Shelton-Centralia (101,95 km)
Als wir heute morgen den Fernseher – Wetterkanal – einschalteten, mussten wir leider zu Kenntnis nehmen, dass es mit dem schönen, sonnigen Wetter erstmal vorbei war. Doch die Niederschlagswahrscheinlichkeit für Shelton war mit 40% angegeben, was uns als unverbesserliche Optimisten nicht sehr beunruhigte. Also packten wir unser Zeug, beluden die Räder und machten uns auf zu „Blondie’s“, wo uns das Frühstück erwartete. Das Breakfast Special mit Kaffee bis zum Umfallen, Rührei mit Schinken, Würstchen (für Steffen) und Pancakes mit Sirup sowie Saft, war lecker uns ausreichend, um uns über den Tag zu bringen. Während wir also so gemütlich unser Frühstück genossen, überlegte es sich das Wetter anders und aus den 40% Niederschlagswahrscheinlichkeit wurden gefühlte 120% – also es goss. Da uns Shelton nicht gerade als touristisch interessant erschien, blieb uns also nichts anderes übrig, als Regenklamotten anzuziehen und erstmals los zu radeln. Da uns gleich am Ortsausgang eine anstrengende Steigung erwartete, ging die gute Laune eher Richtung Keller. Da half es auch nicht, dass ich bei strömendem Regen einen Ohrwurm von „It never rains in Southern California“ hatte. Zum Glück blieb es bei der einen heftigen Steigung, danach konnte man so mit 20 km/h gemütlich dahinrollen. So erreichten wir auch schon gegen 11.45 Uhr Elma, den Ort, den ich in Anbetracht des Regens ursprünglich als Tagesziel ins Auge gefasst hatte. Steffen entdeckte ein Subway-Restaurant. Dort würde es sicher Internet geben, so dass wir unsere letzten beiden Beiträge online stellen konnten. Welche Überraschung, als wir vor dem Restaurant noch zwei Räder mit Ortlieb-Taschen entdeckten – Deutsche hier? Tatsächlich trafen wir ein Studentenpärchen, die sich von San Francisco nach Norden auf den Weg gemacht hatten, wobei der junge Mann seine Tour schon 6 Monate vorher in Florida begonnen hatte. Wir kamen natürlich in Fachsimpeln: wo kommt Ihr her? Was habt Ihr gesehen?, wie war die Strecke? etc.
Wir zogen unsere nassen Sachen aus, und holten uns erstmal eine heiße Hühnersuppe und Kaffee – man glaubt gar nicht, wie gut eine solche Suppe schmecken kann, wenn einem nass und kalt ist.
Nun standen wir vor der Frage – wie weiter? In Elma bleiben und ins Hostel gehen, wie die jungen Leute und morgen bei – höchstwahrscheinlich dem gleichen Wetter weiter fahren – oder sich nochmal trockene Sachen anziehen und die nächsten 60 km (vorher schien es laut Karte kein Hotel an der Strecke zu geben und Zelten bei strömendem Regen fiel aus) in Angriff nehmen. Ich suchte im Internet nach Hotels in Centralia – da fiel mir das Ferryman’s Inn ins Auge – es so nett aus, hatte gute Kritiken erhalten und war preiswert – also buchte ich kurzentschlossen die Übernachtung. Damit hatte alle Diskussion ein Ende.
Nun konnten wir nur noch auf eine angenehme Strecke hoffen, denn nach den über 40 km die bereits hinter uns lagen, hatten wir nun noch ca. 60 vor uns. Also schwangen wir uns wieder auf die Räder und das Glück war uns hold. Die Strecke war sehr angenehm, ruhige Straßen, links und rechts ein paar Bauernhöfe, Weideland, Pferde, der Chehalis River, kaum Steigungen und sogar der Regen ließ ein wenig nach. Als wir auf dem Highway Nr. 12 fuhren, kamen wir zum Reservat der Chevalis-Indianer, die eine riesige Tankstelle mit Shop betrieben, wo wir uns erstmal stärken und ein wenig abtrocknen ließen. Dann machten wir uns an die letzten 20 km. Alles in allem war es doch sehr anstrengend, so dass wir froh waren, als wir kurz nach 17 Uhr endlich das Hotel erreichten. Wie immer nahmen wir die Räder mit ins Zimmer, das übrigens sehr nett ist. Es gibt Internet, Frühstück ist im Preis inbegriffen und sogar eine Waschmaschine ist vorhanden, so dass wir schon mal eine Ladung Wäsche waschen konnten. Nun mussten wir nur noch eine Frage beantworten: was essen wir zum Abendbrot. Neben unserem Hotel gab es ein Café mit dem schönen Namen Rusty Bike Café, das wäre doch was. Leider hatte es zu, so dass wir doch auf die Empfehlung der netten Dame an der Rezeption zurückgriffen und zum Mexikaner gingen – eine gute Wahl gestärkt durch eine Fajita-Platte für 2 und Riesensangria können wir nun satt und zufrieden ins Bett fallen.
PS: Werbe- und sonstige Botschaften, heute entdeckt: SHOE REPAIR – GRAND OPENING ! Wahrscheinlich fährt die Kundschaft im Rolls Royce, Ferrari oder Bentley vor, um die Schuhe zum Absatz richten abzugeben.