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25.04.2017
San Diego
Tierisch interessant Irgendwann hätte ich mich wie die Koalas in eine Astgabel hängen und schlafen können. Das ging aber nicht, weil es noch viel mehr zu sehen gab und, ganz nebenbei, das Abhängen in einer Astgabel bestimmt gegen irgendein Gesetz oder eine Verordnung verstößt. Es war aber auch eine ganz schöne Strecke, die wir im sehr schönen ausgedehnten San Diego Zoo zu Fuß zurücklegt haben: den Hippo Trail, den Tiger Trail, den Monkey Trail und den Treetop Way und noch den einen oder anderen kleinen Schlenker. Da der Zoo terassenartig und sehr großzügig angelegt ist, hat man immer wieder eine andere Perspektive auf die geräumigen Gehege mit viel Grün, Wasserläufen und Felsen. So konnten wir zum Beispiel auch die Nilpferde durch eine dicke Glasscheibe unter Wasser beobachten, ebenso den Eisbären, der gerade mit seinem Fisch-Snack im Eisklumpen kämpfte und sich vielleicht dachte: 'die machen hier in Amerika einfach an alles zuviel Eis 'ran, nicht nur an die Limo'. In einem Geherge lausten sich die Affen, im anderen lag der Tasmanische Teufel (ein Beuteltier) wie ein Bettvorleger und hielt Siesta, genauso wie der Malaysia-Tiger, das Zwergkänguruh und eben die Koalas. Dagegen waren der Ameisenbär, einige Gazellen und die Karibus (mit einem gerade erst ins Gehege entlassenen tapsigen Kitz) sehr geschäftig. Auch in den hohen Vogelgehegen mit vielen "Parkmöglichkeiten" in Gestalt von Bäumen und Büschen herrschte reges Treiben, selbst bei den Enten waren viele Farbvarianten dabei, die wir bisher noch nie gesehen hatten. Trotzdem wir uns vorher per Seilbahn und Bus einen Überblick verschafft hatten, kam doch schon eine ordentliche Strecke zu Fuß zusammen. Dabei waren einige Anlagen noch im Bau und sollen diesen Sommer eröffnet werden.
So war es schon früher Nachmittag als wir den Zoo verließen und uns auf den Weg durch den riesigen Balboa-Park machten, in den der Zoo eingebettet ist. Der Zoo wurde 1916 eröffnet, der Park (benannt nach dem ersten Europäer benannt der den Pazifik erblickte) wurde 1868 eröffnet und 1915 zur Pazifik-Panama-Weltausstellung anlässlich der Eröffnung des Panamakanals erweitert, u.a. mit Gebäuden im spanisch-maurischen Stil und Brunnen mit blauen Keramikmosaiken. Heute befinden sich etliche Museen auf dem Gelände des Balboa-Parks, darunter einige Kunstmuseen. Davon ist das Timken Art Museum das kleinste – dafür hatten wir noch genug Zeit. Das Museum geht auf eine Stiftung zweier wohlhabender Unternehmerfamilien zurück und beherbergt eine "Gemischtwarensammlung" meist europäischer Malerei, vor allem Werke französischer und italienischer Meister. Aber es gibt auch einen amerikanischen Saal und eine Sammlung russischer Ikonen, die leider nicht zugänglich war. Interessant und verstörend war aber die Sonderausstellung. In einem separaten Saal wurden Werke dreier Maler unterschiedlicher Epochen und Herkunft ausgestellt, die sich alle mit dem Grauen des Krieges auseinandersetzten: Collet mit dem Dreißigjährigen Krieg, Fancisco da Goya mit den Napoleonischen Kriegen auf der Iberischen Halbinsel und George W. Bellows mit dem Ersten Weltkrieg. Obwohl sehr kleinformatig zeigten die Schwarzweiß-Stiche und -Drucke sehr klar und eindringlich die Gräueltaten und das Leiden im Krieg.
In starkem Kontrast dazu nun wieder der grüne Park in der kalifornischen Sonne – es lockte uns nun das Botanical Building an, eine durchlässige Holzstruktur in Hallenform wo verschlungene Wege durch einen Dschungel und Beete führten. Birgit entdeckt einen Kolibri (die Halle war ja offen), und da war sogar ein Nest an einem großen Blatt und wir konnten aus nächster Nähe zusehen, wie der kleine Vogel Nahrung in ein entgegengerecktes Schnäbelchen stopfte. Um die Ecke lag das Theaterzentrum mit dem New Globe, zumindest von außen täuschend echt dem Original (so wie ich es noch aus Shakespeares Zeit kenne 😉 , und zwei anderen kleinen Theatern. Die zwei Strücke "Red Velvet" und "Skeleton Crew" klangen ganz interessant, die Programme nahmen wir erst einmal mit. Vorbei ging es an dem Museum of Man zur Menschheitsgeschichte, zurzeit ist eine Sonderausstellung dem Kannibalismus – Klischee und Wirklichkeit – gewidmet, aber leider war es schon 16.45 Uhr, also eine Viertelstunde vor Schließung. Aber auch von außen sieht der Museumsbau sehr interessant aus. Im hohen Portal, das eines Domes würdig wäre, waren Figuren aus der kalifornischen Geschichte integriert. Und über dem Hauptbau spannte sich eine blaubunte Kuppel mit Steinmosaiken. Der Park mit seinen Attraktionen nahm kein Ende, wir gingen noch in den Rosengarten mit dem ganzen Farbspektrum "in Rose". Der benachbarte Wüstengarten mit riesigen "Spaghettikakteen" war unsere letzte Station bevor wir uns zur Bushaltestelle aufmachten.
Mit der 7 fuhren wir nach "Downtown" bis zum Broadway Ecke Fifth. Wir wollten den historischen Gaslamp District erkunden. Für das vielgerühmte Nachtleben mit Kneipen und Live-Musik war es noch etwas zu früh, aber so wurde das eine oder andere Gebäude noch schön von der Sonne beleuchtet. In San Diego gibt es sogar ein Hardrock Hotel – das T-Shirt-Angebot war aber nicht so doll. Allmählich hatten wir auch etwas Hunger. Also die Straße herunter zum Schauen und Fotografieren und langsam wieder hoch mit einem Blick auf die Speisekarte. Auf dem Bürgersteig neben den Freilufttischen standen am Pult die Animateure, die versuchten, die Passanten mit Angeboten zu ködern und einzufangen. Aber so richtig lachte uns nichts an, wir wollten ja nicht den 0815 Burger oder Pizza oder amerikanische italienische Küche.
Café 21 warb mit Bio-, vegetarischen und veganen Gerichten, ein Blick auf die Karte überzeugte uns, dass wir beide etwas nach unserm Geschmack finden würden. Und es hingen weder in jeder Ecke Fernseher, noch gab es zu laute aufdringliche Musik. Wir saßen draußen bekamen aber auch noch etwas von der Live-Musik des Trios mit Gitarre, Saxophon, Klarinette und natürlich Gesang mit. Ein Pitcher (eigentlich ein Krug, aber hier war es eine schmale Flasche) Sangria "begleitete" uns durch den Abend. Wir gingen wieder zum Broadway hoch, mussten aber feststellen, dass die Busline 923, die von dort in die Nähe unseres Hotels fährt, nicht mehr fuhr. Als mussten wir irgendwo zur Line 28. Also in die Orange Line der Trolley (Straßenbahn) bis zum Santa Fé Depot. Dort warteten wir auf die Green Line, stiegen am Old Town Transit Center aus und gingen zur Bushaltestelle. Wir mussten noch 15 Minuten warten, aber nach weiteren 15 Minuten stiegen wir an der Garrison St in der Nähe unseres Hotels aus. Die Tageskarten für 7 $ pro Nase hatten sich bezahlt gemacht. Und dann hieß es eigentlich nur noch ins Bett, denn morgen wollten wir ja wieder Radfahren. Hey, wo sind meine Eukalyptusblätter ??!! …