Whitley Bay – Durham

46 km

Das Zimmer hatten wir diesmal ohne Frühstück gebucht, hätten aber das Standard-Hotelfrühstück für jeweils £8,50 noch bekommen können. Stattdessen rollten wir kurz nach 08.00 Uhr bereits los um etwa einen Kilometer weiter in einem Brunch Café zur Abwechslung mal ein anderes leckeres Frühstück zu genießen.

Heute wollten wir den Nordseeradweg verlassen und einen Abstecher nach Durham machen. Die für den Abstrecher eigentlich vorgeplante Stecke schien uns doch ein wenig zu lang und so suchten wir uns alternative Radwege heraus, denen wir folgen wollten. Auf der Offlinekarte von mapy und der openfietsmap auf dem GPS waren diese nämlich auch eingezeichnet.

Ein Stück blieben wir zunächst noch der Küste treu, wir rollten auf Tynemouth zu. Zufällig war es auf den Tag und die Uhrzeit genau 14 Tage her, dass wir hier an der Tyne-Mündung mit der Fähre angekommen sind. Und da war sie, die Fähre. Wir nahmen die kleinere Fähre quer über den Tyne nach South Schields. Ab hier folgten wir dem Radweg 14. Wir mussten dann nur den richtigen Abzweig zum nächsten Radweg finden. An einer großen Hauptstraße verließ uns die ansonsten gute Ausschilderung, wir mussten dann über eine Ampel wieder zurück. Die Fußgänger-/Fahrradampel war schon einige Sekunden auf grün und wir waren schon losgerollt, als eine Autofahrerin voll durchbretterte, ohne irgendwie abzubremsen. Das wäre es beinahe gewesen. Als wir drüben waren, bemerkte ein Fußgänger, der das offensichtlich mitbekommen hatte: „Shocking, isn’t it.“

Über die Radwege Keelmans Way und Monkton Cycleway erreichten wir den Don Cycleway dem wir eine Weile entlang dem River Don folgen. Hier war der Don ganz klein und still, geradezu lauschig. Wir mussten ihn aber verlassen und bogen auf den Bowes Railway Path ein, eine ehemalige Bahnstrecke, die von George Stephenson 1826 erbaut wurde. Hier wurde hauptsächlich Kohle aus den Bowes-Minen transportiert. An den steilen Anstiegen wurde die Bahn mit Seilzügen unterstützt – leider gab es diese Unterstützung für uns nicht mehr. Auf dem Berg gab es noch ein ehemaliges Eisenbahndepot mit Werkstätten der Bowes-Eisenbahn, heute ein Museum. In den Werkstätten wird noch gearbeitet; heute sind es Bahn-Enthusiasten vornehmlich im besten Opa-Alter, die den Wagenpark und die Anlagen instand halten. Wenn man schon mal mit einer richtigen Eisenbahn spielen kann 😉 Leider haben sie derzeit keine Lokomotive mehr, aber, so der Mann im Museumsshop, sie hoffen zum 200jährigen Jubiläum auch wieder Fahrten auf den verbliebenen Streckenabschnitten anbieten zu können.

Die Anstiege hatten es in sich, aber so konnten wir auch immer mal wieder einen hervorragenden Blick über die Landschaft genießen. Es ging aber wieder bergab; über einen sehr abenteuerlichen Pfad, der eher einem ausgetrockneten Bachbett ähnelte, unterquerten wir die A2.

Wir bogen auf einen Radweg ein, der uns geradewegs nach Durham führen sollte, allerdings entlang der A167. Erst ging es noch durch Ortschaften,wo wir abwechselnd auf dem kombinierten Rad-/Fußweg und der Straße fuhren. Ein Mann mit NHS-Ausweis (wahrscheinlich in der Mittagspause) sprach uns an und fragte, ob er uns helfen könne. Er sei selbst Radfahrer. Er breschrieb uns einen Weg, auf dem wir nach Chester-le-Street relativ entspannt nach Durham radeln könnten. Leider haben wir nicht den richtigen Einstieg in diesen Pfad gefunden – immer wenn wir dachten, hier könnten wir abbiegen, war da ein Verbotsschild für Radfahrer. Also blieb uns nichts weiter übrig, als auf dem begleitenden Radweg entlang der vierspuringen Hauptstraße bis Durham zu radeln. Dank der kurzen, aber doch anstrengenden Etappe erreichten wir unsere Unterkunft bereits am Nachmittag, so dass wir uns frischmachen und noch in die Stadt gehen konnten. Es ging den Berg hinab, über die Brücke. Wir schlenderten durch die alten Straßen und schauten auch mal zum Theater/Kino, ob es eine interessante Vorstellung gab. Da wir morgen einen Ruhetag einlegen wollten, hatten wir Zeit. Aber Fehlanzeige: Nach Peter Pan und Wendy war uns jetzt nicht so, auch im Kino lief nichts für uns. Aber uns fiel ein Plakat auf, das für das Durham Fringe Festival warb. Da wir die Fringe-Mischung aus Musik, Comedy, Theater vom Edinburgh-Fringe kannten,waren wir neugierig geworden und buchten spontan online erstmal ein 60-Minuten-Kurzkonzert der Milne-Glendinning Band um 21.00 Uhr. Wir hatten also noch genug Zeit zum Bummeln und Abendessen, Wir schlenderten so bis zur Durham Cathedral, die noch geöffnet war. Allerdings fand gerade das Abendgebet statt, so dass wir die ausführliche Besichtigung auf morgen verschoben. Überall fielen uns Aufsteller des Durham Fringe auf, wo in historischen Räumlichkeiten, Cafés und Restaurants Veranstaltungen liefen, auch in einem Zelt vor der Kathedrale.

Wir genossen ein Abendessen in der Market Tavern, einem typischen Pub mit Cricket auf großen Fernseher. Interessant aber auch die Bilder an den Wänden- Reproduktionen der verschiedenen Banner der Bergarbeitergewerkschaft, einige sogar mit Porträts von Marx und Lenin neben den lokalen Gewerkschaftsführern und dem Mitbegründer der Labour Party, Keir Hardie. (Wie der neue Prime Minister Keir Starmer in einem Interview verriert, ging sein Vorname auf diesen zurück).

Das Konzert in der (Achtung Wortspiel) Cafédral mit jazzig inspirierten Liedern bei einem Gläschen Wein rundete den Tag wohltuend ab.