Honeyman State Park – Charleston (86,60 km)

Zur Abwechslung sind wir wieder einmal in einem Motel gelandet. Nicht dass uns das Wetter dazu Anlass gegeben hätte! Nach einem kühlen Morgen war die Sonne war heute unser ständiger Begleiter, gelegentlich aber auch der Wind, so dass es im Tal und auf schattigen Abschnitten doch wieder kühl wurde.

Nach gewissen Startschwierigkeiten – mein Duschbad war etwas ausgelaufen, so dass die „Morgentoilette“ länger als üblich ausfiel – einem richtigen Frühstück und dem üblichen Einpackritual (das Außenzelt musste bis kurz vor Abfahrt auch erst mal auf die Leine) rollten wir los.

Unser Zeltnachbar und Gesprächspartner von gestern Abend hatte sich schon früher verabschiedet, wobei er meinte, dass wir uns vielleicht noch einmal auf der Strecke wiedersehen. Und recht hatte er: an einem längeren Anstieg sahen wir von ferne noch sein Radtrikot leuchten. Bestimmt hatte er einen Zwischenhalt eingelegt, etwa um die Dünen am Rande der Strecke noch einmal zu erklimmen.

Wir verschoben das auf später; sicher kommt noch einmal ein „Viewpoint“ von wo man eine gute Aussicht auf die Dünen hat, die sich immer noch rechterhand des Highway 101 entlangzogen. Aber wer dahinter den Ozean wähnt, der täuscht sich gewaltig, und zwar mindestens um 3-5 Kilometer. Vor und hinter diesen riesigen Sandhaufen liegt nämlich Wald. An einigen Stellen sind Dünen bereits gefährlich nahe an die Straße herangerückt – im Winter vielleicht ein Vorteil (immer gut gestreut), aber ob die Straße nicht doch eines Tages darunter begraben wird?

Wir bogen zum Viewpoint ab, und wen sahen wir da – unseren Freund aus England im Gespräch mit zwei Motorradfahrern. Letztere waren aus Missouri nach San Francisco geflogen und hatten sich mit den Mietmotorrädern von Süden bis hier hoch gearbeitet. Gut die Tageskilometer waren ein bisschen mehr als bei uns aber es lief auch schon mal nicht so gut, wenn es zu kalt war. Sie hatten auch bisschen mehr vor, bis sie am 10. Juni wieder in San Francisco sein mussten.

Wir genossen den Ausblick von der eigens angelegten Plattform und weiter gings.

Die Strecke war aber auch nicht weniger anstrengend als gestern, hier machten uns die langgezogenen Anstiege – schnurgerade oder auch um weite Kurven, sowie gelegentlich auch Wind aus der falschen Richtung (Gegenwind!) zu schaffen. Und trotz Randstreifen ist es schon ein gewisser Stress, wenn ständig Autos oder gar Trucks an einem vorbeirauschen. So ist eine ruhige Nebenstrecke durch den Wald oder eine Rast in einem, County Park am See schon eine Erholung.

Die größte Herausforderung war aber die Coos Bay Bridge. Eigentlich gab es auch hier wieder einen Knopf für Radfahrer zum Einschalten der Blinkleuchten, damit die Autofahrer vor den Radfahrern auf der Brücke gewarnt werden. Aber da die Fahrbahn auf der Brücke ohnehin durch Bauarbeiten eingeengt war, schenkten wir uns diese Übung und schoben die Räder – eine Ewigkeit, wie es schien – auf dem Fußweg. Dafür hatten wir Zeit, den Ausblick auf den Sund zu genießen.

Ursprünglich wollten wir bis zum nächsten Campingplatz, aber bis dahin war es noch ein Stück. Es war zwar immer mal irgendein Campingplatz ausgeschildert, aber diese sind hier meist nur für Wohnwagen. Echte ZELTplätze gibt es fast nur in den State Parks oder US Forest National Recreation Areas.

Die Touristeninfo verwies uns nach Charleston, ein kleine Stadt mit einem Fischereihafen.

Und dort fanden wir dann das Hotel – gerade richtig um nach zwei Nächten auf dem Zeltplatz und abenteuerlichen Nachtwanderungen zu Waschraum und Toilette nicht nur die Akkus für Kamera, Handy, GPS und Netbook sondern auch unsere Akkus wieder aufzuladen. Dazu bedurfte es freilich noch eines Abendessens, das wir nach einem Spaziergang am Hafen (Laut rufenden Seelöwen unter dem Steg entdeckt!) mit Oregon Seafood Pasta bzw. einer halben Krabbe und einem Riesling aus Oregon genossen.