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Ystad
Ruhetag
Heute hatten wir noch einmal richtig viel Zeit für Ystad. Allerdings war das Wetter eher grau; es fing sogar an zu regnen. Aber wir waren ohnehin auf dem Weg zu den dunkleren Seiten der kleinen beschaulichen Stadt. In den Ystad-Studios wurden nämlich die Wallander-Krimis von Henning Mankell gedreht. Und wer verbindet schon – außer bei Agatha Christies „Das Böse unter der Sonne“ – Mord mit Sonnenschein! Dabei musste ich bereits an der Kasse des Ystad Studios Visitor Center freimütig zugeben, dass unsere Kenntnis des Skandinavien-Krimis eigentlich bei Sjöwall/Wahlö endet. Dass diese für Henning Mankell auch Inspiration waren zeigt der Umstand, dass in seinem Büro ein Plakat zu einem Film des Autorenpaars hing. Unserem Wissen half aber ein sehr guter Einführungsfilm auf die Sprünge, in der eine leitende Mitarbeiterin der Polizei in Ystad die Schauplätze, Hintergründe und Geschichten vorstellte und uns auch hinter die Kulissen blicken ließ. Auch die BBC-Verfilmung mit Kenneth Brannagh wurde in den Studios und an Originalschauplätzen in Ystad gedreht. Allerdings durfte, anders als im schwedischen Original, Kommissar Wallander keinen Whisky trinken. Das sollte den britischen Counterparts wie Inspector Morse und anderen vorbehalten bleiben. Ebenso wie einige andere Details entsprach dies offensichtlich nicht den Vorstellungen (oder Klischees?), was „schwedisch“ ist. Wie es zur „Geburt“ der Krimifigur Wallander kam, erklärte die Literaturagentin von Henning Mankell. Ausgangspunkt war der zunehmende Rassismus, der Henning Mankell veranlasste ein Buch dagegen zu schreiben, mit einem Polizisten als Hauptfigur. Aus einem Buch wurden viele, immer vor dem Hintergrund aktueller Problemthemen. Der internationale Erfolg „schwappte zurück“ nach Schweden und führte zur großen Popularität von Mankell auch in seinem Heimatland. Und so begann die Geschichte der Studios in Ystad, der Heimatstadt von Henning Mankell. Neben Wallander wurden auch andere Produktionen hier gedreht, auch Kinderserien, Science Fiction und Komödien. Und natürlich eine weitere Polizeiserie sowie die neueste schwedisch-dänische Koproduktion „Die Brücke“, die die Kriminalität und Polizeiarbeit beiderseits der Öresundbrücke thematisiert.
Beim Blick hinter die Kulissen des Filmemachens kann man sehen, wie Filmgeräusche nachsychronisiert werden, man kann eine Greenscreen ausprobieren, mit Landschaften oder der Wetterkarte im Hintergrund, oder auch ein Original-Storyboard bewundern. In einem kleinen Stop-Motion-Studio für Animationsfilme lassen sich mit verschiedensten Figuren Filme erstellen … wenn man die Zeit dafür hat – für eine flüssige Bewegungssequenz braucht man mindestens 10 Aufnahmen pro Sekunde.
Da wir nun doch mehr über Wallander wissen wollten und zur Erinnerung an Ystad kauften wir noch ein Buch „Wallanders Welt“und Lesezeichen und Magnet „YSTAD – lovely town for a murder“, auch hier mit Rabatt wie beim Eintritt, wohl weil wir aus der Nachbarschaft der Filmstudios Babelsberg „quasi auch vom Film sind“.
Den Regen hatten wir gut überspielt, jetzt knallte die Sonne ganz ordentlich. Da genossen wir in der Altstadt in einem sonnig bis schattigen Innenhof Kaffee und Kuchen und schauten den Vögeln beim Bad in einem Teich zu.
Gut erholt und gestärkt besichtigten wir noch das ehemalige Franziskaner-Kloster, das nach der Vertreibung der letzten Klosterbrüder am 24. März 1532, im Zuge der Reformation in Dänemark, zunächst als Hospital, später als Brennerei und dann als Lagerhalle genutzt worden war und mehrfach vor dem Abbruch stand. Dank der Spende des Ge schäftsmanns Jacob Lachmann wurde es nach 1909 restauriert. Es wurde Bibliothek und Museum. Das Museum blieb, die Bibliothek zog um. Aber eine aktuelle Ausstellung über Kinderbücher mit viel Spielgelegenheiten für die jungen Leser knüpft an die Geschichte an. Ebenfalls sehenswert und beeindruckend: die Fotoausstellung „ÅRSRIKA“ (wörtlich „reich an Jahren“) über Menschen, die auch über 80 noch aktiv, interessiert und wichtig sind. Ein Plädoyer gegen das Ausblenden oder Verstecken älterer Menschen und ihrer Lebenslust.
Sehr „erbaulich“ war auch der mehrteilige Klostergarten mit Kräuter-, Gemüse- und Rosengarten.
Mit vielen Eindrücken und wenigen gekauften Souvenirs kehrten wir ins Hotel zurück. Schließlich wollten wir vor der morgigen Abreise noch packen und etwas zu Abend essen.