17.09.2014
Düsseldorf-Vynen
100,12 km
Ungewöhnlich spät – 09.38 Uhr – rollten wir heute von Düsseldorf los. Da wir wieder hinunter zum Rhein mussten, wollten wir wenigstens noch ein kleines Stückchen über die Kö' rollen und dann links abbiegen. Aber wir gerieten in einen großen Baustellenstudel, der ins doch wieder ganz woanders ausspuckte.
Das Wetter zeigte sich wieder von der besten Seite, die Sonne schien, weiße Wolken am Himmel kamen gerade recht um das eine oder andere Foto von den ausladenden Uferlandschaften aufzulockern. Wie immer war viel los auf und am Rhein: Frachtschiffe, Fahrgastschiffe, Jogger, Rennradfahrer, Spaziergänger und auch immer mal wieder Tourenradler.
Jetzt ging es immer am Rhein entlang bis zum noblen Ortsteil Kaiserswerth mit einigen „netten Hütten“ und den Überresten einer Kaiserpfalz, die Kaiser Friedrich Barbarossa 1174-1184 neu aufleben und auch als Zollstation einrichten ließ. In den wechslenden kriegerischen deutsch-französischen Auseinandersetzungen hatten die Gebäude aber stark gelitten, sogar bis hin zur Sprengung im Jahre 1702. Die gut gesicherte und erklärte Ruine ist dennoch beeindruckend und daher sehenswert.
Nun führte uns auch der Weg wieder vom Rhein weg, er sparte eine Landzunge aus auch um ein Gewerbegebiet zu umgehen.
An einem beinahe übersehenen Abzweig nach links trafen wir auf zwei mit Warnwesten bekleideten Radfahrer, die uns auch schon bedeutet hatten, hier abzubiegen. Wie sich herausstellte, handelt s
es ich um eine Gruppe aus Neuseeland, die von der Schweiz aus den Rheinradweg in Angriff genommen hatten und noch bis Amsterdam radeln wollten.
Wir sollten die Gruppe in dem Gewusel durch Duisburg noch wiedersehen.
Die immer wieder abbiegende Route (zwei rechts, zwei links) war der pure Stress, erst in Ruhrort ging es dann wieder richtig am Rhein entlang. Gleich hinter der Schimanski-Gasse bei einem Freiluft-Restaurant eine eine echte „Schimanski-Platte“, also Currywurst mit Pommes rot-weiß.
Neben dieser Reminszenz an den wohl berühmtesten, oder verrufensten (?) Tatort-Kommissar sorgte eine Runde von fünf älteren Herren für das etwas Lokalkolorit, als sie sich unüberhörbar über die Vorzüge von Mallorca und die Defizite der Nachsaison stritten, bis sie aufstanden und zum Geländer am Ufer gingen um Schiffe zu gucken und weiter darüber zu fachsimpeln.
In Ruhrort wechselten wir die Rheinseite, um die rechtsrheinisch folgenden Industrie- und Gewerbegebiete zu meiden. Hier wechselten jetzt lange einsame Abschnitte mit gut besuchten Spazierwegen, wobei letztere oft sehr schmal waren und die ganze Aufmerksamkeit erforderten. Einen Effekt nahmen iwr aber gern in Kauf: an einem Spazierweg lockte ein Eiswagen, eine Verlockung, der wir nicht widerstehen konnten.
Wegen Dammbauarbeiten zwischen Orsoy und Rheinberg wurde der Radverkehr großräumig umgeleitet, so dass wir doch noch direkt durch die Altstadt von Rhinebeg fuhren.
Erst später kamen wir wieder an den Rhein, aber nicht ans Ufer sonder zum Teil auf oder am Hochwasserdamm entlang. Dazwischen lagen satte grüne Wiesen, Kühe, … ein Containerschiff, letzteres natürlich schon im Rhein.
Hinter Büderich, genau gegenüber Wesel auf der anderen Rheinseite standen ein paar Viaduktbögen mitten auf der Wiese, die in der Luft endeten. Dies waren die Überreste der seinerzeit längsten Eisenbahnbrücke Europas für die Wesel-Bahn, die 1874 zur Versorgung der Festung Wesel errichet worden war. Auch wenn sie schon bereits früher außer Betrieb genommen und zerstört werden sollte, war die Brücke Ende des 2. Weltkrieges die letzte noch bestehende Brücke über den Rhein, die allerdings mit Herannahen der Allierten letzlich aufgegeben und zerstört wurde.
Wir erreichten die Auläufer von Xanten und da wir bereits etliche Kilometer in den Beinen hatten, verzichteten wir auf den angesichts der fortgeschrittenen Stunde wenig lohnenswerten Umweg zu den römischen und mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten, zumal wir bereits mehrfach in Xanten unterwegs gewesen waren. Der Endspurt führte uns über Wardt – wo wir eine Pension suchten, die es aber wohl doch nicht mehr gab – bis nach Vynen, wo wir nach der Wardter Enttäuschung doch lieber telefonisch ein Zimmer bestellt hatten.
Wir waren im Landhaus Spiekermann untergekommen, wo wir im gut gefüllten Gastraum auch noch ein Radler „zischen“ und sehr gut essen konnten.
Unser Bedarf an Altertümern beschränkte sich am heute Abend auf ein großes Alt-Bier
Bei dem Gasthof handelte es sich offensichtlich um einen Familienbetrieb; am Ende erschien der „Chef“ noch einmal höchstpersönlich und erkundigte sich ob alles in Ordnung sei und nach unserer Tour.