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31.01.16
Wellington – Napier
Nachdem wir im Hotel gefrühstückt und unsere Räder samt Gepäck per Fahrstuhl wieder nach unten bugsiert hatten, fuhren wir erstmal in Richtung Wasser. Dort hatten wir nämlich gestern einen schönen Weg entdeckt, der uns ohne viel Verkehr zum Fährterminal führen sollte. Fährterminal? Nun ja, nach langem Überlegen, Planen und eingehendem Studium der Busfahrpläne nebst Gepäckbeförderungsmöglichkeiten und Karten gab es für uns nur zwei Möglichkeiten: entweder weiter mit dem Rad fahren, aber dabei höchstens noch ein oder zwei der geplanten Ziele sehen oder aber ein Auto mieten, Räder hineinpacken und an nur noch ein paar Rundwege fahren. Schweren Herzens entschieden wir uns für letzteres – die Entfernungen sind einfach zu groß. Am Fährterminal wartete also unser Mietwagen auf uns – ein Toyota Corolla Kombi. Na wenn da keine Erinnerungen aufkommen! Kurz vor 10 standen wir also am Europcar-Schalter im Terminal. Dieser war geschlossen, obwohl 10 Uhr als Abholtermin vereinbart war. Also erstmal anrufen. Es dauerte zum Glück nicht lange und ein freundlicher junger Mann erschien und öffnete den Schalter. Mit dem bürokratischen Drumherum war er offensichtlich noch nicht so ganz vertraut, doch zum Glück ist ja Steffen als treuer Europcar-Kunde bereits im System drin und nach einigem Nachfragen war auch alles erledigt. Wir waren überhaupt auf die Idee gekommen, dass wir möglicherweise eine amtliche Übersetzung des Führerscheins brauchen könnten. Aber Autofahren hatten wir ja ursprünglich auch nicht geplant. Schließlich hatten wir die Autoschlüssel in der Hand. Nun hieß es erstmal Räder zusammenfalten und in die Taschen packen und sehen, wie alles im Auto Platz hat. Nachdem wir die Rücksitze umgeklappt hatten, ging alles problemlos rein. Und es konnte losgehen. Mhm, Lenkrad auf der "falschen" Seite, Schaltung? – zum Glück Automatik, Blinker, Scheibenwischer? Da wird man sich wohl dran gewöhnen müssen. Nochmal ein kurzer Blick ins Handbuch und dann ging es los. Auf dem State Highway 1 war ordentlich Betrieb, aber Steffen fand sich schnell zurecht. Wir fuhren zunächst an der Küste entlang Richtung Norden und konnten dabei noch ein paar herrliche Ausblicke auf die Tasmansee erhaschen. Dann verließen wir den Küstenhighway und fuhren auf einer nicht ganz so stark befahrenen Straße an einer Bergkette entlang. In zahlreichen kleineren Orten fanden Märkte oder Sportereignisse statt. Es waren auffällig viele alte Autos (Oldtimer, vintage cars wie auch immer man sie nennt) unterwegs. Die Straße war zwar fast gerade, aber durch das Auf und Ab wurde es auch nicht langweilig. Etwas abenteuerlich wurde es beim Manawatu Gorge – einen relativ engen, aber tiefen Flusstal. Die Straße war hier ziemlich voll, eng und kurvenreich. Auf der Beifahrerseite ging es hinter der Leitplanke auch mächtig steil bergab. Obwohl Steffen sehr umsichtig fuhr, war mir ziemlich mulmig zumute und ich war sehr froh, als die Straße wieder breiter wurde und das Tal sich öffnete. In Woodville, einem kleinen Ort mit zahlreichen historischen Gebäuden machten wir eine Pause. Wir tranken einen Kaffee, aßen eine Kleinigkeit und machten noch einen kurzen Spaziergang einmal die Hauptstraße hoch und wieder runter. Dann fuhren wir weiter nach Napier, wo wir gegen halb 4 eintrafen. Leider war hier das Wetter nicht mehr so schön wie in Wellington. Es war stark bewölkt und tröpfelte ab und zu.
An der Marine Parade, direkt gegenüber vom Strand fanden wir ein nettes Motel, wo wir für 2 Nächte bleiben wollten. Wir parkten also das Auto, räumten die Sachen ins Zimmer und gingen erstmal auf Erkundungstour.
Napier ist nämlich eine ganz besondere Stadt. Am 3. Februar 1931 gab es hier ein furchtbares Erdbeben der Stärke 7,9. Dabei sowie den eine Woche andauernden Nachbeben wurde die alte Stadt völlig zerstört, selbst der Tutaekuri-Fluss wurde verlegt und auch die Küstenlinie veränderte sich. Der einstige Hafen wurde zu Land, der Boden hatte sich um bis zu 2 m angehoben. Trotz Weltwirtschaftskrise wagte man in Napier einen kompletten Neuanfang. Die gesamte Stadt wurde im Stil der 20er Jahre neu gebaut – alles im Art déco. Bis heute werden Neubauten im Zentrum in diesem Stil gebaut. Wir schlenderten durch die Innenstadt, um uns das ganze Ensemble anzusehen. Da die Geschäfte alle geschlossen waren, waren nicht allzuviele Leute unterwegs und wir konnten die Gebäude, Denkmäler etc. etwas genauer ansehen. Napier wird mit dem Slogan Art déco-Hauptstadt und dementsprechend werden auch Stadtrundfahrten in Autos jener Zeit angeboten, deren Fahrer entsprechend gekleidet sind. Wie es sich wohl in einem solchen Auto sitzt?
Im Supermarkt kauften wir noch Sachen für unser morgiges Frühstück ein und begaben uns auf die Suche nach einem Restaurant fürs Abendbrot. Gleich in der Nähe unseres Motels gab es ein Restaurant mit traditioneller indonesischer Küche, das von einem holländischen Ehepaar betrieben wird. Ein Blick auf die Speisekarte machte uns neugierig und so aßen wir indonesische Reistafel mit Fleisch bzw. vegetarisch und gingen dann zurück ins Hotel.