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Bettyhill – Lairg

82,55 km

Heute ging es mal leicht los, die ersten Kilometer führten ins Tal hinunter und dann am Fluss entlang. Doch dann ging es ordentlich bergauf und über ein Hochplateau. Die Sicht war gut und das Wetter OK: ab und an ein Sonnenstrahl, aber auch der eine oder andere Nieselschauer. Als wir am Aussichtspunkt zum Glen Borgie hielten, waren da zwei andere Radler. Wie sich herausstellte, waren es Australier, die zu viert auf dem Radweg von Land’s End (Cornwall) nach John o’Groats unterwegs waren und nun am vorletzten Tag ihrer 30tätigen Reise fast ihr Ziel erreicht haben. Zu unserem großen Erstaunen erzählten sie, dass sie gestern den ersten Tag ohne Sonnenschein hatten – da wurde ich doch ein wenig neidig, denn wir hatten bisher keinen Tag ohne Regenschauer aber viele Tage ohne Sonnenschein. Naja heute zeigte sich die Sonne ja immer mal, da wollen wir doch sehr zufrieden sein. Unser erstes Etappenziel heute war der kleine Ort Tongue am Kyle of Tongue.Eigentlich nicht besonders sehenswert, aber das Wasser schimmert hier in herrlichen Blau- und Grüntönen, es gibt Sandstrände und auf einer Halbinsel thront die Burgruine Casteal Bharraich. Im Hintergrund felsige Berge der Highlands. Der Nordseeradweg bleibt auf der A836, die ab hier aber ein kleines einspuriges Sträßchen mit Haltebuchten zum Überholen und Passieren ist. Bis zur nächsten nennenswerten Ortschaft sind es 60 km! Das ist Einsamkeit. Erstmal ging es wieder nach oben, aber dann war die Strecke relativ eben, wir fuhren am Loch Graggie und dann am Loch Loyal entlang. Ab und zu kam mal ein Auto oder Motorrad vorbei, aber eigentlich war es sehr ruhig und einsam. Am Ende des Loch Loyal ging es dann wieder bergauf und gerade hier erwischte uns ein mächtiger Regenguss. Wir überlegten noch, ob wir an einer verlassenen Hütte Schutz suchen und evtl. die Regensachen anziehen sollten, da war der Spuk auch schon vorbei, Nur unsere tropfnassen Klamotten zeugten noch davon. Naja was sollte es, bergan wird einem immer warm und bei dem Wind waren die Trekkinghosen auch schnell trockengepustet. Nach dem Anstieg kam natürlich wieder eine Abfahrt, nicht zu steil, dafür aber einige Kilometer lang. Sie führte direkt in den kleinen Ort Altnaharra, der außer ein paar Häusern und einem Hotel offensichtlich nichts weiter zu bieten hat. Aber das Hotel ist offensichtlich unter Jagd- und Angelbegeisterten sehr bekannt. Und das, wenn man dem Empfangsschild glauben darf seit den frühren 1800er Jahren. Ein guter Ort, um einen Nachmittagstee und Scones zu sich zu nehmen, die uns übrigens in der Lounge serviert wurden. Das nenne ich Stil!

Getreu der alten Radfahrerweisheit: nach bergab gehts wieder bergauf, fuhren wir nun die nächsten 12 km mit geringer Steigung bergauf. Es fuhr sich sehr gut, nur der Wind, der meist von seitlich vorn kam, nervte. Die Straße war hier etwas belebter, so dass wir öfter halten mussten, um Fahrzeuge vorbei oder überholen zu lassen. Die meisten Autofahrer waren sehr rücksichtsvoll und warteten auch mal geduldig, wenn wir uns einen Anstieg hochquälten, aber natürlich gab es auch Ausnahmen. Mein Fazit: je teurer das Auto, desto rücksichtsloser der Fahrer (Ausnahmen bestätigen die Regel). Nach insgesamt 62 km hatten wir den höchsten Punkt der heutigen Strecke (bei 272 m über dem Meerespiegel) erreicht, nun sollte es langsam bergab bzw. auf ebener Strecke weitergehen. Das klappte ganz gut, nur der Wind sog einem förmlich die Kraft aus dem Leib. Die letzten Kilometer hatten es daher nochmal in sich. Aber als wir vor dem Lairg Highland Hotel standen, war das alles vergessen. Nun wollten wir nur noch duschen und dann ein leckers Abendbrot. Das wir auch bekamen, vor allem das Dessert, eine schottische Cheesecake-Spezialität (natürlich mit Hafer und Whisky), war ein Gaumenschmaus.