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Banff – Pidmeddan
70,71 km

Heute ließen wir uns zunächst den Berg herunterrollen und machten einen kleinen Schlenker, um den Tag mit Kultur und Kunst zu beginnen. Duff House lag quasi auf dem Weg und so lag es nahe, sich mit der Geschichte dieses prachtvollen Herrenhauses zu beschäftigen und zugleich noch einen Blick auf die Sonderausstellung „Romantisches Schottland“ aus Beständen der schottischen Nationalgalerie zu werfen.

Wenngleich sich der Bauherr William Duff (später 1. Earl Fife) und der renommierte schottische Architekt William Adams schnell über das ehrgeizige und repräsentative Projekt einig waren und schon wenige Wochen nach Beauftragung die Bauarbeiten im Jahr 1735 begannen, liefen Aufwand und Kosten für den Prestigebau bald aus dem Ruder und so kamen die Arbeiten 1741 zum Erliegen, ohne dass die geplanten Innenausbauten verwirklicht worden waren (Hat da gerade jemand „BER“ gesagt?). Auch die geplanten Seitenflügel waren bereits aus Kostengründen weggelassen worden. Der 1. Earl Fife hat das Haus nie richtig bezogen, es blieb seinen Nachfolgern überlassen, das Werk zu vollenden. Der gerichtliche Streit um unbezahlte Rechnungen zog sich noch 5 Jahre hin, der Baumeister bekam Recht, starb aber, bevor er das ihm Zugesprochene erhielt.

Da die als Wirtschaftsgebäude geplanten Seitenflügel wegfielen, mussten diese Räume einschließlich der Dienstbotenunterkünfte mit im Haupthaus untergebracht werden. Dafür wurden auf unterschiedlichen Ebenen Zwischendecken eingezogen. Die heutzutage zu besichtigenden Empfangsräume, Schlafzimmer und Arbeitsräume sind dennoch sehr prächtig. Allerdings ist nur weniges noch Original und durch Restaurierung wiederhergestellt, z.B. die Farbgebung aus dem18. Jh. in einigen Räumen. Da die Duffs inzwischen in die königliche Familie „eingeheiratet“ hatten, gaben sie 1906 Duff House auf, verkauften das Interieur und schenkten 1907das Haus den Städten Banff und Macduff. In der folgenden Jahren war Duff House Hotel, Sanatorium, Internierungslager, Kriegsgefangenenlager (2. Weltkrieg), Hauptquartier der Norwegischen Brigade und Aufenthaltsort für polnische Soldaten vor ihrer Repatriierung. Das 1950 stark heruntergekommene Haus wurde schließlich vom Staat übernommen und über die Jahre gründlich saniert und restauriert bis es 1995 wieder eröffnet wurde, auch als Außenstelle der schottischen Nationalgalerie. Diese stellte auch die prächtige Innenausstattung einschließlich einzelner Gemälde von Gainsborough, El Greco u.a.

Da fügt sich die Ausstellung zu „Romantisches Schottland“ hervorragend ein. Dazu werden aber auch die gesellschaftlichen Entwicklungen beleuchtet. Auf jeden Fall hat die Romantik mit ihren Landschaftsdarstellungen schottischer Burgen (oder Burgruinen) und wilder Küstenlandschaften viel zum Ruf von und Interesse an Schottland als geheimnisvolles urwüchsiges wildes Land beigetragen. Und auch wir haben ja die wilde Landschaft so erlebt, bzw. erradelt und waren dessen ungestümen Elementen (Wind und Regen) ausgesetzt. Denen gegenüber bieten die gezeigten Fotografien vom Ende des 19. Jh. einen unverfälschten Blick auf die Lebensumstände der Fischer und einfachen Bauern, auch wenn längst viele Menschen die ländlichen Regionen verlassen hatten und in die Industriezentren oder nach Übersee ausgewandert waren. Die Ausstellung war damit für uns eine gelungene Ergänzung zu dem was wir auf unserer Tour durch den Norden Schottlands erfahren und gesehen hatten.

Aber wir hatten ja noch die vorletzte Radetappe auf schottischem Boden zu bewältigen. Und diese führte uns nun wieder von der Küste weg ins Inland, mit viel Auf und Ab. Unsere Motivation war die Sonne (!!!), die immer mehr hinter den Wolken hervorkam, bis wir Fahrradjacken und Hosen wieder auf kurz „umbauten“. Im kleinen Ort Turriff, der etliche schöne alte Bauten in rotem Sandstein aufwies – im Gegensatz zum üblichen Grau – machte es plötzlich „pling“ und eine Speiche in meinem Vorderrad war in der Mitte gerissen. Eine Störung, die wir gerade heute bei einer etwas längeren Etappe gar nicht gebrauchen konnten! Ich fixierte sie behelfsmäßig mit einem Gummi, bis ich das Ganze mit Aluband aus dem Billig-Kramladen mit einem Heimwerkersortiment etwas besser sichern konnte. Leider hatte ich entgegen früheren Touren die für solche Fälle empfohlene Lüsterklemme zum festen Verbinden der Bruchstücke nicht dabei. Dann bedurfte auch noch Birgits Schaltung wegen des ewigen Auf und Ab einer Korrektur. Eine sehr schöne Strecke begann in Maud, denn sie führte auf der ehemaligen Bahntrasse der Formartin & Buchanan Railway Line entlang, die 1861eröffnet wurde und auf der bis 1965 noch Passagiere und bis 1979 Güter befördert wurden.

Zum Endspurt ging es aber jetzt noch einmal ordentlich hoch und runter bis wir das Hotel in Pitmedden erreichten. Hier waren wir von der Hauptroute abgewichen, weil wir morgen noch den Pitmedden Garden ansehen wollen, bevor wir die kurze Restetappe bis Aberdeen in Angriff nehmen.