Ballina-Sligo (77,26 km)

Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist. Heute war schon die letzte Etappe unserer Radtour – dafür hatte diese es aber mächtig in sich, denn Irland hat uns gezeigt, wie Wetter hier auch sein kann. Und ich muss sagen: ein Tag davon ist mehr als genug.

Als wir gestern abend so in der Abendsonne durch Ballina schlenderten, ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass Zelten vielleicht doch ganz schön gewesen wäre. Zum Glück war es nur ein Gedanke, denn als ich heute früh gegen 5 das erste Mal wach wurde, regnete es mächtig. Doch das störte mich nicht allzu sehr, schließlich wussten wir aus eigener Erfahrung wie schnell sich das Wetter hier an der Westküste ändert. Also nochmal die Augen zugemacht, in zwei bis drei Stunden würde sich das schon ändern – tat es aber vorerst nicht.

Wir gingen zum Frühstück in den zum B&B gehörenden Pub, wo wir die Bekanntschaft zweier radelnder Engländer machten – Malcolm and John. Die beiden sind schon das fünfte Mal zum Radeln in Irland. Sie fahren immer eine Woche entlang der Küste bis sie die Insel umrundet haben. Dieses Jahr hatten sie das mit Abstand beste Wetter, im letzten Jahr hatte es die ganze Zeit über geregnet. Wir fachsimpelten noch etwas und verabschiedeten uns dann. Wohl oder übel mussten wir ja heute nach Sligo fahren. Als wir dann endlich startklar waren, hatte es – man höre und staune – sogar zu regnen aufgehört. Es stürmte zwar ganz schön, aber ob das gut oder schlecht war, konnte man noch nicht sagen.

Wie immer fuhren wir auch diesmal soweit es ging auf Nebenstraßen. Auch wenn es sicher ein paar schöne Ausblicke gab, so richtig wirkten sie in dem grau in grau nicht. Die ersten Kilometer war der Wind uns gnädig und wir kamen gut voran. Am Carrickadda Point sahen wir uns die Ruine eines alten Turmes etwas näher an, aber da nirgendwo eine Hinweistafel oder ähnliches war, können wir über sein Alter und die Zweckbestimmung nur spekulieren.

Wir kamen nochmal ganz nah an den Ozean ran, der heute statt in Blau- in Grau- und Schwarztönen schimmerte.

Die weitere Strecke wurde immer schwieriger, denn der Wind kam nun von vorn und der anfangs leichte Nieselregen hatten sich zu einem regelrechten Guss entwickelt – also schnell runter vom Rad und in die Regenklamotten einschließlich Gamaschen gehüllt.

Zu dem Regen, der sich im Gesicht wie 1000 Nadelstiche anfühlte, kamen noch diverse Anstiege, die zwar nicht besonders steil, aber bei dem Gegenwind mächtig anstrengend waren. Erstaunlicherweise kamen wir doch ganz gut voran. Leider konnten wir nicht immer auf Nebenstraßen ausweichen, so dass wir wohl oder übel am “richtigen” Verkehr teilnehmen mussten – das ist schon bei schönem Wetter eine Qual, bei diesem Mistwetter war es einfach ätzend. Doch schließlich erreichten wir Ballysadare und konnten nun auf eine kleinere Straße nach Sligo abbiegen. Erstmal ging es wieder eine ganze Weile bergauf. Nach einer Weile erreichten wir dann den Carrowmore Megalithic Cemetry (Steinzeitfiredhof).

Zu unserer großen Enttäuschung hatte das Besucherzentrum kein Cafè. Also sahen wir uns gleich die Ausstellung an. Dabei erfuhren wir etwas über die Bestattungen der Steinzeitmenschen, aber auch über Ausgrabungen, die zu verschiedenen Zeit stattgefunden hatten. Mich beeindruckten besonders die Dolmen mit ihren gigantischen querliegenden Steinen. Wie mögen die Menschen früher diese hochgewuchtet haben?

Es gab eine Menge zu sehen, doch das Wetter war noch schlimmer geworden und so verließen wir diesen Ort, ohne ihn so richtig auf uns wirken lassen zu können.

Inzwischen waren wir völlig durchgeweicht und auch etwas kalt. Doch was soll’s wir mussten wieder auf die Räder. Sligo war nun nur noch wenige Kilometer entfernt und die meisten davon bergab …

In Anbetracht des Wetters und der Tatsache, dass wahrscheinlich aufgrund des bevorstehenden G-8 Gipfels gleich hinter der irischen Grenze einige Hotels schon ausgebucht waren, hatten wir uns bereits heute früh eine Unterkunft in einem Doppelzimmer in einem Hostel gebucht – ziemlich einfach, aber mit Dusche/WC und trocken.

Nach einer relativ heißen Dusche gings nochmal in die Stadt – zu Fuß. Bei dem Wetter hatten wir keine allzu große Lust auf Sightseeing – ein Blick auf das Yeats-Denkmal, die Bibliothek und einige Gassen mit ihren bunten Häusern musste reichen, ehe wir uns Abendbrot niederließen. In einem hübschen Restaurant aßen wir dann ein “early bird menu” Ziegenkäse mit Salat bzw. Fishcakes (eine Art runde Fischstäbchen nur viel leckerer und zusätzlich noch mit Krabbenfleich), dann Hühnchen Supreme bzw. Fish and Chips und als Dessert Brownies bzw. Apfel- und Birnencrumble. Dazu ein Gläschen Wein – ein netter Abschluss unserer Tour.

Auf dem Rückweg zum Hostel kamen wir noch an der Abtei vorbei, die wir wenigstens von außen bestaunen konnten.

Wir schlenderten noch etwas durch die Straßen, doch das ungemütliche Wetter veranlasste uns dazu, ziemlich schnell zum Hostel zurückzukehren.