Gob an Choire-Belmullet (67,27 km)
Nach einem – wie üblich – sehr stärkenden Frühstück packten wir unsere Sachen und schwangen uns auf die Räder. Die Sonne schien, ein paar weiße Wolken spiegelten sich im ruhigen Wasser des Achill Sounds. Diesmal waren auch alle Gipfel sichtbar und nicht in den Wolken versteckt. Nachdem wir gestern in Mulranny vom Great Western Greenway abgebogen sind, um der Küstenroute zu folgen, nahmen wir jetzt den letzten Abschnitt dieses herrlichen Radwegs in entgegengesetzter Richtung in Angriff. Die 13 km führten uns über Weiden mit Schafen und Kühen sowie durch ein Waldstück aus alten Birken und vorbei an riesigen Rhododendrenhecken, die in allen möglichen Lilatönen leuchteten.
Auch Kunstwerke zierten diesen Abschnitt – Fahrradformen aus Stahl, wie wir sie bereits in Westport gesehen hatten und Koffer-Skulpturen. Leider war die dazugehörige Tafel in Gälisch, so dass wir über die Intention des Künstlers nur spekulieren können. Möglicherweise sollen sie uns daran erinnern, dass die wechselvolle Geschichte dieses Landes im Laufe der Jahrhunderte unzählige Menschen zwang, das Land zu verlassen.
Kurz vor Mulranny wechselten wir dann auf die N59 in Richtung Norden. Zu unserer großen Freude herrschte auf dieser Nationalstraße kaum Verkehr, dafür wehte uns der Wind mächtig ins Gesicht. Nach 13 km auf dieser Hauptstraße kamen wir an das Visitor Centre für den Ballycroy National Park. Unsere Route führte uns zwar nicht durch den Park, aber ein paar Informationen darüber waren sicher ganz nützlich. Das Visitor Centre war ein sehr modernes Gebäude, das erst 2010 eröffnet worden war. Ein junger Mann begrüßte uns enthusiastisch – offensichtlich kommen nicht allzu viele Gäste vorbei. Er gab uns ein paar kurze Infos, auch das die Cafeteria leider erst im Juli eröffnet, und legte uns die Ausstellung im Untergeschoss ans Herz.
Diese war wirklich sehr nett gemacht: Infotafeln und Multimediastationen, wo man mehr über den Nationalpark und seine Pflanzen und Tiere erfahren kann. Darüber hinaus steht mitten im Ausstellungsraum eine alte Hütte, von denen es in diesem Gebiet unzählige gab. Auf einem Monitor kann man Geschichten älterer Einheimischer über das Leben damals lauschen, z.B. wie Torfstechen, Wollherstellung und Stricken, Essen und Kochen.
Wir setzten unseren Weg auf der N59 fort. Der Verkehr war immer noch minimal, dafür machten uns nun einige langgezogene Steigungen das Radfahren schwer. Nach weiteren 10 km war erstmal eine Stärkung nötig – Brot und Cheddar sowie Apfel-Zwiebel-Paste dazu ein Apfel. Das musste für die nächste Stunde reichen, denn solange dauerte es bis wir Bangor Erris erreichten. Auch hier befand sich kurz vor dem Ortseingang der Friedhof. Schon von Anfang an hat uns die Lage der Friedhöfe fasziniert, denn sie befinden sich – soweit wir das gesehen haben – immer am Hang mit Blick auf das Meer oder zumindest ein schönes Tal, so als würde man den Toten die beste Aussicht bieten wollen. Der Friedhof in Bangor zog unser Interesse auch deshalb an, weil eine Tafel am Eingang darauf hinwies, dass er 2005 den ersten Platz für den saubersten Friedhof erhalten hat und 2006 den 2. Was es alles so für Auszeichnungen und Ehrungen gibt….
Im Ort selbst gingen wir in den Spar-Markt, um Wasser, Obst sowie Kuchen und Milch zu kaufen. Vor dem Markt gab es einen runden Tisch mit Sitzen – ideal für ein kleines Picknick. Außer uns war noch ein Herr da, der offensichtlich gerade ein schnelles Mittag zu sich nahm. Wie wir im Gespräch mitbekamen, kommt er aus Sligo, dem Ziel unserer Radtour. Wir unterhielten uns noch über alles mögliche, die Wirtschaftskrise, die EU und ihre Mitglieder, die Lage in Irland, das Verhalten der Banken und dass am Ende der kleine Mann immer die Rechnung bezahlt.
Gestärkt machten wir uns auf die letzte Etappe des Tages – 20km nach Belmullet auf der R313. Der Verkehr war wieder erträglich, aber auch hier machte uns der Wind zu schaffen, Steigungen auf über 80m machten das Ganze nicht einfacher. Schließlich erreichten wir ziemlich geschafft den Ort. Wir fuhren einmal quer durch auf der Suche nach ein Hotel bzw. B&B, doch das eine war ausgebucht, das andere sah nicht so toll aus, also fuhren wir ein paar Hundert Meter zurück und versuchten unser Glück im Hotel Broadhaven Bay. Hier blieben wir dann auch. Inzwischen war es schon wieder fast 6 Uhr. So verzichteten wir auf den Abstecher an die Atlantikküste und ruhten uns von den Strapazen des heutigen Tages aus. Wir hätten auch in die Sauna gehen können, doch wie überall im angelsächsischen Raum geht das nur in Badebekleidung. Der Gedanke erschien uns wenig verlockend. So gammelten wir etwas rum und gingen dann Abendessen (Roast of beef bzw. Seabass und zum Dessert Toffee Pudding bzw. Pear Crumble – alles sehr lecker)