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17.04.2017
Oceana – El Refugio State Park (117,5 km)
Die gestrige Entscheidung für eine feste Unterkunft hatte sich als vernünftig erwiesen; damit blieb uns das Zeltabbauen bei Regen erspart. Im Regen losfahren mussten wir allerdings trotzdem. Blieb nur noch das Frühstück. Gut ausgeschlafen kamen wir kurz nach nach 8 Uhr am Rock'n Roll Diner an, der quasi um die Ecke vom Hotel an der Strecke lag. Der typisch amerikanische Diner bestand aus zwei Eisenbahnwaggons, die im Inneren im Stil der 50er Jahre in Chevrolet-Leder-Rot-Weiß und mit zahlreichen Reminiszenzen an Filme und Musik dieser Zeit ausgestattet waren. Und es gab auch stilecht die Musik dazu, Elvis Presley und Konsorten. (Was hören Cowboys gern? …. Muhsik!) Wenigstens hatten wir Gute-Laune-Musik zum guten, reichhaltigen Frühstück, bevor wir uns wieder raus ins Nasse begaben. Da es Strippen regnete, entschieden wir uns gleich hinter Oceano, eine Schleife des Radweges abzuschneiden und nahmen die Alternativeroute. Die kürzere Strecke bescherte uns allerdings einen mächtigen Anstieg, den wir nur schiebend bewältigen konnten. Die weitere Strecke war unspektakulär, geradeaus, nass und schlammig; rechts und links Landwirtschaft Erdbeerfelder und ein Industriegebiet mit einer Verpackungsmittelfabrik – mit Kartons für Erdbeeren und Gemüse. In Guadalupe (falsch geschrieben) kamen uns auch nur Traktroren und Trucks und keine Echsen entgegen 😉 Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und es war sogar die Sonne zu sehen. So konnten wir beim Anstieg nach Lompoc mit etlichen Serpentinen wenigstens die Landschaft und die Ausblicke genießen. Auf einer Zwischenrast am Berg kam uns ein Feuerwehrfahrzeug und ein Krankenwagen entgegen. Aus dem Krankenwagen beugte sich eine Sanitäterin und fragte, ob wir sie gerufen hätten. Offensichtlich hatte sich aus der Gruppe der jugendlichen motorisierten "Biker", die wir zuvor an einer Serpentine passiert hatten, einer doch bei einem Sturz ernstlich verletzt. In Lompoc suchten wir für Birgits Schaltung erst einmal professionelle Hilfe, da alle provisorischen Tricks keine dauerhafte Abhilfe geschaffen hatten. Bei Bikes Unlimited ließen wir die Fahrräder zurück, und während Birgits Fahrrad "behandelt" wurde, gingen wir erst einmal etwas essen. Die Empfehlung "Tom's Burger" war gut, wir wählten unseren Burger aus dem "Burger-ABC" und waren erst einmal gesättigt. Da wir angesichts des nunmehr sonnigen Wetters doch noch die Strecke weiter bis zum nächsten Zeltplatz an der Küste fahren wollten, deckten wir uns mit Obst und Sachen für das morgige Frühstück ein. Birgits Rad wartete schon auf die Fortsetzung der Tour – Schaltung noch einmal nachgestellt, alles noch einmal geölt – alles für "ten bucks" (10 Dollar). Kurzentschlossen fragte ich noch mal nach einem Helmspiegel und ging mit einem Klemmspiegel für die Brille aus dem Laden. Jetzt aber los, das Wetter war weiter schön, die Strecke über das Küstengebirge sollte laut dem Mann aus dem Fahrradladen auch nicht so steil und schwer sein, wie der Weg nach Lompoc. Auf Nebenstraßen ging es zur California 1 und dann kletterten wir, und kletterten. Tolle Landschaft und tolle Sicht aber auch immer wieder Rückschläge in Form von kleineren Bergabstrecken, die uns wieder mühsam erkletterte Höhenmeter kosteten. Auf 328 m erreichten wir den Scheitelpunkt und jetzt ging es fast durchgängig bergab. Leider mussten wir uns nun von der California 1 verabschieden – sie wurde vom US Highway 101 "geschluckt". Auf dem vielbefahrenen Highway mit – zum Glück – durchgängigem Randstreifen durchquerten wir eine atemberaubende Felsschlucht – den Gaviota Canyon. Die Gegenspuren führten durch einen Tunnel, wir mussten nach langer Bergabfahrt wieder ein Strück klettern und hatten einen tollen Blick auf das Eisenbahnviadukt. Inzwischen zog der vielbeschriebene und unheimliche Küstennebel auf. Wir hatten nicht den Abzweig zum Gaviota State Park genommen – der Zeltplatz dort hatte keine Hiker Biker Sites, sondern war für Wassersport ausgelegt. Wir steuerten den Campingplatz an der Refugio State Beach an. Der Küstennebel wurde dicker, vom Pazifik, der rechts von uns in der Tiefe rauschte, war gar nichts zu sehen. Inzwischen war die Sonne untergegangen, aber noch keine Spur von einem Zeltplatz. Die 7 Meilen laut Beschreibung aus dem Radladen waren schon längst "aufgebracht". Endlich rollten wir im Refugio State Beach ein. Das Häuschen am Eingang war nicht besetzt, also checkten wir am Automaten ein. Die Schwierigkeit war nur, den Platz für Hiker/Biker zu finden. Dank Stirnlampe sahen wir das kleine Schild und folgten dem Weg in der angezeigten Richtung bis wir am Strand landeten. Wir fragten andere Camper, und richtig, ein paar Meter weiter waren die üblichen Bänke und Feuerstellen, direkt hinter dem Strand. Im Zeltaufbau im Dunkeln, mit Stirnlampe sind wir schon geübt. Während Birgit unser mobiles Heim "einrichtete" (Schlafsäcke, Isomatten, …) machte ich mich auf die Suche nach dem Campground Host wegen Feuerholz und Quarters (25 ct Stücke) für die Duschen. Nach etlichen Nachfragen fand ich den Wohnwagen mit dem Schild "CG Host on Duty", ein älterer Bärtiger in einer lustigen Haifisch-Schlafanzughose(?) öffnete und verkaufte mir ein Bündel Feuerholz und wechselte mir zwei Dollar in Münzen. Auf dem Weg über den dunklen Campingplatz konnte ich den dichten Sternenhimmel unseres Vielsternehotels bewundern. Leider war das Feuerholz doch noch feucht, alle Versuche, selbst mit Kettenöl als Feueranzünder, schlugen fehl. Also Abendessen ohne romatisches Lagerfeuer. Wenigstens funktionierte das mit der Dusche und den Münzen.