Bonn – Basel

(11 Radkilometer, 5 Züge und 14 Stunden)

 

Wenn Einer eine Reise tut..

 

…dann ist das manchmal ein größeres Abenteuer als man denkt – und dabei sind wir noch nicht mal so richtig losgeradelt, wenn man von den paar Kilometern zwischen Steffens Wohnung und dem Bonner Hauptbahnhof mal absieht.

Tja der Bonner Hauptbahnhof … Wer ihn kennt, weiß dass man am Besten so wenig wie möglich Zeit da verbringen sollte. Außer einem Zeitungsladen, einem Reisezentrum sowie einen Kiosk für Kaffee und Gebäck gibt’s da nicht viel zu sehen. So war es ganz gut, dass Steffen eine „Zeit“ kaufte, denn selbige hatten wir nun zur Genüge. Ein GDL-Streik erwischte uns völlig überraschend und bescherte unserem Zug zunächst einmal 170 min Verspätung, die sich bis zu seiner Ankunft auf etwas mehr als 190 min ausdehnten. Na, ja was soll man machen, bleibt für heute als nicht mehr allzu viel Zeit, Basel zu erkunden, aber für ein leckeres Abendessen wird es wohl reichen – dachten wir. Das Einsteigen in den Zug mit den beiden Rädern und jeweils 4 Fahrrad- plus einer Lenkertasche ist keine einfache Sache, aber mit Geduld und guten Willen geht es schon. Unsere reservierten Fahrradstellplätze waren schon besetzt, aber bei dem Chaos nicht sehr verwunderlich. Da die beiden jungen Leute vor uns aussteigen wollten, stellten sie ihre Räder quer in den Gang (wir waren im letzten Wagen, da brauchte eh' keiner mehr durch) und wir hingen unsere Räder in die dafür vorgesehenen Ständer. Das ging gut, aber nur bis Mannheim, denn aufgrund der Verspätung und Personalmangels endete heute der Zug einfach mal hier. Der planmäßig 2 Stunden später folgende EC sollte nun in ca. einer halben Stunden eintreffen und dann bis Zürich fahren und was ist schon eine halbe Stunde für „Warteprofis“ wie uns? Zum Glück fuhr der nächste Zug am gleichen Gleis ab, also kein Problem nur etwas mühsam. Der Zug kam auch kurz vor halb vier (jetzt wären wir eigentlich schon fast 2 Stunden in Basel gewesen….), allerdings war von Zürich keine Rede mehr, nur noch von Karlsruhe. Dort würden wir über unsere weiteren Reisemöglichkeiten informiert. Reisende ohne Fahrrad konnten nun einfach den ICE nutzen und der fuhr inzwischen wieder fast regulär.

Ach ja Karlsruhe, immerhin waren wir nun unserem Ziel wieder ein Stückchen näher. Anschluss sollte auch vorhanden sein 16:06 ein Regionalexpress der Schwarzwaldbahn, damit bis Singen und dann weiter nach Basel. Nicht optimal, aber wenigsten hätten wir noch schön Abendessen gehen können. Als wir jedoch mit den beladenen Fahrrädern treppab und wieder hinauf auf Bahnsteig 6 ankamen, sahen wir zwar noch die Anzeige, aber von dem Zug waren nicht einmal mehr die Rücklichter zu sehen – ein toller Service der Deutschen Bahn AG!

Die nächste Reisemöglichkeit mit Fahrrad nach Basel? 2 Stunden später vom selben Gleis – Ankunft in Basel Bad Bhf 22.40 Uhr. Ein Mitreisender, der mit seinem Rad nach Zürich wollte, kam gar nicht mehr weiter, bekam dafür aber von der Bahn einen Hotelgutschein und konnte in Karlsruhe übernachten, um die Reise am nächsten Morgen fortzusetzen. Wir hingegen suchten uns eine Bank (die zum Hinsetzen) verdauten den Schreck erst einmal. Es hätte so schön sein können – in Bonn in den Zug in Basel wieder raus – stattdessen durften wir nun auch noch zwei Regionalzüge kennenlernen. Vielleicht ist es ja ein neues Marketing-Konzept der Bahn – Sie zahlen für 4,5 Stunden Bahnfahrt dürfen die Einrichtungen der DB aber für ca. 14 Stunden nutzen, also 3 h zum Preis von einer, wenn das kein Schnäppchen ist ….

Um uns die Wartezeit in Basel zu versüßen, holte Steffen erstmal Kaffee sowie einen Muffin und Brownie – unsere Brötchen und Würstchen hoben wir nun für das Abendbrot auf.

Wir ergänzten unser „offizielles Bahnstempelsammelheft“ und ließen uns die Verspätung auf dem Fahrschein quittieren (ein Formular zur Fahrpreiserstattung hatte man uns schon in Bonn gegeben (50% des Fahrpreises ab 120 min Verspätung) und warteten.

Der Regionalzug nach Konstanz war pünktlich und wurde voll. Offensichtlich nutzten ihn die Leute aus den umliegenden Orten, um nach einem Shopping-Trip nach Hause zu fahren. Wenigstens bekamen wir die Räder unter, auch wenn wir erst einmal nur Stehplätze hatten. Der Zug fuhr quer durch den Schwarzwald und bot zumindest wunderschöne Ausblicke: enge Täler, kleine Dörfer, Nebelschwaden, die aus den Wäldern aufstiegen. In St. Georgen lag der höchste Punkt bei 826m über dem Meeresspiegel. Laut einer Mitreisenden passierten wir auf dieser Strecke über 30 Tunnel – welche bauliche Meisterleistung hier vor über 100 Jahren erbracht wurde, während man heute andernorts weder einen modernen unterirdischen Bahnhof noch einen Flughafen zustande bringt.

Inzwischen war es dunkel geworden und wir waren froh, als wir 20.50 Uhr pünktlich (ja auch das gibt’s noch!) in Singen ankamen und der Anschlusszug auf dem selben Bahnsteig am Gleis gegenüber bereits da stand. Der Einstieg mit den Rädern war etwas mühsam (4 Stufen), aber wenigstens gab es ein großes Fahrradabteil. Von Singen fuhren wir über Schaffhausen und Rheinfelden immer am Rhein entlang. Einige Ortsnamen weckten dann auch Erinnerungen an unsere Basel-Königssee-Tour im Juni 2011. Schade, dass wir damals noch kein Reisetagebuch führten …. Ich erhaschte einen Blick auf den Rheinfall – tosende Gicht angestrahlt, doch kaum sah ich ihn, war er auch schon wieder von Häusern verdeckt. Wir hielten in jeder Klitsche, oft stieg partylaunige Jugend ein und wieder aus, um in den Orten, die zahlreichen Volksfeste zu besuchen, die offensichtlich gerade entlang des Rheins gefeiert wurden. Einen wunderschönen Anblick bot die Brücke in Laufenburg, die in wechselnden Farben angestrahlt wurde.

Endlich erreichten wir gegen 22.40 den Badischen Bahnhof in Basel. Ein Aufzug war nicht vorhanden, also mussten wir nochmal alle Kräfte mobilisieren und die Räder die Treppen runter tragen. Spontan vergab Steffen den Titel „radunfreundlichster Bahnhof“ – es war aber niemand da, der die Ukunde entgegen nehmen konnte.

Zum Glück war das Hotel nicht weit entfernt. Wir hatten über Booking.com einen „hot deal“ und Pullman Hotel in der Clarastraße ein Zimmer gebucht. Nach ein paar Minuten erreichten wir das Hotel. Das freundliche Personal zeigte uns einen Fahrradabstellraum und dann gingen wir gleich in unser Zimmer. Nach einer Dusche fielen wir todmüde in unsere Betten und schliefen wie die Murmeltiere.

 

Birgit