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13.01.16
Christchurch – Lake Tekapo (Bus)
Was für ein Tag! Nachdem wir uns damit abgefunden hatten, noch einen Tag in Christchurch zu verbringen und auch schon entsprechende Pläne gemacht hatten, kam doch alles ganz anders.
Steffen war gleich halb 7 zum Busbahnhof gefahren, um bei Öffnung des Schalters noch Plätze für den morgigen Bus zu ergattern. Ich ruhte mich noch etwas aus, denn so ganz habe ich das Jetlag noch nicht überwunden.
Als Steffen dann kurz nach 7 zurückkam, war dann plötzlich Hektik angesagt, denn er hatte doch noch für 8.30 Uhr 2 Plätze im Bus zum Lake Tepako bekommen. Also hieß es, schnell alles einpacken und zum Frühstück gehen.
In aller Eile genossen wir noch ein Continental Breakfast. Dann aber schnell die Taschen ans Fahrrad und los zur Bushaltestelle. Leider erlebten wir eine böse Überraschung, als wir Steffens Rad sahen. Es hatte nämlich schon wieder einen Platten und Zeit zum Flicken war keine mehr. Was tun? Glücklicherweise war es bis zur Bushaltestelle nicht weit. Es blieb uns also nichts anderes übrig als das Rad mit plattem Reifen zu schieben. Ich nahm so viele Sachen wie ich konnte an mein Rad und Steffen musste sich die beiden großen Radtaschen über die Schulter hängen. Ein Glück, dass es heute nicht so heiß war und Regen für Kühlung sorgte. Leicht schnaufend erreichten wir nach knapp 10 min die Bushaltestelle. Es waren schon eine ganze Menge Leute angekommen, auch einige Fahrräder waren dabei. Als der Bus kam, ging das große Packen los. Wie sollten die ganzen Räder und das Gepäck nur darin verstaut werden? Da wir als last minute-Bucher nicht auf der Liste standen, mussten wir natürlich auch mit dem Verstauen der Sachen warten. Als wir dann endlich dran waren, sah es nicht so aus, als ob wir unser Zeug und vor allem die Räder unbeschadet unterbringen würden.
Doch zum Glück verfügt ja Steffen von früheren Urlaubsreisen mit dem Auto über allerlei "Stauerfahrungen". Also machte er sich daran, ein paar Taschen wieder raus- und Rucksäcke aufzustellen. Na es geht doch! Schließlich war alles einigermaßen untergebracht und auch die zum Bus gehörende große Kiste hatte ihren Platz gefunden.
Die Fahrt führte durch die Canterbury Plains, ein sehr flaches, intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Bei dem Regen und den tiefhängenden Wolken wirkte alles etwas trostlos. Steffen nutzte die Busfahrt, um die gestrigen Ereignisse festzuhalten, während ich mich dank WiFi um die Buchung einer Unterkunft für den heutigen Tag bemühte. Das war sehr ernüchternd, denn nicht nur booking.com, sondern auch die Touristeninfo und alle Hotels meldeten: no vacancies, außer Betten im Schlafsaal. Zum Glück hatten wir jedoch unser Zelt dabei. Während der Fahrt unterhielt uns der Busfahrer mit allerlei Geschichten. Er sprach von zwielichtigen Politikern, die zum Ritter geschlagen wurden. Und er empfahl zu stehlen, wenn wir ein Land nach uns benannt haben wollten. Das war nach seiner Erzählung der Fall bei Mackenzie, nach dem das Gebiet benannt ist, durch das wir nun fuhren. Der Sage nach war Mackenzie Siedler schottischen Ursprungs, der nur Gälisch und kein Englisch sprach und schon daher misstrauisch beäugt wurde. Dass er seinen Hund Freitag genannt hatte, machte die Sache nicht besser. Dieser Mackenzie war wegen Schafdiebstahl eingesperrt wurden, nachdem er eine Herde in ein unbekanntes Gebiet geführt hatte. Nachdem er dreimal entkommen war, verzieh man ihm schließlich.
Nach ca. 4 Stunden Fahrt inklusive einer Kaffeepause erreichten wir schließlich den Lake Tekapo. Inzwischen war es aufgeklart, blauer Himmel und Sonnenschein und ein Blick, der einem den Atem verschlug. Vor uns lag ein See von so leuchtend blauer Farbe, wie man sie gar nicht beschreiben kann. Dahinter die hohen, zum Teil schneebedeckten Berge – ein Anblick überwältigend schön.
Nachdem wir unsere Räder "entfaltet" und bepackt hatten, begaben wir uns zum Campingplatz, d.h. ich fuhr vor, um einen Platz zu organisieren und mein Rad zu entladen, und dann Steffen entgegen zu fahren und ihm seine Taschen abzunehmen. Ein plattes, voll beladenes Rad zu schieben, ist schließlich kein Spaß. Gesagt – getan.
Während ich unser Schlaflager bereitete, widmete sich Steffen seinem Platten. Offensichtlich hatte sich vom Ventil ein kleines Metallplätschen gelöst, das durch den hohen Druck auf den Reifen, den Schlauch aufgerieben hatte. Also flickte Steffen die beiden Schläuche. In der Zwischenzeit war an der Hütte neben unserem Zeltplatz eine Jugendgruppe angekommen. Als diese auch noch diverse Alkoholitäten aus ihrem Auto luden, befürchteten wir schon Schlimmstes für unsere Nachtruhe.
Nachdem Steffen sein Fahrrad repariert hatte, wollten wir noch in den Ort fahren, um Abendbrot zu essen. Leider hielt die Luft nicht, und der ganze Spaß ging von vorne los. Die Ursache war schnell gefunden: unter dem Flicken hatten sich Blasen gebildet.
Tekapo ist ein kleiner Touristenort mit Cafés, Restaurants und Souvenierläden, Motels, Hotels und B&Bs.
Wir fuhren am Ufer entlang, über eine neue Fußgängerbrücke zur Kirche des Guten Hirten. Daneben steht noch ein Hundedenkmal, das den treuen Hütehunden gwidmet ist. Beide bieten tolle Fotomotive mit dem See und den Bergen im Hintergrund.
Da unsere Mägen uns inzwischen schon in den Kniekehlen hingen, begaben wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Schließlich entschieden wir uns passenderweise für Mackenzie's Bar und Grill – eine sehr gute Entscheidung, wie sich bald zeigte. Wir bekamen einen Tisch mit Blick auf den See. Die Speisekarte versprach vielerlei leckere Gerichte. Steffen wählte "The Challenge" ein 400g Rindersteak auf dem heißen Stein (bzw. stonegrill, wie man hier sagt), während ich mich für den Aoraki-Lachs entschied (Aoraki ist der Maori-Name für den Mt. Cook, den größten Berg Neuseelands). Es war superlecker. Doch ein bißchen Platz für eine Kiwi-Pavlova blieb noch. Dazu passenden neuseeländischen Wein für mich und ein lokales Bier für Steffen.
Auf dem Rückweg kauften wir noch ein paar Vorräte für den nächsten Tag ein, dann ging es zurück zum Zeltplatz. Im Internet-TV-Raum luden wir unsere elektronischen Geräte auf und kamen unseren Chronistenpflichten nach. Während Steffen noch schrieb, ging ich schonmal schlafen. Von den Jugendlichen bekamen wir übrigends nichts mit.