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17.01.2016
Kurow – Oamaru
80,1 km
 
 
Wie uns die Wirtin am Vortag mitgeteilt hatte, gibt's beim Frühstück Selbstbedienung. Müsli, Marmelade und Toast standen bereit, auch ein gefüllter Wasserkocher und Teebeutel. O-Saft, Milch und Margarine fanden wir schließlich im Kühlschrank. Irgendwie wirkte alles sehr verlassen. Das Hotel hatte sicherlich schon bessere Tage gesehen. Wir waren offensichtlich auch die einzigen Gäste.
Wir hielten uns also nicht lange auf, packten die Sachen auf die Räder und rollten bereits halb 9. Der A2O-Abschnitt zwischen Kurow und Duntroon, der 7. Abschnitt, war erst kürzlich als off-road Strecke neu eingeweiht wurden. Gut für uns, da können wir uns die Straße sparen – dachten wir. Leider war der Belag (Kies) sehr weich, so dass wir mit unseren schwerbeladenen Rädern tief einsanken und selbst auf ebener Strecke nur mühsam vorankamen. Also nahmen wir die Straße. Glücklicherweise ist auch hier am Sonntag Vormittag nicht allzuviel los. So konnten wir auf flacher Strecke gemütlich durch das Tal an Weingütern und Farmen vorbeirollen. Das Wetter bereitete uns hingegen mehr Sorgen. Anfangs war es nur trüb, dann nieselte es und schließlich begann es richtig zu regnen. Das hielt uns jedoch nicht davon ab, an einer Maori Rock Art Site zu halten. Dabei handelte es sich um einen riesigen Felsen, an dem an einer geschützten Stelle Maori-Zeichnungen aus dem 18./19. Jahrhundert zu sehen waren. Man musste schon sehr genau hinschauen, um überhaupt etwas zu erkennen. Doch zum Glück gab es Erläuterungstafeln, auf denen auch die Zeichnungen noch einmal deutlicher dargestellt waren, so konnte man vergleichen. Inzwischen waren die Zeichnungen durch einen Bauzaun geschützt, denn vorher gab es wohl eine ganze Menge Leute, die es witzig fanden, sich dort zu verewigen. 
Warum die Zeichnungen dort angebracht waren, ist nicht klar. Für religiöse Zwecke, zur Unterhaltung, aus Zeitvertreib? Der Felsen an sich sah auch interessant aus. Er hatte viele Überhänge und kleine und größere Löcher, in den zahlreiche Vögel nisteten, entsprechend war auch die Geräuschkulisse.
Wir setzten unseren Weg fort und rollten nach einem kurzen Anstieg und einer längeren Abfahrt schließlich in Duntroon ein. Hier gibt es einige Gebäude im viktorianischen Stil, so auch eine anglikanische Kirche. Kurz vor dem Ortseingang hatten wir schon ein Werbeschild für das "Flying Pigs Café" gesehen, das glücklicherweise auch auf hatte. Als wir das Café betraten, reichte uns die Wirtin erstmal zwei Handtücher zum Abtrocknen – eine sehr nette Geste. Das Angebot war sehr verlockend. Wir wählten Lachs- bzw. Hühnchenquiche und dazu einen heißen Kaffee. Zum Nachtisch teilten wir uns noch ein Stück Erdnusskuchen mit salzigem Karamell – alles super lecker.
Ehe wir weiterfuhren, zogen wir uns erstmal unsere volle Regenmontur an (einschließlich Gamaschen). Doch zum Glück ließ der Regen nach kurzer Zeit wieder etwas nach und als wir den nächsten Anstieg zu den Elefantenfelsen nahmen, wussten wir schon nicht mehr, ob
wir mehr von außen oder durch das Schwitzen von innen nass wurden. Wir "rüsteten" also in punkto Regenausrüstung wieder etwas ab und beließen es bei den Regenjacken. Bei den Elefantenfelsen handelt es sich um eine sehr beeindruckende Formation von Sandsteinfelsen. 
Wir verließen nun die Straße und nahmen wieder den Trail, der nun eine etwas festere Oberfläche aufwies. Zu unserer großen Freude ging es herrlich bergab zwischen den Felsen entlang. Natürlich hätte die alte Radfahrerweisheit "kein bergab ohne bergauf" uns stutzig werden lassen sollen, aber so traf uns das "dicke Ende" etwas unvorbereitet. Nun ging es nämlich auf einem steilen in Serpentinen angelegten Weg wieder hinauf. Da half kein Schimpfen und kein Schnaufen. Wir wollten den Trail fahren, also mussten wir auch die Konsequenzen tragen. So ging es in einem stetigen auf und ab voran. Für unsere Mühen wurden wir jedoch mit wunderbaren Ausblicken reichlich entschädigt. Wir fuhren durch eine Felslandschaft, die von den Formationen her ein wenig an den Grand Canyon erinnerte – natürlich viel kleiner und mit viel Grün dazwischen. Es war jedenfalls atemberaubend schön. Weiter führte unser Weg durch ein Tal an einem Bach entlang durch Weidegebiet für Rinder und Schafe. Die Rinder waren auf der anderen Seite des Zauns, aber die Schafherde mussten wir passieren. Nachdem ich einige Schafe eine Weile unbeabsichtigt vor mir hergetrieben hatte, entschlossen sie sich, doch den Weg zu räumen und uns passieren zu lassen. 
Dass unser Weg dann auf der Peaks Rd. weiterging, bedeutete logischerweise wieder einen ordentlichen Anstieg. Dieser war so steil, dass wir die Räder ein Stück schieben mussten. Doch auch hier gab es wieder tolle Ausblicke zu genießen und auch die nächste Abfahrt ließ nicht lange auf sich warten. Ein kurzer Abstecher führte zum Rakis Railways Tunnel, einen Abschnitt einer stillgelegten Eisenbahnstrecke. Wir fuhren also in einen völlig schwarzen Tunnel hinein. Zum Glück gab es ja Licht am Fahrrad. Als ich auf der anderen Seite den Tunnel verließ, war Steffen lange Zeit nichts zu sehen und zu hören. Er wird doch wohl nicht etwa gestürzt sein? Ich begann mir schon Sorgen zu machen, schließlich war der Weg etwas glitschig. Doch schließlich sah ich ein paar Leuchtpunkte. Es stellte sich heraus, dass Steffens Lampe nicht funktionierte, er den Weg in völliger Dunkelheit fahren musste. Na, wenn das kein Abenteuer war… Die echte Herausforderung stand uns jedoch noch bevor. Nun kam nämlich auf total aufgeweichter matschiger Waldweg und der ging auch noch bergauf. Wir mussten nicht nur die Räder schieben, sondern auch aufpassen, dass wir in dem Matsch nicht ausrutschten. Mein Rad schien den Matsch besonders zu lieben, es zog ihn praktisch soweit an, dass sich das Vorderrad nicht mehr drehte. Zum Glück gibt es im Wald kleine Stöckchen, mit denen mal so alle 10 Meter wieder den Matsch vom Rad kratzen konnte. 
Inzwischen schnauften wir vor Anstrengung wahrscheinlich so laut, dass man denken konnte, die Dampflok wäre zu neuem Leben erweckt.
Zum Glück ging es dann auf einer asphaltierten Straße wieder bergab nach Windsor – einem verschlafenen Örtchen mit ein paar Gehöften und einer kleinen Kirche. Auf und ab ging es langsam aber stetig weiter in Richtung Oamaru. Schließlich kamen wir wieder auf die alte Eisenbahnstrecke und dann ging es endlich nur noch auf ebener Strecke in die Stadt. Ein letztes Highlight war die Fahrt durch den Botanischen Garten ins Zentrum. Wir folgten weiter der Route bis zum Hafenviertel. Das dortige viktorianische Hotel hatte leider keine Zimmer mit Bad frei, so dass wir zurück ins Zentrum zum Brydone Hotel fuhren. Dort fanden wir ein nettes Zimmer und auch das Restaurant erwies sich als hervorragend. Nach den Strapazen des Tages hatten wir uns ein leckeres Essen wahrlich verdient. Steffen wählte eine Seafood Chowder gefolgt von Lamm auf karamellisierten Kartoffeln und Gemüse und zum Abschluss eine Zitronenkäsetorte mit frischen Erdbeeren, während ich Rinderfilet ebenfalls auf karamellisierten Kartoffeln mit Bohnen und Kräutern sowie einer Cranberry Jus und ein Obsttörtchen mit Erd- und Blaubeeren sowie einer Kugel Vanilleeis genoss.