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Strausberg – Moryn (PL) [62 km]

Heute der erste Tag von einer Radtour gen Osten! Da Östlichste was wir mit dem Fahrrad bisher ereicht hatten war der Oder-Radweg. Und jetzt sollte es sogar über die Oder hinaus gehen!

Um einen kleinen Vorsprung zu erzielen, fuhren wir erst einmal mit Regionalbahn und S-Bahn bis Strausberg Nord – vorbei an unseren ehemaligen Wohnsitzen in der damaligen Kreisstadt.

Die Abstimmung klappte perfekt: Jürgen und Doro aus Magdeburg kamen mit der gleichen S-Bahn an. Jürgen als unser „Tourleiter“ hatte die Route geplant und Doro war unsere polnisch sprechende „Reiseleitung“.

Zunächst ging es raus aus Strausberg durch ein Gewerbegebiet, vorbei am Flugplatz, wo einige kleine Maschinen landeten. Aber bald ging es durch kleine Orte und Waldwege, sogar mit Kunst: einige Holzskulpturen am Wegesrand darunter eine rätselhafte Frau mit Kelch und Vogel in der Hand genannt „Das Prädikower Küsschen“.

Wir passierten Schloss Reichenow, schön gelegen an einem See – heute Hotel und Restaurant, später auch eine Kirche als ungewöhnlicher Rundbau, wie eine Moschee, mit Turm. Auf gut asphaltierten Radwegen rollte es sich gut und dank einiger Informationstafeln am Wegesrand erfuhren wir auch etwas über die Geschichte des Oderbruchs: wie die Trockenlegung der Sümpfe und der Ackerbau das Oderbruch schließlich zum Gemüsegarten von Berlin machten. Auch über die Stadt Wriezen, die wir inzwischen erreicht hatten, gab es einiges zu berichten, hier wurden durch die Urbarmachung des Oderbruchs aus Fischern Bauern.

Hinter Wriezen verlief der Radweg nun auf der ehemaligen Bahnstrecke; die Steigung war mäßig und ab erinnerten in den Weg eingelassene Betonschwellen an die Vergangenheit als Schienenweg.

Der Weg war zum Teil von alten Bäumen beschattet und bot immer wieder schöne Blicke, zum Beispiel ein tolles rotes Meer von Klatschmohn. Bahnsteigkanten und einige Utensilien wie Signale und Schilder erinnerten an die Bahnhistorie.

So hatten wir allmählich auf teilweise schnurgerader Strecke die Oder erreicht, die hier von einer Fußgänger/Fahrrad-Brücke (neugebaut als Europabrücke im Jahre 2022) von deutscher auf die polnische Seite gequert wird – daneben die Rumpfpfeiler der im 2. Weltkrieg zerstörten Eisenbahnbrücke. Die Grenze war nicht spürbar; polnische und deutsche Ausflügler vermischten sich auf beiden Seiten des Ufers. Ein Aussichtsturm überspannte den Brückenweg und eröffnete über zwei Etagen einen Ausblick auf die Uferlandschaft mit Teichen und Überflutungsflächen im Hinterland.

Die schattige Zwischenetage mit Sitzgelegenheit war ideal für unser Picknick.

Es ging lauschig durch Waldstücke weiter auf der ehemaligen Bahnstrecke; viel los war erst wieder am (ehemaligen) Bahnhof Klępicz mit etlichen Sitzgelegenheiten im Schatten und Selbstbedienung für Kuchen, Getränke und Tee. Hier trugen wir uns ins Gästebuch ein – es gab eben kaum „internationale“ Einträge.

Bald erreichten wir Moryn, unser Etappenziel, wo wir zunächst den Marktplatz ansteuerten. Hier gab es eine Eisdiele mit einer langen Schlange; es dauerte auch lange bis Doro und Birgit mit Eis, Kuchen und Kaffee wieder erschienen und wir Sonne und Eis genießen konnten. Inzwischen hatte Jürgen schon nach einer Abendbrotgelegenheit Ausschau gehalten. Die Pizzeria „Zum Krebs“ schloss allerdings schon 18:00 Uhr, also gingen wir nahtlos zum Abendessen über. Es gab noch Pirogi, Pizza wäre auch noch da.

Der Krebs („rak“) ist Namensgeber für einige Orte. Das geht zurück auf eine Legende, nach der ein Einwohner namens „Krebs“ an den feindlichen Belagerern der Stadt vorbei den See durchtaucht hatte um Hilfe zu holen. Auf dem Rückweg ergriffen ihn jedoch die Feinde, töteten ihn und warfen ihn in den See. Man berichtet nun, dass am Grunde des Sees ein Riesenkrebs wohnt, der nachts ans Ufer kommt und womöglich der verwandelte Held ist.

Nach Eis und Abendessen ging es zum Hotel „Pod Lipami“ (Unter den Linden), wo eine größere Feier gerade zu Ende ging. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, machten wir noch einen ausgiebigen Spaziergang durch den Ort, entlang der Stadtmauer und durch den Geopark. Besonders wichtig für den Ort war der bis 60 m tiefe See, der sich in der eiszeitlichen Endmoräne durch den Druck und das langsame Abschmelzen eines riesigen Eisblocks gebildet hatte, Etliche Findlinge, die hierher gewandert waren zeugten von der Eiszeit, ebenso wie lebensgroße Nachbildungen zumeist ausgestorbener Tiere jener Zeit, vom Mammut über Säbelzahntiger bis zum riesigen Elch. Nachts sollte man hier nicht diesen Uferweg nehmen…

Weiter entlang am Seeufer und vorbei am Badestrand erreichten wir wieder das Hotel, wo wir uns an frischer Luft mit Seeblick noch ein Getränk gönnten.