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Malmö – Ruhetag

12,4 km per Pedes

Unseren Ruhetag gingen wir heute langsam an. Erstmal ausschlafen, dann gemütliches Frühstück. Für halb 2 hatten wir einen Stadtrundgang auf Englisch gebucht und bis dahin wollten wir ab 12 Uhr dem Feiertagskonzert auf dem Markt lauschen. Die Museen, auf die ich mich gefreut hatte, waren am heutigen Nationalfeiertag leider geschlossen. Von dem herrlichen Sommerwetter von gestern war auch nichts mehr zu sehen, es regnete, mal stark mal etwas leichter. Also zogen wir unsere Regenjacken an und gingen erstmal zum Markt. Auf dem Weg dorthin kamen wir am Design and Form Centre vorbei, einem alten Gebäude mit wunderschönem Innenhof. Das Centre war geschlossen, aber im Vorderhaus gab es eine Galerie, die geöffnet war. Hier stellten verschiedene KünstlerInnen aus, u.a. aus Polen und der Ukraine. Es gab Skulturen aus Glas und Keramik, Gemälde und Schmuck, darunter einige tolle Kunstwerke.

Es half nichts, irgendwann mussten wir wieder in den Regen hinaus. Wir lauschten kurz dem Programm auf dem Markt, entschlossen uns aber schnell die Zeit bis zum Beginn unseres Stadtrundgangs lieber in einem Café zu verbringen. Für die Künstler war das Regenwetter natürlich auch nicht schön und es waren offensichtlich wesentlich weniger Zuschauer das als erwartet. So endete das Programm auch schon nach einer reichlichen Stunde anstatt wie geplant nach zwei Stunden.

Auch wenn uns unsere Tourguide Jamie aus Wales optimistisch verkündet hatte, dass der Regen nach einer Viertelstunde aufhören würde, dauerte es deutlich länger. Doch das schmälerte unser Vergnügen an der Tour nicht. Wie wir erfuhren ist Malmö eine sehr junge Stadt. Das Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung liegt bei 20 Prozent, ist also für schwedische Verhältnisse sehr hoch. Malmös Einwohner kommen heute aus 180 Ländern, quasi fast die Vereinten Nationen. Malmö hat auch schlechtere Zeiten gesehen: Mit dem Niedergang der früher hier ansässigen Werftindustrie war Malmö in den achtziger und neunziger Jahren ein eher trostloser Ort gewesen, gebeutelt von Arbeitslosigkeit, Verfall und damit einhergehend Banden- und Drogenkriminalität. Das änderte sich mit dem Bau der Öresundbrücke. Inzwischen gibt es hier Hightech-Industrie und ein vielfältiges und buntes kulturelles Leben. Auf unserem Stadtrundrang erfuhren wir viel über die wechselvolle Geschichte der Stadt, die vor allem von den ständigen Kriegen mit Dänemark gekennzeichnet war. Offensichtlich haben keine zwei Länder in der Welt mehr Kriege gegeneinander geführt als Dänemark und Schweden. Erst mit dem Frieden von Roskilde 1658 wurde Malmö schwedisch. Unser Rundgang führte uns vom Großen Markt mit dem historischen Rathaus durch alte Straßen und Gassen, über den historischen Friedhof, der zwar noch Grabstätten früherer Persönlichkeiten der Stadt enthält, aber heute eher als Park genutzt wird, zum Malmöhus, einer Art Kastell, das unter dänischer Herrschaft gebaut wurde und heute einige Museen beherbergt. Vor der Burg ist eine riesige Vitrine, in der ein weißer Bus von 1945 ausgestellt ist. Es ist mit einem roten Kreuz und zwei schwedischen Fahnen über denen der Schriftzug Schweden bzw. Sverige prangt. Fahrzeuge dieser Art waren nach einer Vereinbarung mit Nazi-Deutschland von der schwedischen Regierung 1945 eingesetzt wurden, um KZ-Insassen ins sichere Schweden zu holen. Als neutrales Land machte Schweden im Zweiten Weltkrieg sowohl mit den Nazis als auch mit den Alliierten Geschäfte. Unter dem Vorwand Skandinavier aus den KZ zu holen, wurden aber auch osteuropäische und französische Juden in Sicherheit gebracht, deren Nachkommen zum Teil noch heute in der Stadt leben. Das Kastell diente damals als erste Unterkunft.

Unser weiterer Rundgang führte uns nun zu einem Ort, an dem das alte und das neue Malmö aufeinander stießen. Auf der einen Seite steht das alte historische Gerichtsgebäude, gegenüber das moderne neue Gericht. Hier beginnt auch Väster Hamn, das neueste Viertel der Stadt, das durch moderne, nachhaltige Architektur gekennzeichnet ist. Ein Wahrzeichen ist der 190 m hohe Turning Torso, das höchste Gebäude in Nordeuropa.

Durch die westliche Altstadt mit ihren Fachwerk- und anderen historischen Häusern kehrten wir zum kleinen Markt zurück, wo die interessante und unterhaltsame Tour endete.

Inzwischen hatte es endgültig aufgehört zu regnen.

Das viele Laufen hatte uns hungrig gemacht, so gönnten wir uns in einer historischen Konditorei einen Kaffee und Zimtgebäck. Danach spazierten wir noch durch das von unserem Guide empfohlene Szeneviertel Möllevården mit dem Folketspark, vielen alternativen Kultureinrichtungen und Restaurants. Dort aßen wir dann in der Vegan Bar einen Burger und tranken ein lokales Kellerbier. Bei schönstem Sonnenschein spazierten wir zum Hotel zurück.