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15.04.2017
Paso Robles – Morro Bay State Park (77,3 km)
Ich sitze gerade bei Sonnenschein und Vogelgezwitscher unter riesigen Eukalyptusbäumen – also Husten dürften wir diese Nacht nicht kriegen – und schreibe unsere Tageserlebnisse auf. Das Zelt ist aufgebaut und gleich werden einen Spaziergang zum Café zum Abendessen machen. Diesmal sind wir nicht in aller Abgeschiedenheit gelandet. Bei dem schönen Wetter und zum Osterwochenende ist der Zeltplatz ausgebucht. Aber für Hiker und Biker ist immer noch ein Platz frei. Und so können wir für insgesamt 10 $ günstig übernachten und lieber in ein leckeres Abendessen investieren…
Aber ich greife vor, jetzt erst einmal die Erlebnisse des Tages. Nach geruhsamer Nacht holten wir uns die complimentary coupons des Hotels für den benachbarten Diner ab – pro Person 5 $ Rabatt. Auf der Speisekarten wurde bereits vor den großen Portionen gewarnt, die Omeletts waren gigantisch; auch Birgits "beginner size" Veggie-Omlett war nicht wesentlich kleiner. Dazu gab's ja noch die obligatorischen Kartoffeln und Toast. Auch die kleine Obstschale, die wir uns noch dazun bestellten, war nicht zu klein. Später sollten wir noch für dieses reichhaltige Frühstück dankbar sein. Als Erstes mussten wir jetzt den Supermarkt finden, um uns mit Wasser, Trockenfrüchten, Nüssen und frischem Obst einzudecken. Wir kamen zwar über den Highaway 101 rüber, aber es führte keine Straße mehr nacht rechts weg – also wieder zurück und anders herum. An einer Kreuzung passierte es dann: Birgit hatte plötzlich einen Platten. Aber den 5 cm langen Nagel konnte selbst der "Unplattbare" Schwalbe-Marathon-Mantel nicht aufhalten. Schneller Schlauchwechsel und weiter gings auf einem Radweg, bis fast zum Albertson's Supermarkt. Wir starteten also schon mit ziemlicher "Verspätung" auf die eigentliche Strecke. Heute lagen zwar nicht so viele Kilometer vor uns, aber es ging ordentlich bergauf, nur unterbrochen von kleineren Schussfahrten (Spitzengeschwindigkeit 32,4 Meilen pro Stunde). Und wieder Weinberge und Weingüter – überall der verlockende Hinweis auf "Wine Tasting", aber leider nicht für uns, da hätten wir gleich abbrechen können.
Und dann geschah es: Trotzdem ich die Schaltung von Birgits Rad am Vorabend gründlich – sogar nach Reparaturhandbuch – geprüft hatte, verhakte sich die Kette beim Schalten am Berg zwischen großem Ritzel und Speichen. Ein Kettenglied hatte sich sogar in der Aussparung des Ritzels verkeilt. Schließlich gelang es mit Werkzeug und vereinten Kräften – inzwischen hatte sich ein hilfsbereiter vorbeifahrender Radler dazugesellt – die Kette zu befreien. Der Radler kam von einer Tour nach Morro Bay zurück und war fast zu Hause. Wir hatten noch etliche Berge zu überqueren. Zur Sicherheit stellte ich die Begrenzungsschraube am Schaltwerk noch etwas enger und Birgit konnte, bis auf eine erneute kleinere Störung wieder Berge fahren.
Nachdem wir den "fiesesten" Berg mit über 550 m bezwungen hatten, konnten wir eine fast ununterbrochene lange Abfahrt genießen. Wir hatten inzwischen die Umleitung verlassen und fuhren jetzt wieder auf der California 1. Und da war er wieder, der Pazifik. Kurz hatten wir einen fantastischen Blick auf die Küste, bevor uns das Bergland wieder verschluckte. Inzwischen war die Mittagszeit schon längst vorbei, wir hatten bisher nur Wasser und Energie in Form von getrockneten Aprikosen, "Trail Mix" (wie Studentenfutter aber mit leckeren getrockneten Cranberries und Erdbeeren!) und saftig süßen Mandarinen "getankt".
Wir hatten aber noch keine schöne Picknickstelle mit einer Sitzgelegenheit ungleich einem Fahrradsattel gefunden. Dann endlich ein Parkplatz mit Ozeanblick und großen Steinen. Das Frühstück hatte echt gut vorgehalten, jetzt aber waren die Sandwiches dran. Gut, dass wir die dabei hatten, denn bis zum angepeilten State Park zog es sich noch ganz schön hin. Die Morro Bay State Beach mit Campingplatz war voll, es gab auch keine Hiker-Biker-Plätze. Also mussten wir noch durch Morro City durch.
Die 2 Meilen, die es dem State Park Ranger zufolge noch sein sollten, waren schon längst aufgebraucht. Zumindes mussten wir nicht auf dem Highway fahren, weil wir einen schönen Radweg durch Heide hinter dem Strand fanden. Diese Schleichwege waren nicht einmal auf der Topo-Karte verzeichnet. Als wir an einer Stelle zweifelten, ob der Weg nicht doch in einer Sackgasse endet, trafen wir zum Glück einen Radfahrer, der uns beruhigte und den weiteren Weg beschrieb. Wie sich herausstellte war es ein Pole aus Warschau, der gerade zu Besuch war (Keine englischen Kalauer zu "Pole" oder "Signpole" oder "Signpost", versprochen …). Es ging ein Stück durch die Stadt, dann wieder hinaus, natürlich mit Anstieg – aber immer noch keiner Spur vom Campingplatz. Aber die Route führte direkt durch den State Park, und hier sind wir. Inzwischen haben wir auch das Café ausprobiert, und vor allem einen leckeren Weißwein aus Paso Robles genossen…
PS: Unser Biker-Nachbarn auf dem Zeltplatz sind ein älteres Paar aus den Niederlanden. Sie sind schon seit März unterwegs, haben auch öfter Station gemacht, aber sie haben auch wesentlich mehr Zeit, von L.A. wollen sie noch die Cascades Route durch die Nationalparks nehmen – beneidenswert. Sie sind von Monterey nach Big Sur und zurück gefahren und haben von Salinas den Zug hierher genommen. Aber auch sie haben bestätigt: Kein Durchkommen an der Pfeiffer Bridge.