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07.04.2017
Berlin – San Fransciso
Lange geplant, alles vorher organisiert, alles dabei, alle Dokumente da … und trotzdem kann immer etwas schiefgehen. Das Foto ist, zumindest für die Eingeweihten, ein Bilderrätsel – was stimmt hier nicht? Lufthansa nach Frankfurt? Sollte es nicht mit airberlin nach Chicago und dann weiter nach San Francisco gehen? Aber ich greife vor – also noch einmal von Anfang an… Der Mietwagen stand schon seit gestern abend vollgepackt bereit. Auch der geräumige Skoda Superb Kombi war mit den zwei Fahrradkisten 180x100x25 bis zur Oberkante gefüllt, die Fahrradtaschen waren einzeln zwischen den vorderen Sitzen und der umgelegten Sitzbank verstaut. Also nur noch frühstücken, einsteigen und losfahren nach Tegel.
Zum Glück kann man ja dicht an Terminal C parken, es war auch noch nicht zu voll. Wir wollten erstmal das Gepäck loswerden, das Auto konnte ich ja immer noch abgeben. Es war gar nicht einfach, die großen "trojanischen" Taschen mit jeweils vier Fahrradtaschen auf dem einen und die zwei Fahrradkisten quer auf dem Gepäcktrolley zum Schalter zu bugsieren. Deshalb parkte ich den Wagen mit den Fahrradkartons erst einmal etwas abseits und Birgit ging zum Schalter. Für ihren entsetzten Blick als sie zurück kam lieferte sie auch gleich die Erklärung: Der airberlin-Flug nach Chicago war "cancelled" – gestrichen! Gestern abend gab es ihn aber noch, zumindest in unserem Internet zuhause. Also zum ahs-Schalter und eine Lösung suchen – wie kommen wir mit den zwei Fahrrädern nach San Francisco? Morgen fliegen kam nicht in Frage, das würde unsere ganze Hotelplanung umwerfen und vor allem wie sollten wir die Räder wieder zum Flughafen kriegen?! Über Miami oder New York, aber wie weiter – schließlich bot die nette Mitarbeiterin mit englischem Akzent uns an, auf eine andere Airline umzubuchen, allerdings müssten wir dann für die Fahrräder extra bezahlen, aber das würde airberlin erstatten. Also mit Lufthansa nach Frankfurt und von dort direkt nach San Francisco, Ankunft 16.15 Uhr. Das hieße ja 3 Stunden früher und keinen Umsteigestress und Wartezeit in Chicago! Das Problem war jetzt nur, die Fahrräder mitzukriegen, weil dafür ja normalerweise eine Anmeldefrist von 48 h vor Abflug gilt. Aber auch das hat geklappt, die Frau am Check-in für Lufthansa buchte uns sogar für einen früheren Flug nach Frankfurt – damit hatten wir nicht nur eine Stunde Umsteigezeit – und fertigte auch schon die Fahrräder ab, damit wir sie entspannt zum Sperrgepäck bringen konnten. Aber eine Frage musste sie noch stellen: "Was ist denn schon wieder mit airberlin los?" Und so kamen wir über die Probleme von airberlin bei der Gepäckabfertigung ("Die haben den Anbieter gewechselt") auf die aktuellen Probleme der Bodenabfertigung mit Dumpingpreisen und Dumpinglöhnen zu einem Drittel dessen, was früher die GlobeGround als einzige Handling-Gesellschaft gezahlt hatte. "Wer kann sich von dem Lohn noch eine Wohnung leisten?", so ihr Fazit.
Die Fahrt zum Sperrgepäckschalter glich einer Slalomfahrt – zumindest mit den zwei Fahrradkisten, aber die meisten Fluggäste waren verständnisvoll und wichen rechtzeitig meinem "Planierschild" von 1,80 m Breite aus. Allerdings wollte der Lift nicht mehr, nachdem ich Kisten und Trolley separat hineinbugsiert hatte. Also wieder raus und einzeln die Treppe heruntergetragen! Die Fahrräder waren wir los, nun musste ich nur noch das Mietauto abgeben und wir warteten auf den richtigen Check-In. Leider waren die schönen Fensterplätze mit mehr Beinfreiheit, die ich bei airberlin und American Airlines vorreserviert hatte, nun futsch, aber wir bekamen noch fast die letzten zwei zusammenhängenden Plätze, wenn auch in der Mitte. Der LH-Flug kam leicht verspätetet (15 min) aber wir hatten ja nun in Frankfurt genug Zeit, so dass wir uns dort noch in Ruhe einen Kaffee und Ciabatta-Brötchen gönnten. Bevor das Boarding losgehen konnte wurde jeder Fluggast noch einzeln von einem Mitarbeiter der United Airlines geprüft und nach Gepäck und Reisezweck befragt. Danach durften sich alle in Reihe hinter dem jeweiligen Schild für die Boarding-Gruppe aufstellen, wie beim Kindergarten-Ausflug.
Und dann steigen alle geordnet in die Boeing 747 – ja, der Jumbojet. Kuschelig eng war es schon. Wir saßen in einer Viererreihe in der Mitte. Birgit hatte Glück. Sie kam schnell ins Gespräch mit ihrer sehr netten Nachbarin, einer in der Nähe von San Francisco lebenden Inderin, die im Silicon Valley arbeitet und auch schon in Berlin gearbeitet hat. So verging die Zeit für sie etwas schneller. Das Filmprogramm gab es auch nur auf dem Großmonitor und den Monitoren über dem Gang – oder per App oder Wifi auf dem eigenen Gerät, was bei uns aus irgendeinem Grund nicht so richtig funktionierte. Unter den üblichen Verrenkungen nahmen wir auf engstem Raum das Mittagessen ein und fügten uns in unser selbsgewähltes Schicksal – 11 Stunden Flug bis San Franciso. Zwischendurch und vor Ankunft gab es noch einmal einen Snack und dann konnten wir endlich die "Blechdose" verlassen.
Weitere 1 1/2 Stunden mäanderten wir in der Warteschlange für Passkontrolle, Fingerabdrücke und Foto durchs Terminal bis wir unser Gepäck holen konnten, das schon lange auf uns wartete – auch die Fahrradkartons lagen bereit. Das Gepäck, besonders die Kartons, bugiserten wir noch durch die Zollkontrolle und dann auf die Straße. Bevor wir Richtung Hotel losradeln konnten, hatten wir noch ein wenig zu tun: Fahrräder aus der Kiste heben, Lenker anbauen und einstellen, Pedale anschrauben. Sattel hochstellen und vor allem Luft aufpumpen. Die Kartons konnten wir auf Auskunft eines freundlichen Wachmanns an den Papierkörben deponieren, dort wurden sie auch gleich abgeholt – schließlich wollten wir ja keinen Sicherheitsalarm auslösen.
Die kurze 2 km lange Strecke zum Hotel war ganz schön stressig, auf dem Randstreifen an der vierspurigen Hauptstraße entlang – problematisch war, an den Abzweigungen manchmal über zwei Spurten hinweg auf die rechte Spur zu kommen. Die meisten Autofahrer spielten aber mit und ließen uns queren und hielten beim Überholen Abstand. Nachdem wir am Hotel unsere Fahrräder einem Consierge übergeben und unsere Taschen mit dem Gepäckwagen nach oben bugsiert hatten, war erst einmal eine heiße Dusche angesagt. Den durch die Zeitverschiebung (9 Stunden) inzwischen sehr langen Tag ließen wir mit einem leichten Abendessen im Hotelrestaurant und einem Riesling aus Washington State des Jahrgangs 2012 – dem Jahr unserer ersten Pazifikküstentour – ausklingen.