Dunedin – Otago-Halbinsel
Heute ließen wir es sehr langsam angehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel wurden wir gegen 10.20 Uhr von einem Kleinbus von Monarch Wildlife Cruises abgeholt. Außer uns war noch eine ältere Amerikanerin an Bord. Ziel unserer heutigen Exkursion war u.a. die Kolonie der Königsalbatrosse am Taiaroa Head, der Landspitze der Otago-Halbinsel. Eigentlich sollte die Strecke herrliche Ausblicke auf den Hafen, die kleineren Inseln und Küstenorte bieten, doch da machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Um uns herum war nur Nebel und abwechselnd leichter und starker Regen. Doch auch wenn nicht allzuviel zu sehen war, gewannen wir dank derlebhaften Erzählungen von Bruce, unserem Fahrer, einen guten Eindruck vom Leben hier. Wir passierten die Villa Fletcher, eine Industriellenvilla aus Holz im edwardianischen Stil und hätten bei gutem Wetter auch einen Blick auf das einzige Schloss Neuseelands
Lanarch Castle erhaschen können. Dessen Erbauer, William Lanarch, war ein erfolgreicher Banker und Geschäftsmann aus Australien. Ihm ist es zu verdanken, dass neuseeländisches Lammfleisch bereits Ende des 19. Jahrhundert in Kühlschiffen nach England kam. Im Privatleben hatte er allerdings wenig Glück. Aufgrund eines familiären Skandals sah er keinen anderen Ausweg als sich das Leben zu nehmen. Er erschoss sich im Parlament.
Bereits gestern waren uns viele Oldtimer in der Stadt aufgefallen und auch hier waren sie zahlreich auf den Straßen zu sehen. Wie sich herausstellte, fand gerade ein internationales Oldtimer-Treffen statt. Das Alter der Autos reichte von Anfang 20. Jahrhundert bis Ende 1970er Jahre, eine ordentliche Vielfalt also. Auf unserem Weg lag auch der hübsche Küstenort Portobello, der seinen Namen einem Vorort Edinburghs verdankt, in dem wir übrigens vor einigen Jahren auch mal eine Woche Familienurlaub verbracht hatten.
Von der Küstenstraße aus konnten wir wenigstens schemenhaft die Quarantine Island erkennen, wo früher Leute hingebracht wurden, die auf der lange Seereise hierher erkrankt waren. Sie durften die Insel erst verlassen, wenn sie wieder gesund waren oder wurden dort beerdigt. Nach einem kurzen Abstecher zu einem Maori-Versammlungshaus erreichten wir dann das Albatros-Zentrum. Bis zum Beginn unserer Tour hatten wir noch etwas Zeit uns die informative Ausstellung über das Leben der Albatrosse anzusehen. Die Tour selbst begann mit einem Vortrag und einem Film über das Leben dieser beeindruckenden riesigen Vögel. Auf einem abgeschirmten Weg ging es dann hinauf zum Aussichtspunkt. Dabei kamen wir noch an einer Kolonie von Rotschnabelmöwen vorbei, deren Junge gerade die ersten tapsigen Schritte machten. Von einem geschützten Bereich aus konnten wir nun die Albatrosse beobachten. Einige brüteten gerade ihre Jungen aus, von denen nun beinahe jeden Tag welche schlüpften. Die Jungen werden dann rund um die Uhr von den Eltern betreut.
Insgesamt bleiben die Jungvögel bis Ende August oder sogar September im Nest, wobei jedoch der Abstand zwischen den Fütterungen immer größer wird. Im späten September machen die Jungvögel dann ihre ersten Flugversuche. Sind diese gelungen, fliegen sie davon und kommen erst nach mehreren Jahren wieder, um selbst zu brüten. Albatrosse verbringen die größte Zeit ihres Lebens auf dem Meer und kommen nur zum Brüten an Land. Die Kolonie am Taiaroa Head besteht seit 1914 und 1938 kam das erste Küken zur Welt.
Albatrosse brüten alle 2 Jahre bis an ihr Lebensende. Die Königsalbatrosse haben eine Flügelspannweite von ca. 3 m und wiegen 6-7 kg.
Nachdem wir die Albatrosse eine Weile beobachtet hatten (Ferngläser lagen bereit), begaben wir uns durch strömenden Regen wieder zum Albatros Center. Die Zeit bis zur Weiterfahrt nutzten wir für einen kleinen Imbiss (Seafood Chowder und Tee). Nun ging es nicht im
Kleinbus, sondern in einem großen Reisebus weiter zum Penguin Place. Dort wurde unsere inzwischen aus 40 Mann bestehende Gruppe in 3 kleinere Gruppen aufgeteilt. Zuerst gab es wieder einen sehr informativen kurzen Vortrag über die Gelbaugenpinguine und die Anstrengungen, diese stark vom Aussterben bedrohten Tiere zu retten. Obwohl die Pinguine auch an Land bedroht werden, greifen hier die Schutzmaßnahmen ziemlich gut. Das Problem liegt eher im Ozean, und da weiß man nicht so recht wo und wie. Mit dicken Regenjacken die dankenswerterweise bereit gestellt wurden, bekleidet, fuhren wir nun in einem kleinen Bus zu den Pinguinen. Ca. 100 bis 300 m vom Meer entfernt wurden kleine Schutzhütten für die Pinguine gebaut, die sie vor der Sonne schützen (heute definitiv kein Problem) und ihnen eine gewisse Privatsphäre bieten sollten. Im Gegensatz zu den meisten Pinguinenarten, sind Gelbaugenpinguine eher unsozial. Wir hatten Glück und konnten zwei von ihnen eine Weile beobachten. Der Eine, offensichtlich ein "Teenager" posierte sogar für uns, indem er mit den Flügeln wackelte und sich von allen Seiten zeigte.
Von der Pinguinkolonie aus ging es weiter zur Bootsanlegestelle. Obwohl bei dem Regen eine Bootsfahrt nicht sehr attraktiv erschien, war es unbeschreiblich. An Bord gab es einen geschützten Bereich, wo man sich auch hinsetzen konnte. Doch auch hier wurden wetterfeste Regenjacken sogar mit Fleecefutter angeboten, so dass man sich auch in den Regen hinauswagen konnte. Es wurden auch Fengeläser ausgeteilt. Wir fuhren zuerst an einer Kolonie von Komoranen verschiedener Art bzw. shags wie sie hier genannt werden vorbei und konnten dann die Albatrosse vom Wasser aus beobachten. Sie flogen sogar ziemlich dicht an unser Boot heran – einfach atemberaubend schöne, elegante Vögel, obwohl sie an Land so ungeschickt wirken. Wir fuhren um die Inselspitze herum und sahen noch eine Menge kleiner und großer Pelzrobben. Auch zwei Hectordelfine schwammen an unserem Boot vorbei. Bei so vielen tollen Erlebnissen kann einem der Regen nichts anhaben. Nach einer reichlichen Stunde auf dem Wasser ging es zurück zur Anlegestelle, wobei wir an einem Frachter und einem riesigen Kreuzfahrtschiff, der "Diamond Princess", vorbeifuhren. Nun konnten wir uns entscheiden: von Bord gehen und mit dem Bus zurückfahren oder mit dem Boot weiter bis zum Hafen Dunedin. Zusammen mit ein paar anderen Leuten entschieden wir uns für das Boot. Obwohl das Land noch immer in dichten Nebel und Regenwolken gehüllt war, hatten wir eine sehr angenehme Fahrt. Wir bekamen noch Tee und eine heiße Pastete serviert und tauschten mit den anderen Reisenden Tipps und Erfahrungen aus.
Am Hafen stand ein Bus bereit, der uns wieder zum Hotel brachte. Nachdem wir uns kurz aufgewärmt hatten, suchten wir das Speights Ale House, ein zur Speights-Brauerei gehörendes Restaurant auf. Es war sehr gut besucht, doch wir fanden schließlich bei einem englischen Ehepaar am Tisch Platz und verbrachten bei hervorragendem Essen (Lammbraten bzw. Rumpsteak), leckerem Bier und guter Unterhaltung einen sehr netten Abend.