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16.01.2016
Omarama-Kurow
68,86 km
Eine erholsame Nacht und ein ausgiebiges Frühstück mit der üblichen Auswahl von "Continental" und "Cooked Breakfast", letzteres kennt man ja als English Breakfast hatten unsere Energiespeicher wieder aufgefüllt. Vorher zog ich allerdings noch einmal einige Schrauben an den Gepäckträgern nach, die sich durch die Ruckelstrecken gelöst hatten. Außerdem war an Birgits Rad noch einmal die Schaltung nachzustellen. Zunächst ging es links neben dem Highway ein Stück entlang bis wir nach links abbogen wo es nun auf einer Nebenstraße weiterging. Vielleicht sollten wir unseren Proviant doch noch ein wenige ergänzen, meinte Birgit, uns so fuhren wir an ein Café mit Sandwich-Angebot heran. Gesagt, getan; ich besorgte derweil an der Tankstelle gegenüber Kabelbinder, um die Halterung für das GPS wieder richtig am Lenker zu befestigen. Am Café trafen wir 4 Franzosen, die den A2O direkt am Anfang im Mount Cook Village begonnen hatte – wir sollten ihnen noch öfter begegnen. Zunächst ging es auf die Berge zu bis wir abbogen und auf einen ziemlich neuen gelben geschotterten aber gut verdichteten Radweg abseits des State Highway 83 kamen, der zum Lake Benmore und dort entlang führte. Der Blick nach oben in den wolkenverhangenen Himmel war nicht so beeindruckend, der in die Landschaft schon. Eine Schar
Wildgänse hatte es sich auf dem See bequem gemacht, hinter dem See der nächste Berggrat. Durch eine Art "Savannenlandschaft" mit niedrigen Büschen und Sträuchern ging es wider auf den SH 83 zu. Hier mussten wir einbiegen um den langgezogenen Anstieg zum Otemata-Sattel zu überwinden. Hier mussten wir einige Zwischenstopps und Trinkpausen einlegen. Oben angekommen legten wir in einer Parkbucht eine längere Verschnaufpause ein. Da hielt ein Auto, das in der Gegenrichtung unterwegs war, die Scheibe auf der rechten (!) Fahrerseite wurde heruntergekurbelt und der Fahre fragte uns, warum so viele Radfahrer auf der Straße fahren und nicht den Trail nehmen. Er fährt die Strecke so oft, da war ihm das einfach aufgefallen. Neil ist Fotograf und verkauft auf den Märkten in der Region, von Christchuch bis Queenstown, seine Bilder. Für ein paar Motive eines wildromantischen Fjords zahlen Touristen ganz gut. Tiere, ja Tiere fotografiert er auch schon mal, am liebsten Pferde – die posieren geradezu. Früher ist er auch viel Rad gefahren, die ganzen Berge hier rundum, aber sein Hals macht da nicht mehr mit. Wir verabschiedeten uns und radelten weiter. Lake Benmore war nun nicht mehr zu sehen, dafür ging es von der SH 83 ab auf die Loch Laird Road in Richtung Benmore Dam. Ein Stück Radweg gab es auch hier. Er führt oberhalb eines Waldstücks mit einigen Wanderwegen vorbei. Die oberen Teile des Wäldchens wirkten von oben wie ein riesiger japanischer Garten, nur dass das Kiesbett aus Gänse- bis straußeneiergroßen Steinchen bestand. Am Weg lag eine auffällige Toilette, die uns zu einem Zwischenstopp animierte. In pseudoaltägyptischen Motiven wurde auf die Zweckbestimmung verwiesen: die Pharaonin saß auf dem "Keramikthron" während ihr von Dienern und Gottheiten Toilettenpapier offeriert wurde. Von hier aus waren auch gut der Benmore-Staudamm und das Wasserkraftwerk zu sehen. Dort mussten wir also hoch und über den Damm oberhalb des Lake Aviemore weiterfahren. Also stärkten wir uns erst einmal, bevor wir uns dann die steile Straße heraufquälten. Belohnt wurden wir mit einem tollen Blick auf die weite Landschaft mit den Flüssen und Seen, den Abfluss zum Lake Aviemore der sich immer weiter öffnete. Hier lag wirklich ein Campingplatz am Anderen, die offensichtlich nur von "Kiwis" (so nennt man und nennen sich die Neuseeländer) belegt waren. Wir fuhren lange am Ufer des Lake Aviemore entlang und steuerten auf das trichterförmige Ende zu, da plötzlich die Überraschung! Ein Pickup mit Warnblinkern kam uns langsam entgegen, dahinter: eine Rinderherde! Offensichtlich hatten die Tiere Angst vor Radfahrern, plötzlich begannen sie im Kreis zu laufen, bis drei Hunde von der Ladefläche des Pickup heruntersprangen und ihnen Beine machten, so dass die Tiere in großem "Sicherheitsabstand" auf der anderen Straßenseite an uns vorbeirannten. Wir waren inzwischen "wieder auf dem Damm". Nachdem wir den Aviemore Dam passiert hatten, ging es oberhalb des Lake Waitaki bis zum Waitaki Dam weiter. Ab hier ging es auf der Straße Richtung Kurow, dem heutigen Etappenziel. Wir passierten den ersten Weinberg auf unserer Reise – die Kurow Winery – und rollten in den Ort Kurow ein. Von Omarama aus hatte ich telefonisch ein Doppelzimmer im so beworbenen "historic Kurow Hotel" reserviert, da es hier nur wenige Unterkunftsmöglichkeiten gab. Das Hotel war so ziemlich das einzige zweistöckige Gebäude im Ort, und es war zweifarbig! Kaum hatten wir unsere Räder vor dem Eingang abgestellt, da öffnete sich die Tür und eine Dame, die mich an amerikanische Filme der 50er Jahre erinnerte, begrüßte uns und zeigte uns einen Platz für die Räder in einem nicht genutzten Gastraum. Wir stiegen mit Gepäck zu unserem Zimmer Nummer 1 herauf – anscheinend waren wir die einzigen Hotelgäste. Nach der obligatorischen heißen Wiederbelebungsdusche "erkundeten" wir den Ort, insbesonderer das "gastronomische Angebot". Wir beendeten unsere Runde mit einem Lebensmitteleinkauf für den nächsten Tag und beschlossen, im Pub im Hotel zu essen. Die Portionen – Seafood Chowder und Mixed Grill – waren riesig, die Stimmung im Pub war es auch. Während an einem Tisch das "Dorf-Orginal" lautstark die Gäste unterhielt, war eine "Hen Party" (Junggesellinnnenabschied) in den Pub eingefallen und hatte den Umsatz angekurbelt. Eine übergroße Menge Bier – etliche Plastikkrüge, oder "Pitcher" – war bestellt worden und so kam ein Mädel aus der Runde an unseren Tisch und spendierte uns einen dieser Pitcher. Das unerwartete Extra-Bier sorgte zusätzlich für Bettschwere und so begaben wir uns, nachdem ich das Essen und bereits die Übernachtung bezahlt hatte, ins Bettchen.