11.09.2014
Strasbourg – Wörth am Rhein
96 km

Heute sollten wir das schöne Strasbourg verlassen. Trotz aller Wehmut waren wir nach dem Frühstück sehr schnell mit dem Packen fertig, so dass wir schon 09.31 Uhr losrollen konnten.
Als Abkürzung ging es noch einmal über die „Barrage“, das Sperrwerk um die Ecke, diesmal allerdings im „Erdgeschoss“. Was wir vorgestern gar nicht bemerkt hatten war, dass hier hinter Gittern offentlich ganz schwere und gefährliche Verbrecher eingesperrt waren. Naja sie sahen eigentlich eher wie alte Steinskulpturen von irgendwelchen Heiligen und Fürsten aus, die hier zum Schutz untergestellt waren. Aber irgendetwas mussten sie schon ausgefressen haben, schließlich stand ein Wachmann mit hier unten … ach hier darf man nicht Fahrrad fahren?

Vom Rhein bekamen wir lange Zeit nichts zu sehen -in Strasbourg ging es noch ein wenig an kleineren Kanälen vor dem Hafen entlang bevor der Radweg ganz in den grünen Wald abzweigte. Rechterhand hinter den Bäumen musste der große Fluss liegen, jedenfalls war der Radweg mit Bunkern in Fußhöhe gesäumt, deren Schießluken in unsere Richtung dräuten. Ja Geschichte kommt nicht immer so schick daher, wie in der Strassburger Altstadt.

Nächster Wissenszuwachs erwartete uns an der Rheinstaustufe bei Gambsheim. Hier gab es nicht nur ein Wasserkraftwerk und eine 270 m lange Schleuse, sonder man hatte für die rheinaufwärts wandernden Fische eine Treppe gebaut. In Pitlochry (Schottland) hatten wir so etwas schon einmal gesehen, hier in Gembsheim handelte es sich aber um die größte Fischtreppe in
Europa. Leider zeigte sich am großen Glasfenster, durch das drei Becken der Treppe zu sehen waren, während unseres Aufenthalts im Besucherzentrum kein einziger Fisch. Wenigstens ahtten wir den Rhein in seiner ganzen Breite gesehen.

In Herrlisheim aßen wir Mittag, in Drusenheim fragte uns ein freundlicher älterer Herr mit Fahrrad in offensichtlich Elsässer oder sonst irgendwie regionalem Dialekt auf Deutsch, ob er helfen könne, als wir die Diskrepanz zwischen Karte und GPS-Track in kurzes Stirnrunzeln und Sinnlos-Herumstehen umsetzten. Er konnte. In dem Ort war ganz schön was los. Auf einem großen Gelände warfen etliche besonders gekleidete Leute (Kein Baguette und Baskenmütze!) Boule-Kugeln durch die Gegend, wahrscheinlich zur Erwärmung, da bei anderen Grüppchen offensichtlich schon Kampfrichter dabei standen, die an ihrem offiziellen Fähnchen am Revers, ihrem prüfenden Blick und der Punktekladde in der Hand zu erkennen waren.

Die Rheinfähre Drusenheim ließen wir rechts liegen – sie legte aber dennoch gerade ab – und wir schlängelten uns am Rhein entlang, d. h. eher hinter dem Rhein, denn der Radweg verlief zwischen Hauptdamm und den Polderflächen leicht erhöht und doch windgeschützt.

Immer mal wieder führte der Weg um ein Kieswerk herum, später auf der deutschen Seite ragen die Kieshaufen gefährlich dicht an den Radwege heran.
Einen ersten Regenschauer überstanden wir auch, er dauerte zum Glück nicht lange, da er von Norden auf uns zu gezogen kam (Wir erinnern uns: wir hatten Gegenwind.) und bald wieder weg war. So konten wir bei sporadisch einsetzendem Sonnenschein die Wiesen und Waldlandschaft rechts und links des Weges und weite Strecken auch über dem Weg genießen. Vor Birgit kreuzten unvermittelt zwei Rehe den Radweg, in 15 Meter Entfernung erhob sich ein großer nRaubvogel vor uns in die Lüfte, ein Storch stand wie ausgestopft am Wegesrand bis er sich doch zum Auffliegen bequemte. Diese tolle Landschaft war das Delta des Fĺüßchens Sauer, an dessen Mündung trafen wir auch wieder auf den Rhein. Mitten auf dem Damm in grüner Landschaft hielt Birgit plötzlich an und sagte hier sei nun die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland. Kein Schild, nichts. Erst beim näheren Hinsehen entdeckten wir zwei kleine Vermessungsmarken im Asphalt, mit den Buchstaben F und D. Aha!
Es kam noch einmal ein langweiliger gerader Abschnitt direkt am Rhein; außer viel Wasser und 2-3 Schiffen war aber nichts Spannendes zu sehen. Dann wieder ein grün gesäumter Weg auf einem Damm bis wir Maximiliansau erreichten (Wer jetzt die Geschichte mit dem Schwein weiter hören will, der liest bitte den Ortsnamen noch einmal gaaanz langsam.). Die Runde durch den Ort auf der Suche nach einem Hotel oder Gasthof verliuef ergebnislos und so fuhren wir getreu der  Wegbeschreibung einer freundlichen Anwohnerin über die Felder direkt nach Wörth am Rhein. An einer T-Kreuzung nun die Frage: Richtung Rathaus oder Altes Rathaus. Das GPS wies uns zum Hotel Hirsch nach rechts. Zur Rezeption ging es in den 1. Stock, wo eine ältere Damen an einem Rezeptionstresen vor einer Bauplane saß. Dort ging es also zum noch nicht fertig gestellten Anbau im Hof. Aber das Hotel war in Bett und Bike gelistet und hatte in einer Garage Platz auch noch für unser Fahrräder. Von den Essensempfehlungen – zwei Griechen, ein Italiener, ein deutsches Lokal gab es nicht mehr – entschieden wir uns für das frischer wirkende italienische Lokal. Nach Bruschette und Gemüse-Antipasti warne wir schon mit jeweils einer Pizza glücklich. Satt, zufrieden   und müde traten wir den Rückweg zum Hotel an.  ZZZZZZZZZZZzzzzzzz.