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01.02.2016
Hawkes Bay
70,28 km
 
Heute war wieder mal Zeit für Radfahren. Wir hatten uns einen Rundkurs in der Hawkes Bay ausgesucht. Nach dem Frühstück konnten wir direkt vor der Haustür starten. Zunmächst führte die Route am Strand von Napier entlang. Dank des Rotary Club Napier war der Weg als Fuß- und Radweg gut ausgebaut. In einem Schlenker überquerten wir den Tuteakurio River und den Ngaruroro River. Dann führte die Route am Ufer entlang der Trichtermündung des Clive River bis zur Straßenbrücke und wieder auf dem anderen Ufer zurück. Die nahegelegene Stadt Clive, die 1857 als eine der ersten Pakeha-Siedlungen (Pakeha war die Maori-Bezeichnung für die europäischen Neuankömmlinge) in der Hawkes Bay errichtet worden war, wurde zum Namensgeber des Flusses. Der Clive entstand im Ergebnis der Flußbettverlegung des überschwemmungsgefährdeten Ngaruroro River und nimmt seither die Wasser des Karamu-Bachdes auf. Nach diesem kurzen geschichtlichen Exkurs am Südufer des Clive kamen wir wieder zur Küste. Vom Pazifik trennten uns nur einige Sumpfwiesen, die von etlichen uns nun schon vertrauten Wasser- und Buschvögeln bevölkert waren. In der Ferne war die Steilküste des Cape Kidnappers zu sehen. Nach dem bedeckten Start brach nun immer wieder die Sonne durch die Wolken, so dass es angenehm warm wurde. Der leichte Wind sorgte mit für bestes Radfahrwetter. Jetzt verließen wir die Küste und folgten dem Lauf des Tukituki River. Wir fuhren auf einem Damm auf die weit im Hintergrund aufragenden gelben Ausläufer der Kaweka-Bergkette zu. Vor und rechts neben uns erstreckten sich abwechselnd Obstplantagen, hauptsächlich mit leuchtendroten Äpfeln, und wohlgeordnete Reihen von Weinstöcken. Wir waren im "Allerheiligsten" der Weinregion Hawkes Bay angekommen. Hier gab es jede Menge Vineyards und Wineries. Und wo verkostet werden konnte, da stand nicht einfach "Wine Tasting" sondern "Winery und Cellar Door", d.h. der Winzer öffnet quasi für den Gast die Tür seines Weinkellers für eine Kostprobe. Da wir mit dem Fahrrad bei sommerlichem Wetter unterwegs waren und noch einige Kilometer vor uns hatten, konnten wir ja nicht überall anhalten. Aber eine kleine Kostprobe gönnten wir uns dann doch bei der Te Mata Winery. Wir "teilten" uns daher eine Verkostung. Für fünf Dollar konnten wir jeder einen Probierschluck von 6 Weinen nehmen – vom leichten Cabernet Sauvignon bis zum kräftigen Syrah, den man auch noch ruhig 10 Jahre lagern kann.
Ausgerechnet nach der Weinprobe gab es die erste "Bergprüfung" auf der Strecke. Aber da wir mit leichtem Gepäck unterwegs waren, bereitete uns dies keine Probleme. Die Te Mata Winery lag in Havelock North (auf der Südinsel gibt es auch ein Havelock), der Ort selbst mit seinen vielen kleinen Läden sah auch recht schnucklig aus. Wir näherten uns jetzt Hastings der zweiten größeren Stadt in Hawkes Bay, die im Schatten von Napier steht. Aber auch in Hastings wurden in den 30er Jahren Gebäude im Stil von Art Decó bzw. Spanish Mission gebaut. Hier gönnten wir uns in einem Öko-Café mit Namen "The Taste" ein leckeres Mittagessen. Die Route führte nun über eine stark befahrene Straße aus der Stadt hinaus durch die Gewerbezone, immer wieder zwar auf einer Radspur, aber der Verkehr donnerte doch ganz schön an uns vorbei und nicht alle hielten genug Abstand. Ein kurzer Stopp im Fahrradladern – Birgits Handschuhe mussten ersetzt werden und unsere Ketten brauchten wieder Öl – und dann ging es weiter auf dem Highway 50. In einer Kurve war ein Marae ausgeschildert, von weitem sah man die geschnitzten Dachfirstverzierungen und das Eingangstor. Auf dem 
Golfplatz des Napier Golf Club wurden aus Baumstümpfen große Figuren geschnitzt, die offensichtlich auf Traditionen anstellen, z.B. Jäger mit Hund, Pakeha und Maori. In einem anderen Ort entdeckten wir eine "Baustellentafel" eines Architekturbüros, auf dem der Neubau eines modernen Marae-Zentrums abgebildet war, ein offensichtlicher Beweis für die Lebendigkeit und Zukunft der Maori-Tradition. Letzte begegnete uns am Wegesrand in Gestalt eines alten Pa-Standorts hoch auf dem anliegenden Berghang. Von der Informationstafel aus waren Reste von Palisadenreihen zu sehen. Um 1500 wurde hier von Maori ein Pa errichtet.
Wir verließen jetzt den SH 50 und erreichten bald die Stadtgrenze von Napier. Hier bogen wir von der urprünglichen Route ab und folgten der wesentlich entspannenderen Radweg auf einem Damm Richtung Küste. Anders als bei unserem Start heute morgen war der Pazifik unter strahlend blauem Himmel jetzt in ein tiefes Blaugrün getaucht. Wir fuhren vom Strand wieder direkt bei unserem Motel vor. Nachdem ich die Räder wieder verpackt hatte und wir uns frisch gemacht hatten wechselten wir die "Gangart" und machten noch einen kurzen Spaziergang um für ein leichtes Abendbrot einzukaufen. Mit einem Gläschen Wein aus der Hawkes Bay beschlossen wir den Abend.