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Torekov – Helsingborg
108,8 km
Heute morgen schien endlich mal wieder die Sonne. Da es noch etwas frisch war, und sämtliche Sitzplätze im Schatten lagen, frühstückten wir im Speiseraum neben der Küche. Es gab Brötchen mit Käse und Krabbensalat, Erdbeerjoghurt, Gurke, Tomaten und Radieschen und Kaffee. Nun noch schnell das Zelt abgebaut, alles eingepackt und schon waren wir wieder auf der Route. Dass die Strecke heute so lang werden würde, ahnten wir noch nicht, denn unser Plan war bis Höganäs zu fahren und dort die Nacht in einem B&B, der Villa Lindell zu verbringen, wie Steffen über booking.com gebucht hatte. Aber erstmal fuhren wir zum Hafen von Torekov, der mit seinen Booten, einem kleinen Schifffahrtsmuseum und den umliegenden kleinen Häuschen sehr idyllisch wirkte. Und bei Sonnenschein sieht ohnehin alles viel schöner aus. Am Hafen lag auch ein riesiger Stein, der Stein von Sankta Thora. Der Legende nach sollen drei dänische Königskinder, Thora und ihre beiden Brüder Arild und Gille von ihrer Stiefmutter einem Schiffer übergeben worden sein mit dem Auftrag sie zu beseitigen. Die leblose Thora soll hier auf einem riesigen Stein gefunden worden sein, ihre Brüder in den heutigen Orten Arild bzw. Gilleleje. Der Legende nach ist Torekov nach Thora benannt, die bald zu einer lokalen Heiligen wurde und ihre schützende Hand über Seeleute und Gebärende hielt.
Unsere Route führte uns mal an der Küste, mal etwas weiter landein entlang. Es war leicht hügelig, aber es fuhr sich trotzdem wunderbar. Wir genossen die Sonne, die tollen Ausblicke und kamen ziemlich gut voran. Man merkte, dass Wochenende war. In den kleinen Küstenorten war ziemlich viel Betrieb, Leute fuhren mit ihren Rädern oder spazierten am Strand entlang.Nur ein paar ganz Mutige wagten auch eine kleine Abkühlung im Meer.
Bald erreichten wir Ängelholm, eine hübsche Kleinstadt, in der geschäftiges Treiben herrschte. Die Leute schienen gut gelaunt, saßen in Cafés, schlenderten über den Flohmarkt und genossen den Tag. Kurz nach dem Ort wurde es für uns etwas ungemütlich, denn plötzlich war die Straße gesperrt, da weiter vorn die Eisenbahnüberquerung neu gebaut wurde. Eine Umleitung hatten wir wohl übersehen. Was nun? Zurückfahren kam nicht in Frage. Dank GPS fanden wir einen Waldweg, der wohl irgendwie die Bahn unterführte oder so…. Wir fuhren also auf einem geschotterten Weg in den Wald hinein. Kurz vor Schloss Vegeholm kam uns eine Reiterin entgegen. Wir fragten, ob wir die Bahn an dem Waldweg passieren könnten. Sie war sich nicht sicher, aber wir könnten auf jeden Fall die Schlosszufahrt zur Hauptstraße nehmen. Abenteuerlustig wie wir sind, versuchten wir unser Glück. Der Weg wurde immer mehr zu einem schmalen Pfad und endete vor einem Bauzaun. Das war diesmal Steffens Abkürzung! Wir fuhren also zum Schlossweg zurück und nahmen die stark befahrene Hauptstraße – die einzige Möglichkeit über die Bahn zu kommen. Es war kein Vergnügen, aber wir haben es überstanden. Wir nahmen die erste Abfahrt nach der Eisenbahnüberquerung und schon waren wir wieder auf unserer Route. Mittlerweile war es schon nach eins, also Zeit für eine Pause. Da kam uns ein kleines Hofcafé mit gemütlichem Garten gerade recht. Wir tranken Kaffee und genossen leckeres Selbstgebackenes bzw. eine Waffel mit Erdbeermarmelade und Sahne. Da waren die Energiespeicher schnell wieder aufgefüllt.
Weiter ging es parallel zum Ufer, an Svenshal vorbei, wo Carl von Linné mit seinem Sekretär einst weilte. Später führte uns die Route wieder etwas nach oben. Hier war offensichtlich ein beliebtes Ausflugsrestaurant, überall standen parkende Autos und zahlreiche Spaziergänger waren unterwegs. Hier ging es auch weiter zum Naturreservat Kullaberg, das an der Spitze der Halbinsel lag. Für uns ging es nun wieder bergauf über die Halbinsel zur anderen Seite, wo uns die Route dicht am Ufer zu unserem Ziel Höganäs führte. Kurz vor dem Badeort gab es eine Art Freizeitpark mit Minigolf, Spielplatz und Imbiss. Es war gerade Zeit für ein leckeres Eis. Eine hervorragende Entscheidung, wie sich gleich herausstellen sollte. Schnell war auch unsere Unterkunft gefunden. Nach über 86 km war es auch Zeit für eine Rast. Wir kamen zur besagten Villa, aber keiner war da. Steffen ging ins Haus, rief in den Garten hinein: Stille. Als er noch einmal auf sein Handy schaute, fand er eine Nachricht des Vermieters (datiert kurz nach unserer Ankunft): es täte ihm leid, aber er sei bereits ausgebucht. Merkwürdig. Schließlich hatten wir bereits bezahlt. Nun war guter Rat teuer. Eine alternative feste Unterkunft im Ort war nicht frei. Blieb der Zeltplatz ein paar hundert Meter weiter. Wir fuhren erstmal hin. Es war sehr voll und offensichtlich etwas chaotisch. Die sanitären Anlagen waren wie überall sehr sauber. Aber irgendwie hatten wir keine Lust unser Zelt aufzubauen. Also noch weiterfahren bis Helsingborg. Das waren nochmal knapp 20 km. Was soll’s. Wir sind bisher gut vorangekommen. Das Wetter war toll, Wind wehte uns auch nicht entgegen und paar kleinen Steigungen würden wir nun auch noch schaffen. Wir fuhren gemütlich weiter und genossen die Aussicht auf die Bucht. Kurz vor Helsingborg kam das Schloss Sofiero mit seinen berühmten Gärten. Leider war schon alles geschlossen. Helsingborg ist wie Göteborg sehr gut auf Fahrradverkehr eingestellt: zweispurige Radwege mit Ampeln. Wir kamen also schnell und problemlos ins Zentrum. Im Uferbereich herrschte buntes Treiben, viele junge Leute die vielleicht ihren Schulabschluss feierten, aber auch Familien. Wir fuhren am Fährhafen und am Bahnhof vorbei zum Hotel, das Steffen in Höganäs vorgebucht hatte. Doch welch böse Überraschung: in der Hektik hatte er nicht bemerkt, dass die Buchung als „Anschlussbuchung“ für die geplatzte Buchung erst für den nächsten Tag war. Das fehlte noch! Doch dank eines sehr freundlichen und hilfsbereiten Hotelangestellten und einem langen Telefonat mit Booking.com, war die Buchung geändert und wir hatten unser Zimmer. Inzwischen war es kurz vor acht. Schnell geduscht und dann endlich etwas essen. Das Restaurant im Hotel machte einen guten Eindruck und so fand dieser aufregende Tag noch einen versöhnlichen Abschluss mit einem leckeren Essen und einem guten Bier bzw. Rhabarber-Cocktail.