Centralia – Castle Rock (71,37 km)

 

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein Blick aus dem Fenster verriet uns, draußen goss es in Strömen. Auch wenn wir uns noch einmal im Bett umdrehten und nicht gleich aufsprangen, irgendwann mussten wir uns ja der Realität stellen und uns auf den Weg machen. Also zogen wir uns gleich richtig regenfest an: Regenhosen, Regenjacken und Gamaschen. Zu allem Überfluss sollte uns der Regen auch noch ins Gesicht wehen – Gegenwind!

Da wir auf eine reine „Regenfahrt“ eingestellt waren, hatten wir eine feste Unterkunft vorab gebucht und uns nur um die 70 km vorgenommen.

Aber anders als am letzten Wochenende waren keine Radfahrer unterwegs. Doch, uns entgegen kamen zwei Radler mit Gepäck, ähnlich gegen den Regen eingepackt.

Wir grüßten uns und tauschten uns kurz über unser Fahrtziel aus. Bill und Carol waren auf dem Weg nach Vancouver, sozusagen fast am Ziel – sie waren in San Diego gestartet. Bill erzählte uns, dass sie seit 12 Jahren im Ruhestand sind und jeden Sommerurlaub mit dem Fahrrad unterwegs sind. Die Ostkrüste sind sie schon abgefahren und einmal quer durch die USA geradelt.

(Können wir uns ja vielleicht ein Beispiel dran nehmen?) Na, und als Trost erzählten uns beide noch, wie toll die Küste Oregons sei und dass sie 14 Tage lang nur Sonnenschein gehabt hatten.

Noch ein Foto und viel Glück und weiter ging’s.

Sicher, im Trockenen wäre es noch angenehmer zu Radeln gewesen, aber die Strecke war sehr schön und abwechslungsreich. Baumriesen säumten rechts und links die Strecke. In der Ferne zeigten sich in Nebel und Wolken eingehüllte Höhenzüge. Wir fuhren am breiten und schnellen blaugrauen Cowlitz River entlang. Ab und zu war aber auch ein steilerer Anstieg dabei. Wir kletterten stellenweise auf über 240 m.

Wir erreichten Toledo, das „Tor zum Mount St. Helens“, so die Verheißung. Eigentlich wollten wir in einem gemütlichen Café oder Diner noch eine Kleinigkeit essen, aber da gab es wenig Verheißungsvolles. Wir landeten in einer Bar & Grill – Fisch und „Fries“ und Fireman’s Hamburger. Interessanter war ja vielmehr die Kundschaft: ein junger Kerl in einem schlecht sitzenden Anzug, mit Begleitung, der erst einmal einen Drink hinterkippen musste. Birgit hatte ihn vorher aus einem Funeral Home (Beerdigungsinstitut) herauskommen sehen, und zwei drei Stammgäste. Ein älteres Ehepaar am Nebentisch nahm ein Bier und erkundigte sich nach der Livemusik am nächsten Wochenende, was in eine Diskussion mit der Bedienung über die Qualität der heutigen Countrymusik ausuferte.

Wir zahlten und radelten weiter…

Zwischendurch hatte es sogar einmal aufgehört zu regnen.

Aber 10 km vor dem Ziel erwischte uns noch einmal ein richtiger Guss, und wir erreichten frisch geduscht Castle Rock. Wir bezogen unser Zimmer im Motel – die Fahrräder mit, wie üblich.

Dann die obligatorische heiße Dusche und die feuchten Sachen zum Trocknen ausgebreitet.

Als wir uns zum Abendessen aufmachten, schien sogar die Sonne!

Wir beschlossen uns erst einmal das 49er Restaurant um die Ecke anzusehen, benannt nach dem Goldrausch von 1849. Goldgräber waren dort keine anwesend, aber offensichtlich viele Einheimische jeden Alters – also musste der Laden gut sein.

Und das war er auch – zu jedem Gericht konnte man zwischen Salat oder Suppe wählen, und das Dessert war auch schon dabei! Das Richtige für hungrige Radler und ein versöhnlicher Abschluss des Tages.