New York – Iselin (50,5 km)

Bevor wir heute losradeln konnten, hatte ich noch etwas zu erledigen. Die ganze Tour hatte ich ein argwöhnisches Auge auf das Pinion-Getriebe meines Reiserades. So 2-3 Tage nach Tourbeginn machte sich ein kleiner Ölfleck bemerkbar (hatte ich bei bisherigen Touren noch nicht). Der Fleck kam wieder – zum Glück nur auf Betonpflaster oder in der Tiefgarage. Irgendwann ist die relativ geringe Ölmenge sicher alle, also hatte ich mir schon Sorgen gemacht, ob die Tour störungsfrei weitergehen konnte. Daher habe ich die Fahrradmanufaktur kontaktiert, die mich weiter an Pinion verwies. Pinion seinerseits empfahl mir einen Fachhändler aufzusuchen und schickte mir noch einen Suchlink mit, der für die USA erwartungsgemäß kein Ergebnis ausspuckte. Grrrrr! Nach einer entsprechenden Reaktion (siehe vorheriger Satz) dann die Überraschung: Es meldete sich Marc als Pinion-Vertreter für Nordamerika und nahm sich des Problems an. Druckablassen – beim Fahrradgetriebe – wahrscheinlich hatte sich (was selten ist) beim Luftfrachtversand ein Überdruck aufgebaut. Gesagt getan, das angebotene Auffüllset mit Pinion-Öl konnte ich mir wegen unserer recht flexiblen Etappen aber letztlich erst nach New York ins Hotel schicken lassen. Und Marc vermittelte auch den Kontakt zu Nelson in New York, der mal einen Blick auf das Rad werfen könnte. Also machte ich mich mit dem Fahrrad über den Broadway und andere Straßen auf den Weg, während Birgit schon einmal etwas zu essen für unterwegs einkaufte. Ich gab das Fahrrad bei Priority Bikes ab, nachdem wir die möglichen Lösungsvarianten besprochen hatten (Was wenn …), und spazierte zurück zum Hotel, vorbei an der alten Feuerwache, die den Ghostbusters als Basis diente. Vielleicht ja ein gutes Omen. Da wir nicht wussten, wie lange die Reparatur dauern würde, checkten wir aus. Birgit fuhr mitsamt Gepäck am Rad zur Fährstation, ich fuhr mit einem Taxi und meinen Fahrradtaschen hinterher. Damit waren wir zumindest in Startposition, sobald ich das Rad wieder holen konnte.

Offensichtlich hatte Nelson das Rad dichtbekommen und gab mir zudem auch noch ein Nachfüllset Öl mit. Außer einem guten Trinkgeld als Dankeschön hatte ich nichts bezahlt (Spoiler: Das Rad hält bisher dicht.)

Gegen 13:45 Uhr nahmen wir die Fähre nach New Jersey – mit jeweils 07,50 $ für das kurze Stück einmal quer rüber deutlich teurer als die NYC-Fähren. Auf der anderen Seite fuhren wir nach ein paar Straßenstrecken durch den Liberty State Park, von wo aus man auch einen Blick auf Ellis Island (die Einwanderungsinsel) und die Freiheitstatue auf Liberty Island hat. Ein-zwei Fotos musste ich noch von der Freiheitsstatue machen, wer weiß, vielleicht wandert sie ja aus oder wird als Ausländerin (Französin!) abgeschoben.

Hinter dem Park wurde es anstrengend, auf ordentlich befahrenen Strßaen ging es noch weiter durch Jersey City und dann durch Bayonne bis zum sprichwörtlichen Höhepunkt des heutigen Tourtages: die Bayonne-Brücke, die sixtgrößte Stahlbogenbrücke der Welt, die bereits 1931 eröffnet und 2017 mit einem höher gelegenen Fahrbahndeck modernisiert wurde, damit größere Containerschiffe durchpassen. Zum Glück gab es einen breiten und gut abgetrennten Fuß-Rad-Weg über die Brücke, von dem aus man aber einen tollen Ausblick auf den Hafen, Bayonne und in der Ferne New York hatte. Mitten auf der Brücke überschreitet man in luftiger Höhe die Grenze zwischen New Jersey und New York. In New York genossen wir einige Straßenzüge lang die Fahrradstraßen („Bike Boulevard“). Wir waren nun auf Staten Island, mussten aber auch wieder runter… Einiges Straßenzickzack später erwartete uns die Goethals-Brücke, die wieder von Staten Island nach New Jersey führt.

Eine kurze Erholungs- und Entspannungsphase ergab sich auf dem Stück auf dem Elizabeth River Trail bevor es anstrengend weiter durch die Straßen von Elizabeth und Linden ging. Wir vermissten den vollmundig auf den Nummernschildern von New Jersey angepriesenen „Garden“ in Jerseys offiziellem Spitznamen „Garden State“.

Trotz des späten Starts waren wir gut vorangekommen, auch wenn 50 km nun eine kürzere, aber aufgrund von Straßen und Brücken nicht einfache Etappe waren.

Weit gehen wollten wir heute nicht mehr und so blieben wir im Hotel und aßen eine Kleinigkeit im Bogart’s (pubähnliche Bar).