Jarosławiec – Łazy [52 km]
Heute sollte es eine kürzere Etappe werden, bis zu unserem Hotel in Łazy, wo wir zwei Nächte gebucht hatten. Gestärkt von einem reichhaltigen und guten Frühstück vom Buffet wollten wir uns den Leuchtturm um die Ecke ansehen und waren sogar zu einem Auftstieg bereit … allein der Turm war nur 15:00 – 18:00 Uhr geöffnet. Also genossen wir, nach einem kurzen Schlenker durch die engen Straßen zu einem Bäckerladen, an anderer Stelle die Aussicht auf das Meer. Hier waren die künstlich angelegten geschützten Badebuchten noch einmal deutlich zu sehen.
Doro entdeckte in der Ferne irgendetwas, das auftauchte und wieder abtauchte. Obwohl es größer erschien, zeigte die Fotoauswertung, dass es sich um einen Kormoran gehandelt hatte – adé Traum vom polnischen Nessie-Boom!
Der Radweg führte dicht am Meer entlang, mal direkt hinter den Dünen, mal im Wald dahinter. Immer wieder eröffneten sich Ausblicke auf die Strände, an denen nur wenige Menschen unterwegs waren. Links von uns nun der See Kopań, rechts das Meer. Radfahrer kamen uns nun aber auch öfter entgegen. Dafür wurde es mit Erreichen des Küstenorts Darłówko immer belebter. Wie in den anderen Seebädern zuvor wurde auch hier viel gebaut. Der Leuchtturm am Hafen war schon längst nicht mehr das höchste Bauwerk. Hier gab es auch eine feste Badeanstalt; in den flachen abgetrennten Lagunen oder Becken standen die Menschen meist wie Flamingos nur mit den Beinen im Wasser.
An der Pier im Hafen lag ein Nachbau eines historischen Segelschiffs mit dem Namen „König Erik“, das sich langsam mit Touristen füllte und sicher bald zu einer Ausfahrt ablegen würde. Zu Erik würden wir bald mehr erfahren, und zwar in Darłowo (hist.: Rügenwalde). Hier dominierte das Schloss der Herzöge von Pommern das Bild der Altstadt. Erbauen ließ es der Herzog von Wolgast und Stolp Bogislaw V., Baubeginn war 1352.
Das Schloss wurde mehrfach erweitert, unter anderem unter Erik (Eryk oder Erich) I., der sich nach seiner Absetzung als König von Dänemark, Schweden und Norwegen in seine alte Heimat zurückgezogen hatte, hier als pommerscher Herzog regierte und auch hier starb und in der Marienkirche beigesetzt wurde.
Die Ausstellung im Schloss widmet sich ausführlich seiner Rolle als dreifacher König und der Geschichte der Kalmarer Union, die zuweilen gemeinsam mit der Polnisch-Litauischen Union große Gebiete in Nord- und Ostmitteleuropa bis hin zur Krim beherrschte.
In weiteren Ausstellungsräumen ist die weitere pommersche Geschichte, einschließlich Volkskunst, Alltags- und Industriegeschichte zu sehen. Einem dunklem Kapitel nach dem Mittelalter widmet sich die Folterkammer im Museum – hier geht es hautpsächlich um die Hexenprozesse, deren Hochzeit in Pommern, entgegen der allgemeinen Vorstellung, nicht im Mittelalter, sondern im 16. und 17. Jahrhundert lag. Gezeigt werden hier zahlreiche Folterinstrumente, mit Beschreibung von Foltermethoden und zeitgenössischen Darstellungen.
Aus der „Finsternis“ stiegen wir wieder herauf, auf den Turm mit Fernblick über die Stadt und Umgebung.
Nach einer kleinen Runde durch die Stadt, gönnten wir uns in einer Kawiarna gegenüber dem Schloss eine Pause und etwas Stärkung.
Jetzt ging es im Inland weiter; wir fuhren sogar ein Stückchen auf unserer alten Route, nun in Gegenrichtung. Wir passierten eine alte Kirche aus dem 14. Jh. (die „Kirche der hl. Gottesmutter – Königin von Polen“) mit mächtigem Turm, umringt von vier Toren an den Zuwegen. Leider war die Kirche abgeschlossen, so konnten wir nicht direkt die alten prächtigen Kunstwerke betrachen, sondern nur ein Foto durch das Fenster schießen. Die Route führte jetzt auf den Bukowo-See zu. Am Seeufer – in der Ferne auf dem See war ein Angler unterwegs – gab es wieder einen der landläufigen Fitness-Parks wie wir sie oft am Strand oder an Plätzen zur Erholung gesehen hatten. Diesmal konnten wir nicht widerstehen und mussten einige der Geräte ausprobieren. Auch die Fahrradfahr-Geräte 😉 Noch ein Stück am See entlang und wir erreichten unser Hotel. Die Fahrräder kamen im Festsaal unter – erst am Freitag (nach unserer Abreise) sollte hier eine Hochzeit gefeiert werden. Wir zogen uns schnell um und gingen noch etwas durch den Ort und kauften bei der Gelegenheit noch etwas an Proviant ein – schließlich war morgen ja Feiertag. Unsere Sorge war aber völlig unbegründet, wie uns ein polnischer Kunde erklärte: Auch am Feiertag muss man schließlich essen und trinken…
Das Abendessen genossen wir im Hotel in der Sonne. Zum Abschluss knobelten wir noch gemeinsam, aber jeder von seinem Balkon aus, an einem mitgebrachten Zeit-Rätsel.