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11.04.2017

New Brighton State Beach – Monterey (66 km)

Heute morgen wurden wir von einem leichten Tröpfeln auf unserem Zeltdach geweckt – Regen! Also trat der Regennotfallplan in Kraft: Auf engstem Raum packten wir erst einmal alles im Innenzelt zusammen – Schlafsäcke, Isomatten, Kopfkissen usw. – und ich angelte im "Vorraum" die entsprechenden Taschen. Somit hatten wir alles schon einmal im Trockenen gepackt. Blieb nur das nasse Zelt – ein wenig abschütteln und ab in die Tasche – hoffentlich hatten wir bald die Gelegenheit es gründlich zu trocknen. Diesmal waren wir zeitig abmarschbereit – vor 8 Uhr war bereits alles verpackt und am Rand befestigt. Inzwischen war auch der einzige andere Biker auf und begann zusammenzupacken. Der ältere Herr war schon etwas länger unterwegs, und zwar von Washington DC, New York State, über die Niagara Falls; und er wollte jetzt weiter bis Alaska. Wir wünschten uns gegenseitig Glück und los gings. Der Fisselregen hatte zum Glück aufgehört.

Gefrühstückt hatten wir noch nicht, aber in Soquel passierten wir ein Café mit Geschenkeladen. Mit einem leckeren Bagel und Omelett mit Toast und Backkartoffeln, Café und Orangensaft hatten wir erst einmal genug Energie getankt. Die brauchten wir auch.

Die Route führte zwar über Nebenstraßen, aber wir hatten immer wieder kleine Anstiege zu bewältigen und dazu kam auch noch Gegenwind. Die Landschaft war auch nicht sehr abwechslungsreich – vom Pazifik waren ein ganzes Stück weg, wir passierten endlose Äcker, auf einigen standen Erdbeeren bis zum Horizont. Die erste Ernte war anscheinend schon im Gange, da und dort waren Feldarbeiter zu sehen und einige Laster mit Erdbeerpaletten passierten uns. Die Warnschilder gegen "Eindringlinge" (NO TRESPASSING) waren zweisprachig, auch auf Spanisch, die Arbeiter auf dem Feld schienen Mexikaner zu sein, ob Einheimische oder billige Wanderarbeiter – wer weiß… Wir wurden jedenfalls freundlich gegrüßt.

Auf Höhe Moss Landing ging es noch einmal an der California 1 entlang, wird bogen kurz in den Ort ab, im eine Kleinigkeit zu Essen zu suchen. Am Ortseingang gab es sogar einen gekennzeichneten Übergang für Seeotter. Und nach kalifornischem Recht muss man an solchen gekennzeichneten Überwegen anhalten. Essensmäßig wurden wir fündig in einem "Galeriecafé" (Haute Enchilada) mit mexikanischer Küche und Deko. Ein Cesar Salad und eine Artischockencremesuppe reichten uns, Wasser gab es so und zum Munterwerden nahmen wir noch einen Espresso. Die Galerie hinter dem Haus besichtigten wir allerdings nicht, so wie wir auch das kleine Haus im Ort mit der Inschrift "Shakesspeare Society of California" und der Werbung für einschlägige Memorabilia nicht weiter beachteten.

Auf Nebenstraßen ging es jetzt weiter durch die Gemüseanbauregion – auf etlichen Feldern gab es – diesmal – Artischocken bis zum Horizont. Die Region hier insbesondere um Salinas nannte man früher die "Salatschüssel Amerikas" – vor allem wegen dem besonderen Blattsalat, dessen Name "Eisbergsalat" angeblich daher rührt, dass er mit Aufkommen der Kühlwaggons gut gekühlt in Eis mit der Bahn quer durch die USA transportiert wurde.

Auf flacher einsamer Strecke stand plötzlich am Straßenrand ein Schild "Bike Support Ahead", rechts stand ein alter froschgrüner VW-Bus und ein älterer Mann winkte uns heran. Er trug eine Kermit-Mütze und ein Abzeichen "Fun Meter", auf dem der bewegliche Zeiger ganz rechts auf "max" stand. Er stellte sich als freiwilliger Schutzengel für Radfahrer vor, der uns Wasser, selbstgebackene Kekse, Werkzeug und Karten anbot; vor allem erst einmal eine gerade Sitzgelegenheit ("have a flat seat") in seinem VW-Bus – als ehemaliger Tourenradler wusste er wohl, was ein Radlerpo zur Entspannung braucht. Jeden Dienstag steht er hier an der Strecke mit seinem grünen "Kermit-Mobil" und bietet vorbeikommenden Radlern Tipps und Hilfe an, erklärte uns Paul, Aschenbrenner mit Nachnamen und deutschen Vorfahren vor vier Generationen. Jede Hilfe hat ihren Preis, sagte er scherzhaft, und wir verewigten uns gern in seiner Liste, wer, woher und von wo bis wo geradelt ist. Seine Statistik führten bisher Radler aus Deutschland und Großbritannien an, Seltenheitswert hatte ein Radler von den Osterinseln. Wir fragten noch einnmal wie die Chancen für Big Sur (dort ist die CA 1 wegen Brückenschaden gesperrt) aussehen, aber er machte uns wenig Hoffnung. Wir bedankten uns und machten uns wieder auf den Weg. Vor Marina begann ein schöner separater Radweg.

Die Freude wurde allerdings durch den heftigen Gegenwind getrübt, der uns bis Monterey nicht losließ. Vorbei an riesigen Dünen – Sand City hieß wohl nicht von ungefähr so – und mit schönen Ausblicken auf die Monterey Bay quälten wir uns voran und erreichten unser vorgebuchtes Hotel in Strandnähe (Monterey Bay Lodge). Die Räder nahmen wir wie empfohlen mit aufs Zimmer. Wir waren im Erdgeschoss untergebracht und das Zimmer war nicht zu klein. Nach einer ausgiebigen Dusche gingen wir noch zum beheizten Außenpool, wo wir erst einmal im Whirpool unsere Muskeln lockerten bevor wir eine andere Bewegungsart als Radfahren übten – Schwimmen. Der abendliche Spaziergang zum Fishermen's Wharf war ebenfalls eine willkommene Abwechslung. Seafood Risotto und eine tomatige Fischsuppe mit reichlich Muscheln, Tintenfisch und Fisch waren als Abendessen ein gelungener Abschluss. Wir schlenderten vom abendlichen belebten Pier gemütlich zurück zum Hotel.