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30.04.2017 Catalina Island (52,3 km)
Einen Tag haben wir Zeit, um so viel wie möglich von Catalina Island zu sehen. Wie stellen wir das am besten an? Natürlich mit dem Rad, auch wenn das eine riesige Herausforderung ist, denn Santa Catalina ist sehr bergig. Doch wir brauchen ja unser Gepäck nicht mitzunehmen, also sind wir jeder schon mal mindestens 23 kg leichter. Da es tagsüber wieder sehr heiß werden sollte, sahen wir zu, dass wir früh los kamen. Das hieß Frühstück auf dem Zeltplatz mit Brot, Käse, Erdbeeren und Tee. Verpflegung einpacken, vor allem Wasser, Kamera schnappen und los ging's.
Zuerst einmal bergab nach Avalon, denn von hier gehen alle Straßen ab. Straßen gibt es auf Santa Catalina eigentlich nicht viele: in Avalon schon, doch dann gibt es nur noch eine zum Strand, eine zum Wrigley's Memorial, eine nach Norden Richtung Flugplatz, doch außerhalb von Avalon darf diese nur mit Genehmigung genutzt werden sowie ein paar kleine Sträßchen, die im Nirgendwo enden. Wir hatten ja eine Genehmigung und konnten nun aus Avalon heraus in Serpentinen von ca. 10 m ü.M. bis auf 488 m "hochschrauben". Es war zum Glück noch früh, die Sonne stand noch nicht so hoch und ein Teil der Strecke lag im Schatten, aber anstrengend war es schon. Dafür wurden wir mit atemberaubenden Ausblicken auf den Hafen von Avalon, Berge, Täler, Buchten und natürlich den Pazifik belohnt.
Kurz hinter Avalon fuhren wir auf die Chimes Tower Road, die uns an einem Glockenturm aus dem Jahre 1924 im Art Deco Stil vorbeiführte, dann ging es auf die Stage Coach Road. Hier mussten wir eine Schranke passieren. Wir waren nun offiziell auf dem Gelände des Catalina Island Conservancy, das wir nur mit Genehmigung befahren durften, außerdem wurden wir auf die Helmpflicht hingewiesen. Es ging weiter bergan, aber es fuhr sich ganz gut. Wir hatten die Straße oder das, was unter diesen Begriff fiel, fast für uns alleine. Auf dem East Summit gab es einen Aussichtspunkt mit überdachten Bänken, so konnten wir ein wenig Schatten und herrliche Aussichten genießen, ehe es auf der Airport Road weiterging. Die Airport Road führt, wie der Name schon sagt, zum Airport in the Sky, einem Flugplatz für Kleinflugzeuge, der meist von Hobbypiloten oder kleinen Charterflugzeugen genutzt wird. Es ging immer ein wenig hoch und runter, die Straße war mal asphaltiert, mal glich sie einem Flickenteppich und manchmal war sie nur eine Schotterpiste. Mann musste also immer aufpassen. Aber das sollte man sowieso, wenn man in einer Gegend fährt, in der auch wilde Büffel leben. Wir entdeckten zwei dieser beeindruckenden Examplare, glücklicherweise aus sicherer Entfernung. Die Büffel waren in den 20er Jahren einmal für Dreharbeiten zu einem Western auf die Insel gebracht worden. Doch es hat sich keiner die Mühe gemacht, sie nach Abschluss der Arbeiten wieder einzufangen. Sie fühlten sich hier schnell heimisch. Die Conservancy achtet darauf, dass die Zahl bei 120 Tieren stabil bleibt. Überzählige Tiere werden zurück auf's Festland gebracht oder verspeist. So haben wir uns im Restaurant auf dem Flugplatz zum Mittag einen leckeren Buffalo Burger bzw. Buffalo Tacos genehmigt. Vom Flugplatz aus nahmen wir die El Rancho Escondido Road hinunter zum Little Harbor (Kleinen Hafen). Es ging zwar schön steil bergab, aber genießen konnte man die Abfahrt nicht. Auch diese Straße war eine Schotterpiste, die nochdazu ziemlich viele kleine Bodenwellen hatte, so dass man ordentlich durchgeschüttelt wurde. Die Erschütterungen schafften sogar Steffen's GPS-Halterung. Wir fuhren zwar nicht ganz bis zum Hafen hinunter, konnten aber auch hier einige schöne Strände und verträumte Buchten sehen. Diew Brandung des von oben so still und glatt wirkenden Ozeans war schon ordentlich. Jetzt ging es aber erstmal wieder hoch durch den Middle Canyon. Eine tolle, aber anstrengende Route. Der Anstieg hier war sehr moderat. Wir fuhren zwischen Felsen entlang und kamen an einer Adler-Rettungstation vorbei.
Früher gab es auf Santa Catalina eine ganze Menge Weißkopfseeaadler, doch ein Chemieskandal in den späten 70er Jahren, bei dem Unmengen DTT über das Abwasser ins Meer geleitet worden war, führte dazu, dass das DTT auch in die Nahrungskette der Seeadler gelangte und diese zum Teil vergiftete. Man schuf zwar Abhilfe, doch die Auswirkungen sind bis heute zu spüren. Die Eierschalen der Seeadler sind zu dünn, so kann die Brut nicht überleben. Im Rahmen eines Adler-Rettungsprogramms werden Eier per Hubschrauber im Horst durch Attrappen ersetzt und die echten Eier in einer Art Inkubatoren ausgebrütet. Die geschlüpften Adlerjungen werden dann mit Adler-Handpuppen gefüttert und später zurück in den Adlerhorst gesetzt, wo der Adler sich wieder um seinen Nachwuchs kümmert. Die zwei Adler in dem Sanctuary, ein Weißkopfseeadler und ein anderer Adler werden hier versorgt weil sie in der Wildnis nicht mehr überlebensfähig wären, der eine kann wegen einer Kollision mit einem Auto nicht mehr richtig flioegen, der hat bei einem Kampf ein Auge verloren.
Nach einigen Meilen und ein paar Anstiegen erreichten wir wieder die Airport Road. Nun konnten wir uns entspannt nach Avalon herunterrollen lassen. Natürlich mit der entsprechenden Vorsicht, denn einige Autos und Jeeps, die z. T. Touren über die Insel anboten, waren dennoch unterwegs und die Straßen waren stellenweise auch ganz schön holprig. In Avalon angekommen, gönnten wir uns erstmal ein großes Eis. Dann kauften wir noch was zum Abendbrot und fuhren zurück zum Zeltplatz. So ging ein sehr erlebnisreicher Tag mit "vielen Höhen und Tiefen" zu Ende.