Southington – Fairfield (83,4 km)
Leider hat der Wetterbericht gestimmt. Bereits vor ein paar Tagen zeigten alle Wetterberichte für heute viel Regen und kalte 8° C an. Da war die Motivation sich schnell auf’s Rad zu setzen etwas gedämpft. Aber es hilft alles nichts, schließlich wollen wir am Samstag in New York sein und der Weg dahin ist noch lang. Nach einem ansprechenden Frühstück und ausreichend Kaffee zogen wir also unsere volle Regenausrüstung (einschl. Gamaschen) an und fuhren los. Glücklicherweise befand sich das Hotel ganz nahe am Trail, so brauchten wir nur den Home Depot Parkplatz überqueren und da waren wir auch schon fast da. Wenn man von der Dauerdusche, die mal stärker und mal schwächer „aufgedreht“ war, absieht, fuhr es sich sehr gut. Bis New Haven waren es etwas über 30 km und die konnten wir ganz entspannt auf dem asphaltierten Trail fahren, den wir diesmal fast ganz für uns alleine hatten. Bei etwas besserem Wetter hätte man die schöne Landschaft sicher mehr genießen können, aber so ist es nun mal. Ich hätte den Regen gerne nach Potsdam geschickt, da wird er definitiv mehr gebraucht als hier. Bei einer Straßenquerung klebte an dem Pfosten mit dem Trailschild ein Hinweisschild mit Verhaltensregeln bei Begegnung mit Bären. Bereits gestern hatte uns ein anderer Radler erzählt, dass auf diesem Trailabschnitt die meisten Bärensichtungen in ganz Connecticut verzeichnet werden. Er selber hätte gerade erst eine Bärin mit zwei Jungen in seinem Vorgarten gehabt. In der Regel sind sie sehr scheu, man braucht also keine Angst zu haben. Leider oder zum Glück haben wir keinen Bären gesichtet, lediglich zahlreiche Eichhörnchen und verschiedene Vögel.
Völlig nass, aber ganz gut gelaunt erreichten wir New Haven. Bei schönem Wetter hätten wir uns wahrscheinlich mehr Zeit für die Stadt genommen, die vor allem durch die neogotischen Gebäude der Yale University, eine der besten Hochschulen des Landes, geprägt ist (berühmte Absolventen sind u.a. J. F. Kennedy, Bill Clinton, Jodi Foster), aber auch hervorragende Museen hat. Wir legten nur am Ero Café eine Rast ein, um mit Kaffee und Gebäck bzw. Sandwich neue Energie zu tanken. Außerdem wollten wir überlegen, wie weit wir noch fahren wollen. Hotels sind wie so oft nicht gerade dicht gesät und meist entsprechend teuer. Wir suchten uns zwei Hotels heraus, in Stratford und Fairfield und wollten mal sehen, wie sich das Wetter weiter gestaltet. Mit dem schönen Trail war nun erstmal Schluss. Bis auf ein paar kleine Ausnahmen direkt an der Küste ging es nun hauptsächlich auf der Straße weiter. Bei all dem Regen hatten wir auch Glück, denn der Wind war uns diesmal wohlgesonnen und blies von hinten. So entschlossen wir uns, bis Fairfield weiter zu fahren, auch wenn wir dann wohl auf eine Etappenlänge von mehr als 80 km kommen würden. Zunächst fuhr es sich ganz angenehm auf einer Küstenstraße nach West Haven und weiter nach Milford, einem hübschen Küstenstädtchen mit Yachthafen und hübschen Strandhäusern. Dann wurde es langsam ungemütlicher, denn wir mussten auf die Hauptstraße. Die Brücke über den Housatonic River war noch ganz o.k., aber der Verkehr nervt halt. Es gab zwar eine ganze Weile hervorragend markierte Radwege, aber wie es oft der Fall, endeten diese plötzlich und unvermittelt und man musste auf der Straße mit dem Verkehr mitfahren. Im Großen und Ganzen sind die Autofahrer sehr rücksichtsvoll, aber auch ein gut gemeintes freundliches Hupen jagt einem oft einen Schreck ein. Der Übergang von Stratford nach Bridgeport erfolgt hauptsächlich durch das Industriegebiet und eine solche Gegend ist wahrscheinlich nirgendwo schön, aber hier war es besonders trist, was z.T. auch dem Regen zuzuschreiben ist. Bridgeport ist keine besonders schöne Stadt, lediglich ein paar Gebäude im Art deco Stil sind ganz nett, ebenso der Park an der Küste. Aber bei solch bescheidenem Wetter sind wenige Stätte wirklich attraktiv. Wir hatten nun auch genug, und statt dem Greenway entlang der Küste die restlichen Kilometer im Regen zu folgen, entschieden wir uns für die „Augen zu und durch“ Variante, d.h. wir fuhren die letzten drei Kilometer zu unserem Hotel auf der Hauptstraße. Obwohl der Regen zwischendurch mal leichter geworden war und es teilweise nur noch nieselte, so dass wir wenigstens die Regenhosen und Gamaschen ausziehen konnten, waren wir sehr froh, als wir nach der langen Strecke im Hotel ankamen. Und nun können wir die nächsten beiden Etappen nach NYC auch etwas entspannter angehen. Gleich neben dem Hotel gab es einen Diner, wo wir ein leckeres Abendessen bekamen.