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Elgin – Banff

65,7 km

Nach einem ruhigen Start führte uns die Route zunächst noch ein Stück durch Elgin vorbei an den Ruinen der 1224 erbauten Kathedrale. Das riesige und beeindruckende Bauwerk fiel jedoch 1390 einem Brandanschlag zum Opfer. Heute sind nur noch die beiden Querschiffe und die Ostfassade erhalten, aber diese sind noch sehr imposant und geben einen Eindruck von einstigen Größe der Kirche. Die Route führte nun auf einem sehr schönen Radweg bis zum Fluss Loosie. Ein Fasan stolzierte direkt vor uns über die Straße; erst als ein Auto kam beeilte er sich ein wenig. Es ging weiter über kleine Straßen bis nach Garmouth. Hier verlief der Radweg auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse durch Brücken und über den Spey, der hier in die Nordsee mündet. Unter Whiskykennern ist die Gegend als Speyside, vor allem der Whiskytrail sehr bekannt. Wir fuhren auf dem Moray Coast Weg weiter nach Buckie. Dieser schmale Weg fuhr sich zwar nicht besonders gut, aber er bot einen tollen Ausblick auf die Küste, die hier sehr zerklüftet ist. In einer Bucht tummelten sich Robben. Wir folgten dem Küstenweg bis Cullen. Dabei fuhren wir sogar über ein hohes Viadukt. Cullen ist nicht nur ein beliebter Ferienort sondern bietet mit der Fischsuppe Cullen Skink (Hauptzutat geräucherter Fisch) ein kulinarisches Highlight. Hinter Cullen verließen wir wieder die Küste und fuhren auf kleineren Straßen nach Fordyce. Dieser kleine Ort war früher sehr bekannt. Der hier geborene George Smith machte in Indien ein Vermögen. Auf seiner Rückreise nach Schottland verstorben, hinterließ er seinen Reichtum seinem Heimatdorf mit der Auflage, eine Akademie zu gründen. Ein berühmter Absolvent der Akademie in Fordyce war Sir James Clark, Arzt von Queen Victoria. Ein weiterer bekannter Sohn des Ortes war Thomas Glover, der zwar in seinem Heimatland kaum bekannt, aber in Japan eine Berühmtheit ist, weil er westliche Technologie dort einführte, vor allem im Schiffbau und so auch als Vater der japanischen Marine gilt. Außerdem war er Berater und enger Freund von Mitsubishi-Gründer Yataro Iwasaki.

Wir sahen uns die sehr ungewöhnliche alte Kirche an. Die unter Etage ist eher ein Torbogen. Der eigentliche Raum befindet sich in der oberen Etage, die über eine Außentreppe zugänglich ist. Heute sind hier verschiedene Tafeln aufgestellt, die die Geschichte des Ortes und der Burg beschreiben. In Fordyce wurden auch Märkte abgehalten. Interessant ist noch, dass aufgrund einer Fehlinterpretation einer früheren Charta auf dem Kirchhof Sonntags ein Markt abgehalten wurde. Dabei wurde viel getrunken und es kam zum Konflikt mit den religiösen Amtsträgern. Es wurde eine „Betrunkenenglocke“ eingeführt, die geläutet wurde, wenn der Pastor seine Runde durch die kneipen drehte.

Von diesem geschichtsträchtigen Ort aus ging es nun wieder in Richtung Küste. Wir fuhren an Portsoy, einem kleinen Hafenstädtchen mit Gebäuden aus dem 16. und 17. Jahrhundert vorbei. Wieder ging es bergauf und bergab bis wir nach Whitehills, einem weiteren etwas verschlafenen Küstenort kamen. Hier führte die Route direkt am Ufer lang über einen schön ausgebauten Radweg bis nach Banff, dem Ziel unserer heutigen Etappe. Zusammen mit dem Macduff, auf der anderen Seite der Mündung des Flusses Deveron bietet Banff einen malerischen Anblick, da beide Orte terassenförmig zur Küste angelegt sind. Wir fuhren noch ein Stück durch den Ort zu unserem Hotel und freuten uns, dass wir endlich wieder einmal ganz ohne nass zu werden, unser Ziel erreicht haben.