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12.04.2016

Monterey

Heute Ruhetag – zumindest was das Radfahren anbetrifft. Obwohl der Regen erst für morgen angekündigt war, wurden wir heute schon von den Tropfen geweckt. Da wir nicht weit wollten, ließen wir es mal etwas gemütlicher angehen. Wir gingen in das dem Hotel angeschlossene Café zum Frühstücken – eine gute Entscheidung mit einem leckeren Gemüseomelette und frischem Obst bzw. Pfannkuchen mit Ei und Schinken war eine gute Grundlage gelegt.

Wir zogen die Regenjacken an und gingen los in Richtung Cannery Row – dank John Steinbecks Roman "Straße der Ölsardinen" im Original "Cannery Row" wohl eine der bekanntesten Straße zumindest Kaliforniens. Anfang des 20. Jahrhunderts begann hier der Boom der Ölsardinenindustrie. Die Fische wurden in Massen aus der Bucht gefischt, von Kopf und Schwanzflossen befreit und roh in die Konservendosen gegeben (Fließbandarbeit, die hauptsächlich von Frauen geleistet wurde), dann wurden die Fische in der Dose erhitzt, danach kamen Gewürze, Öl und ggf. Tomatensauce dazu. Dann wurden die Dosen geschlossen und nocheinmal ordentlich erhitzt, um die Fische haltbar zu machen. Die industriemäßige Verarbeitung führte bald zur Überfischung und der Boom war vorbei, denn es gab nur noch wenige Sardinen. Der Rückgang der Sardinen könnte jedoch auch zumindest teilweise einen anderen Grund haben – eine Änderung der Wassertemperatur. Diese schwankt hier in der Bucht in einem regelmäßigen Zyklus, ist sie wärmer kommen die Sardinen, fällt sie verschwinden die Sardinen und die Anchovis kommen.

Heute ist die Cannery Row eine belebte Straße mit Restaurants, Souvenirläden, Hotels und der Hauptsehenswürdigkeit Montereys – dem Aquarium. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, obwohl der Eintritt in Höhe von 49,95 $ pro Person schon ordentlich ist. Auf jeden Fall ist es ein Anziehungspunkt für Familien mit großen und kleinen Kindern. Am Eingang bekamen wir einen Orientierungsplan in die Hand gedrückt, auf dem auch die Aktivitäten des heutigen Tages verzeichnet waren. Wir sahen uns zunächst die Fütterung der Seefische an, moderiert von einer Mitarbeiterin des Aquariums. Es war interessant, aber auch sehr laut und voll. Danach gingen wir in den Kinosaal um einen Film über das Leben eines Seeotters und die Arbeit die das Aquarium zum Schutz dieser Tiere leistet anzusehen. Auch hier wurde live moderiert. Danach gingen wir erstmal an die frische Luft.

Das Aquarium ist direkt in die Bucht gebaut. Es gibt ein paar Außenbecken, doch das größte Becken ist das offene Meer und wenn weiß, wo man hinschauen muss, dann entdeckt man auch Seeotter, Seelöwen, Robben und jede Menge Wasservögel. Faszinierend! Wir sahen uns noch andere Bereiche des Aquariums an – Pinguine, Quallen, Schalentiere, Oktopusse, Fische, die in wärmeren Gewässern und Korallenriffen leben …

Sehr beeindruckend auch das "Real Cost Café", wo man erfahren konnte, welche Art von Fisch und Meeresfrüchten man bedenkenlos essen kann und auf welche man aus Gründen des Naturschutzes lieber verzichten sollte. Auch die Ausstellung über die Gefahren durch Plastikmüll machte sehr nachdenklich.

Nach dem Aquarium schlenderten wir die Cannery Row entlang. Da inzwischen Kaffezeit war und nun auch die Sonne schien, wollten wir doch mal ein Eis essen. Wir kamen zu Ghiradelli's, einer Schokoladenfabrik aus San Francisco mit angeschlossenem Eiscafé. Wir teilten uns eine Schale mit Vanilleeis, Sea Salt Caramel Sauce und Brownies – mit ausreichend Kalorien für einen ganzen Radltag und sehr lecker. Wir genossen das Eis mit Blick auf das Meer und den Strand, wo einige kleinere Kinder im Wasser planschten und dabei jede Menge Spaß hatten. Das es ziemlich kalt war, schien sie dabei nicht zu stören.

Zurück in der Stadt begaben wir uns auf den "Pfad der Geschichte", gekennzeichnet durch kleine gelbe in den Fußweg eingelassene Steine mit der Aufschrift "Path of History" in verschiedenen Sprachen (Deutsch, Spanisch, Chinesisch, Französisch und Italienisch), der die verschieden historischen Bauten der Stadt verbindet. Wir kamen u.a. am ersten Theater Kaliforniens vorbei, dem Zollhaus, Colton Hall (wo 1849 die kalifornische Verfassung unterzeichnet wurde) und einigen alten Häusern mit hübschen Gärten. Beeindruckend war auch das Gefängnis (Monterey Jail), das auch in einem John-Steinbeck-Roman erwähnt wird. Der Cooper-Molera Complex und das Stevenson House (wo der Dichter 1879 gelebt hatte) sollten eigentlich Museen sein, waren aber aus irgendeinem Grund geschlossen. Wir bummelten noch ein wenig durch Stadt, versorgten uns schon mal mit Wasser, Nüssen und Crackern für unsere morgige Etappe und gingen zum Hotel, um ein wenig auszuruhen und unseren "Chronistenpflichten" nachzugehen. Jetzt freuen wir uns auf das Abendessen …