Rigney’s Farm – Tarbert (83,01 km)

Nach einer geruhsamen Nacht freuten wir uns über strahlend blauen Himmel. Vor dem Frühstück hatten Jürgen und Doro in Begleitung der Hunde bereits die Räder aus dem Stall geholt, wobei der kleinste der Hund gleich seine Marke an Doros Fahrrad hinterließ.

Das Frühstück hielt was es versprach – schließlich wird man nicht ohne Grund in der Liste der 10 besten Orte für Frühstück in Irland genannt – es war „full Irish“, d.h. gebratene Wurst, Speck, black and white Pudding (eine Art gebratene helle und dunkle Grützwurst), Spiegelei, ein gegrillter Champignon – als vegetarische Komponente – dazu von der Wirtin frisch gebackenes noch warmes Brot, selbst gemachte Orangenmarmelade und Erdbeerkonfitüre. Super lecker! Alle tierischen Produkte waren aus eigener Erzeugung. Gerne hätten wir etwas Wurst mitgenommen, doch leider gab es nur Frisch- und keine Räucherware. Das war uns dann doch zu riskant.

Gegen 9.00 Uhr rollten wir los. Gestern abend hatten wir noch erfahren, dass die Straße, die uns zum „Great Southern Trail“ führen sollte, ab 9.30 Uhr wegen einer Ralley geschlossen wird. Also mussten wir uns beeilen. Wir hatten Glück und konnten die ca. 15 km bis zum Trail ohne Probleme zurücklegen. Bei dem Trail handelt es sich um eine stillgelegte Eisenbahnstrecke, die nun peu à peu zum Radweg ausgebaut wird. Bisher sind dies knapp 40 km. Vor allem im ersten Teil fuhr sich die Strecke sehr gut. Der Weg war fast eben und bot herrliche Aussicht auf das ländliche Irland. Erschwert wurde unsere Tour nur durch unzählige Viehgatter und andere Zugangsbeschränkungsvorrichtungen, die vom Tourenradler mit vollgepacktem Rad einiges an Kreativität abforderten. Doro und ich wählten vorwiegend die „hintere-Taschen-ab-Methode“, während Steffen und Jürgen die bereits in Nordengland und Wales erprobte „auf-dem Hinterrad-balancier-Methode“ vervollkommneten. Auf dem Prospekt zum Trail wurde auf einen Tunnel auf jeder Stichstrecke hingewiesen, der jetzt auch mit Rad zu befahren sei. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Doch da es – abgesehen von einigen Entfernungsangaben – kaum Ausschilderungen gab, fuhren wir natürlich vorbei und das ausgerechnet auf dem „bergigen Abschnitt der Strecke“. Es half nichts, also wieder zurück. Wir überquerten eine viel befahrene Fernverkehrsstraße, doch leider zu zeitig. Nochmal auf die andere Seite, um in 200 m das ganze Spiel zu wiederholen? Zum Glück gab es einen breiten Randstreifen …. Nun ging es nochmal steil bergab, dabei sorgte eine scharfe und sehr enge Kurve auf einem Weg aus losem Splitt für ordentlich Spannung. Doch die Mühen haben sich gelohnt: unser Weg führte durch eine enge Schlucht mit steilen bewachsenen Feldwänden und schließlich durch den Tunnel. Die Dunkelheit machte das Ganze etwas unheimlich, aber es war ein tolles Erlebnis. Etwa 100 m nach dem Tunnel war Schluss, zum Weitergehen hätte man ein Mountainbike (natürlich ohne Gepäck) gebraucht, also kehrten wir um. Wir fuhren auf dem Trail bis Abbeyfeale, wo wir uns in einem Pub mit den Sunday’s Specials stärkten – irische Hausmannskost, manches war etwas ungewohnt (zerquetschte Möhren, Lauchgemüse), doch es schmeckte alles gut und wir wurden satt. Und nun wieder zurück zum Trail, der eigentlich inzwischen bis Kilmorna freigegeben sein sollte, jedoch plötzlich mitten in der Landschaft aufhörte; wir mussten also wieder kleine Landstraßen nehmen. Es gab wenig Verkehr und die Anstiege waren leicht zu meistern. Der Weg zog sich noch ziemlich lange hin, doch einige schöne lange Abfahrten versüßten uns diese Fahrt etwas. Als wir dann nach mehr als 80 km Tarbert erreichten, waren wir ganz schön geschafft. Im Ferry House fanden wir Unterschlupf. Nach einer Ruhepause machten wir noch einen Spaziergang durch den Ort und füllten unsere Vorräte auf. Wir kamen am Bridewell House, einem ehemaligen Gefängnis vorbei und stießen schließlich auf Bronzetafeln, die an der Mauer eines ehemaligen Warenhauses angebracht waren und Ausschnitte aus der Geschichte des Ortes darstellten.

Den Tag beendeten wir mit einem kleinen Abendessen in der Küche unserer Herberge.