeller, sahen in fast jedem Ort mindestens ein Storchennest mit Storch und ab und zu auch einen Kranich. Die Straße wurde schließlich zum Wald- manchmal auch zum Sandweg, aber wir sind ja inzwischen darin geübt, mit solchen Widrigkeiten klarzukommen. Natürlich ist es ohne Gepäck einfacher.
Bald erreichten wir Stare Drawsko, wo sich einst eine hölzerne Templerburg befand. Später wurde dort die steinerne Burg Drahim errichtet. Vom Burgberg hatten wir einen herrlichen Blick auf den See, wo sich gerade eine Gruppe Jugendlicher oder Kinder redlich mühte, in Zweierkajaks dem Wind auf dem See zu trotzen. Ein Erwachsener im Einerkajak beobachtete das Treiben und gab ab und an Hinweise. Als wir an das hölzerne Eingangstor der Burg kamen, wurden wir durch ein Schild aufgefordert die Glocke laut zu läuten. Tatsächlich kam ein älterer Herr, der uns Einlass gewährte. Wir bezahlten den Eintritt und waren gleich inmitten einer Schulklasse, die sich hier zum Wandertag austobte. Sie hatten eine Menge zu entdecken und auszuprobieren (Pranger, Streckbank, Bogenschießen, Korn mahlen und etwas zu Essen zuzubereiten), und die Kinder hatten offensichtlich Spaß daran. Da spielte es keine große Rolle, dass man es bei der Herrichtung der Burg mit der Authentizität nicht so genau genommen hat. Es machte Spaß alles zu erkunden. Wir sahen uns um, genossen noch einmal den Blick von oben auf den See und verließen das bunte Treiben.
Als nächstes erreichten wir Czaplinek (Tempelburg), dessen wechselvolle Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Aufgrund zahlreicher kriegerischer Auseinandersetzungen im Laufe der Jahrhunderte sind leider nicht viele historische Gebäude erhalten: wir sahen lediglich das Rathaus, die hübsche, versteckt auf einer Anhöhe liegende Dreifaltigkeitskirche und die nach Plänen Friedrich Schinkels erbaute Kirche der Hervorhebung des Heiligen Kreuzes. Erwähnenswert ist auf jeden Fall das Denkmal von Papst Johannes Paul II., der als junger Priester hier in der Gemeinde vor allem seelsorgerisch tätig war und von hier dreimal zu einer großen Paddeltour aufbrach.
In einem SB-Restaurant mit Seeblick am Ortsausgang aßen wir gebratenen Dorsch und Pommes, oder besser gesagt: Fish and Chips.
Über einen ziemlich unbefestigten Fahrradweg fuhren wir an einem riesigen Findling vorbei nach Siemczyno. Auch hier wieder historische Rückblicke insbesondere auf den Einfall der Schweden 1655, den der polnische Literaturnobelpreisträger H. Sienkiewicz in „Die Sturmflut“ verarbeitet hat.
Auf dem Rückweg nach Cieszyno entdeckten wir im Wald noch Überreste von Brückenpfeilern für die „Berlinka“ (wie die von den Nazis geplante Autobahn von Königsberg nach Berlin hier genannt wird).
Nach unserer Ankunft im Ferienhaus nahm Steffen noch ein kurzes Bad im See und dann gingen wir zum Abendessen wieder ins Schlossrestaurant. Auch diesmal waren wir wieder die einzigen Gäste, allerdings liefen gerade die Vorbereitungen für eine Feier, die 19.00 Uhr beginnen sollte. Dennoch nahm man sich Zeit für uns, und wir wurden freundlich bedient und gut beköstigt.
Wir nutzten die Abendsonnen und unternahmen noch einen „Verdauungs-Spaziergang“ am See entlang.