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14.01.2016
Lake Tekapo – Lake Ohau
97,8 km
 
Wir waren früh wach und das Zelt war schnell abgebaut und eingpackt. Für das Frühstück hatten wir ja schon gestern eingekauft. Um nicht erst den Kocher anzuwerfen, radelten wir bereits voll bepackt hoch zum Ort, setzten uns auf eine Bank mit Blick auif den Lake Tekapo und tranken dazu einen Becher Kaffee, den Birgit in der "Bakery" gekauft hatte. Brötchen oder Brot gab es dort allerdings nicht, wie die Bezeichnung eigentlich vermuten ließe, sondern nur fertige Bagel.
Aus dem Ort heraus fuhren wirt ein Stück Fernstraße bis wir auf eine kleine Straße in Richtung Tekapo-Canal abbogen, den wir auch bald erreichten. Außer uns war niemand auf der Strecke unterwegs, die Straße war laut Beschilderung auch nach wenigen Kilometern nur noch für Fußgänger und Radfahrer zugelassen. Wir rollten gut auf der asphaltierten Straße entlang auf dem Damm am linken Ufer des aquamarinblauen Kanals. auf der linken Seite blickten wir ein weites Tal hinunter mit spärlich verteilten Baumgruppen. Im Hintergrund erhob sich die nächste Bergkette, allerdings ohne scheebedeckte Riesen. Trotz Sonnenschein war es noch recht frisch, es blies ein leichter kühler Wind, zum Glück nicht uns entgegen. Nach einiger Zeit tat sich das erste Hindernis auf: eine speziell konstruierte Sperre aus Stahlrohren mit einem Durchlass, den wirklich nur Fußgänger und Radfahrer passieren konnten, letztere allerdings nich mit vollbepackten Rädern wie unseren. Alles abpacken, durch und das Rad wieder neu beladen? Da nach unser Erfahrung nach (siehe England, Wales und Irland) noch mit einer Reihe von solchen Sperren zu rechnen war, verließen wir uns lieber auf unsere dafür neu entwickelte Technik: Vorderrad und Vordertaschen passten so durch, das Hinterrad mit den höherliegenden Taschen musste soweit angehoben werden, dass die Taschen oberhalb der längs verlaufenden Rohrbegrenzung lagen – eine kurze Kraftanstrengung am Gepäckträger während Birgit das Rad vorn in der Spur hielt.
Leider war der Weg nicht durchgängig alsphaltiert; immer wieder folgten geschotterte Abschnitte, die nicht nur anstrengender, sondern auch gefährlich waren. Mir wurde eine tiefe Schotterrinne zum Verhängnis, die Fahrradtaschen federten den Sturz ganz gut ab. Außer dem Schreck und einigen kleinen Abschürfungen am Knie – wir hatten an den Beinen bereits auf "kurz" umgestellt – nichts passiert.
Rechterhand öffnete sich der Blick einige Schneeriesen in der Ferne, darunter ganz prominent Mount Cook, der größte Berg Neuseelands.
Bei einem kurzen Stop entdeckte Birgit als erfahrene "Wildlife-Spotterin" im Kanal einen einsamen Fisch – bisher hatten wir keine Fische im Kanal bemerkt. Das Rätsel wurde bald gelüftet: der Fisch war offensichtlich ein "Ausreißer" aus der Lachsfarm; große Gehege waren im Kanal verankert. Offensichtlich wurde gerade "geerntet" – etlicher Männer in orangefarbenen Gummianzügen verteilten sich um ein Netz in einem der Gehege und darüber kreisten jede Menge Möven in der Hoffnung, dass für sie etwas abfällt. 
Wir kamen gut voran und bald kam der Lake Pukaki in Sicht. Zunächst fuhren wir noch parallel, passierten einen kleinen Stausee bis wir in rasanter Abfahrt zum State Highway in Richtung See "hinunterstießen" (Spitze 48,8 km/h, allerdings mit Bremsen zwischendurch). Ein Stück ging es jetzt den Highway entlang, der zum Glück eine Randstreifen hatte und nicht so dicht befahren war. Der schon etwas ältere Radreise-Atlas Neuseeland gab als Route ab Südufer des Lake Pukaki den Highway an; ich hatte aber auf der Openfietsmap einen Radweg entdeckt und die Route danach geplant. Und richtig: Am highway war ein Fahrradrastplatz und der "Alps to Ocean Cycleway (A2O)" ausgeschildert, den ich in einem späteren Abschnitt eingebaut hatte. Also brauchten wir fortan eigenlich nur noch der Beschilderung folgen. Der (leider nur) geschotterte Weg schlängelte sich mit einigem Auf-und-Ab am Seeufer entlang, mit einem tollen Blick nach Norden auf die schneebedeckten Berge in der Ferne – natürlich auch wieder Mount Cook! Am Ende des Südufers verließen wir den See und erreichten nach einem letzten Anstieg wieder den Highway. Rechts lag ein gut besuchter Parkplatz mit Touristeninformation, wo auch Lachs verkauft und über die Lachszucht in der Region informiert wurde. Wir nutzten lediglich die sanitären Einrichtungen und querten dann die Straße weiter auf dem A2O. Der geschotterte Weg schlängelte sich anfangs durch Waldstücke mit Nadelbäumen bevor sich eine ausgedehnte Hochebene öffnete. Blick war rundum eingerahmt von Bergketten am Horizont, rechts (also nördlich) natürlich schnebedeckt. Auf unserer Route mussten wir wieder etliche Absperrungen passieren, zum Glück diesmal nur als Gatter, gesichert mit einem Splint. Wir ließen das Gatter für eine Frau auf Mountain-Bike offen, von der wir Tipps zur weiteren Strecke bekamen. Ab Twizel führte die Route nun auf Nebenstraßen, zunächst durch den Ort an einem Café vorbei. Bei einem Smoothie warfen wir noch einen Blick auf die Route und die Unterkünfte. Wir entschieden uns für das Lake Ohau Lodge und konnten auch telefonisch ein Zimmer buchen. Der nicht supergünstige Zimmerpreis von 135 NZ$ pro Person enthielt allerdings ein 3-Gänge-Abendessen und das Frühstück. Auf der Strecke hinter Twizel lauerte das Windmonster, das uns auf der endlos scheinenden Straße gen Westen, bis wir zum Pukaki Canal abbiegen konnten, kräftig ins Gesicht blies. Am breiten Kanal hatten wir nur ein wenig Seitenwind. Erst beim nächsten Richtungswechsel nach Westen entlang des Ohau Canal hatte uns der Gegenwind wieder, hier allerdings nicht ständig, zum Teil aber in Böen. Am Ende überquerten wir den Kanal über ein Sperrwerk und bogen kurz dahinter rechts auf den A2O ab Ein Schild am, sinnvollerweise am Anfang des Uferweges besagte, dass das Wehr geöffnet sei, also der Weg über das Wehr. Dieses passierten wir nun mit Schwung über eine Betonrampe. Der geschotterte Radweg führte oberhalb des Ufer des Lake Ohau entlang. So fuhren wir natürlich jede Uferbiegung mit, was aber auch immer neue Ausblicke eröffnete. Der See war augewühlt und warf stürmische Wellen an den Strand. im Hintergrund die Berge, nach einer weiteren Kurve sogar schneebedeckte Riesen. Leider konngten wir diese Naturschönheiten nicht voll auskosten. Auskosten war das richtige Wort, denn um 19.30 Uhr erwartete uns ein Abendessen in der Lake Ohau Lodge. Inzwischen war es schon 19.00 Uhr und es sah nicht so aus als ob wir das schaffen würden. Also rief ich vorsichtshalber dort an und kündigte uns für 20.30 Uhr an. Danke für die Information und die Küche würde sich darauf einstellen, beruhigte man uns. Wir freuten uns auf letzte Stück, das wir noch auf asphaltierter Straße zurücklegen konnten, aber hier lauerte wieder das Windmonster – irgendwie musste es sich auf dem Gepäckträger festgekrallt haben und hatte wohl nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um uns auf den letzten Kilometern so richtig zu ärgern. Wir erreichten den Hof mit Mühe und Not … nahmen eine heiße Dusche, schlüpften in nichteingestaubte Klamotten und gingen zum Abendessen (Tomaten-Paprika-Cremesuppe / Champignonsuppe, geräuchertes Hühnchen / T-Bone-Steak, Limonen-Panna-Cotta mit Beerensauce). Gut erschöpft sanken wir dann ins Bett.